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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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lächelte mich an und murmelte:
    «Ganz ruhig, Frau Bongartz.»
    Ich war nicht mehr ruhig. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zu zittern begann, als ich weitersprach. Um das Zittern zu überdecken, sprach ich ein bisschen lauter. Aber ich versuchte sofort, meine Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen, als ich bemerkte, welch bezeichnende Blicke da zwischen Wolbert und seinem Handlanger hin und her gingen.
    «Ganz ruhig, Frau Bongartz», sagte Wolbert noch einmal. Ich nickte, ich konnte gar nicht mehr aufhören zu nicken.
    «Es war ein Unfall», sagte ich.
    «Horst Fechner ist dabei bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Passiert ist es irgendwo im Ausland, wo die Behörden weniger gründlich sind, wo es auch nicht weiter auffällt, wenn ein Einheimischer plötzlich spurlos verschwindet, wo es genug Elendsviertel gibt, vermutlich in Tunis. Es könnte sich dabei sogar um den Unfall handeln, bei dem Jonas Torhöven sich seine Verletzungen zuzog. Ich halte Fechner für gerissen genug, einen Dummen zu suchen, der das Risiko für ihn trug.»
    Wolbert fand meine Theorie sehr interessant und erkundigte sich, wie ich darauf gekommen war. Als ob das noch wichtig gewesen wäre. Aber ich bemühte mich. Ich berichtete ihm von der Unterhaltung mit Serge. Ich erklärte ihm sogar, dass Serge in der fraglichen Nacht in meinem Auftrag hatte anrufen sollen, dies jedoch nicht getan hatte. Das fand Wolbert noch interessanter. Aber am meisten interessierte ihn, auf welche Weise ich die Lücke in meinem Hirn aufgefüllt hatte. Und plötzlich ritt mich der Teufel, ich setzte alles auf eine Karte. Vorgetäuschter Selbstmord, mit allem, was dazugehörte, der Colt in der linken Hand, ein Abschiedsbrief. Aber dann hatten sie einen Fehler gemacht, sie hatten sich noch einmal in meine Nähe gewagt. Wolbert nickte. Er tat nichts weiter. Er nickte, nicht ununterbrochen, nur sporadisch, aber es machte mich ganz krank. Ich wollte, dass er augenblicklich in Frankfurt anrief und seine Kollegen auf Fechners Spur hetzte. Das sagte ich ihm auch. Ich weiß nicht mehr, mit welchen Worten, aber dass ich aufstand, um meinem Verlangen ein wenig Nachdruck zu verleihen, das weiß ich noch. Und Wolbert verlangte im Gegenzug, dass ich mich zurück auf den Stuhl setzen sollte. Er murmelte seinen blödsinnigen Standardspruch wie eine Beschwörungsformel.
    «Ganz ruhig, Frau Bongartz, ganz ruhig.»

    «Dann tun Sie, was ich sage», sagte ich. Er dachte gar nicht daran. Als er endlich zum Telefon griff, weil ich nicht aufhören konnte, ihm Vorhaltungen wegen seiner schlampigen Arbeitsmethoden zu machen, weil ich mich auch nicht wieder hinsetzen wollte und ab und zu auf die Tischplatte klopfte, da rief er Piel an. Piel kam auch ziemlich schnell. Sie steckten alle unter einer Decke. Es interessierte sie einen Scheißdreck, wer Robert getötet hatte. Für sie war der Fall erledigt. Selbstmord. Und ich hatte sie auch noch auf diese Idee gebracht. Aber sie hatten es ja ohnehin in Erwägung gezogen. Sie hatten nämlich ein paar von den Fetzen gefunden, die mir auf dem Rastplatz aus der Hand geflogen waren. Daraus hatten sie zwar nicht viel entnehmen können. Aber wenn sie die Waffe bei Robert gefunden hätten … Ich konnte sagen, was ich wollte. Es hörte mir niemand mehr zu. Der kleine Herkules hielt mich fest, als Piel mir die Spritze gab. Piels blödes Grinsen und seine einlullende Stimme gaben mir den Rest. Ich musste ihnen noch so viel erklären. Es fiel mir erst in dem Moment wieder ein. Wie ich heimgekommen war in der Nacht. Dass ich Isabells Renault vor Roberts Garage stehen sah. Dass ich das Knacken unter der Motorhaube hörte. Ein sicheres Zeichen, dass der Renault benutzt worden war, gerade eben noch. Und jetzt kühlte der Motor ab. Und der Schatten am Fenster. Ich hatte ihn deutlich gesehen, ein großer Schatten in einem dunklen Viereck. Das Zimmer am Ende der Galerie. Aber so groß konnte Jonas nicht sein, selbst dann nicht, wenn er sich aus dem Rollstuhl stemmte. Es war Fechner gewesen, ich wusste es ganz genau. Und sie glaubten mir nicht, mochte ich noch so laut werden. Es dauerte einige Minuten, ehe die Wirkung der Spritze einsetzte. Ich nutzte die Zeit, wenigstens noch einen Versuch zu machen. Sie mussten augenblicklich mein Haus durchsuchen. Vom Keller bis zum Dachboden, jeden Winkel. Fechner war da. Er hatte das ideale Versteck gefunden, mein Haus. Es war groß genug, so viele Räume ungenutzt. Und die Schritte. Ich hatte doch Schritte

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