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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Sie sehnte sich nach dem Spiel mit diesem Roboter. Es fehlte ihr einfach das Hin und Her, das Lauern aufeinander, das Prickelnde des Unbekannten, des Risikovollen. Sie vermisste den – Gesellen.
    Sie schalt sich albern und brachte es sogar fertig, ihre einseitigen Beziehungen zu der Maschine lächerlich zu finden. Sie meinte mit einem Mal, die Dinge real zu sehen, und das tat wohl. Sie konnte sich nun auch wieder des Sieges über die Maschine freuen, über die S-Melodie, die wieder ihren ursprünglichen Zweck erfüllte: Die einzige Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Und die Frage, ob das gerechtfertigt sei oder nicht, fand sie plötzlich absurd.
    Und dann erinnerte sich Robina, dass sie einen Triumph über einen solchen Sieg in ganz ähnlicher Weise schon einmal erlebt hatte. Sie holte diese Erinnerung bewusst hervor, schwelgte gleichsam in ihr. Sie tat es vorsätzlich, um die eben erlangte Auffassung über ihr Verhältnis zur Birne zu festigen.
     
    Ja, damals war das, an einem siebenten Mai, einem herrlichen Tag, angetan, auf jedes Gesicht Lebensfreude zu zaubern, einem Tag, an dem es barbarisch erscheinen sollte, zu streiten oder finsteren Gedanken nachzuhängen.
    Robina sah sich durch die Straßen schlendern, trödelnd, scheinbar ohne Ziel, ein müßiger Passant wie viele. Robina dachte überhaupt nicht oder zwang sich, so zu tun, als ob sie nicht dächte. Und so ziellos ihr Bummel schien, so oft sie auch in Nebenstraßen abbiegen mochte, sie kam dem Institut näher und näher. Nur, viel zu früh war sie aufgebrochen, viel zu früh aufgestanden, und die Zeit troff zäh wie Algenbrei.
    Allmählich glomm Zorn in ihr auf, ohnmächtiger, nicht sehr aggressiver, weil durch eine gewisse Einsicht gedämpfter Zorn – auf Donas und auf Willfart. ‘Wie konnten sie ausgerechnet den Versuch auf einen solchen Tag legen, noch dazu, wo ich frei hätte und wo morgen die Territorialwoche für mich beginnt.’ Obwohl Robina die Zusammenhänge kannte, die zu diesem Termin geführt hatten, fand sie, dass ihr einseitiger Hader mit den beiden Dozenten die Furcht überdecken half.
    Als sie vor dem Institutsgebäude stand, waren der Gedankenstreit und alle mühsam in ihr errichteten Vorsätze zerronnen. Was blieb, war Angst, unentrinnbare, sie gleichsam magnetisch anziehende Angst.
    Sie meinte, dass jedermann das Beben ihres Körpers bemerken müsste, und mehrmals sah sie sich nach Leuten um, von denen sie meinte, dass sie sie mehr als zufällig gemustert hätten. Sie zog sich, so empfand sie wenigstens, die Stufen empor, als klebten die Füße in Honig. Und in der Tat, so süß und zum Verweilen lockend erschienen ihr der Tag und jede Stufe, die noch zu ihm gehörte.
    Und dann ging alles ruck-zuck. Robina wurde von der Assistentin empfangen, in die Halle begleitet, dort von Willfart begrüßt wie eine alte Bekannte, nicht wie eine Lernende, als sei sie eben mal so vorbeigekommen. „Na, Mädchen, hast du ein Glück. So ein herrlicher Tag heute. Und ab morgen die Territorialwoche. Seht zu, dass ihr draußen was machen müsst, so eine Baukontrolle oder, noch besser, nachsehen, ob die Badestrände in Ordnung sind. Der Boden ist feucht, da lassen sie es noch lange nicht regnen. Apropos: Weißt du, dass wir einen neuen Klimatechnologen haben? Vor drei Jahren von mir ausgebildet. Also, wenn du mal ein besonderes Wetterchen brauchst, der Junge ist nicht so, du kennst mich ja. Wer von Willfart kommt, ist in Ordnung, ob er nun das Wetter bändigt oder Felder. Und so ein Stündchen… Für seinen Rapport hat er dann gewiss ein kleines Defektchen bei der Hand. Das merkt keiner. Unlängst, da brauchte ich für einen Ausflug zu zweit Sonnenschein und dann – Regen, heftigen, du verstehst – verstehst nicht? Na, auch gut, mach’ erst mal das eine fertig.“
    Robina lachte ein wenig abgelenkt.
    „Na, dann leg’ los, da hast du den Tag noch vor dir“, forderte Willfart sie auf, ernster geworden, aber immer noch ein wenig verschmitzt.
    Sie standen unvermittelt am Steuerpult, und Willfart machte mit beiden Händen eine einladende Bewegung. Und ebenso freundlich auffordernd hielt die Assistentin die Kopfsonden bereit.
    „Wie…?“, fragte Robina verwirrt, „sofort?“
    Willfart nickte lächelnd, und benommen ließ sich Robina die Fühler anbringen.
    Sie legte die Hände auf die Steuermanipulatoren und schloss die Augen, brauchte Sekunden der Sammlung. ‘Dieser Willfart hat mich einfach überfahren’, dachte sie. ‘Und eigentlich

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