Robina Krux
nach einen Zugang verzichtete Robina. Unbehagen beschlich sie, wie jedes Mal, wenn sie sich einer so geballten Kraft gegenüber sah. Der Saal minderte dies nicht, die Pulsationen drangen sehr gedämpft aus den Wänden, eher düster als hell. Armaturen, Überwachungsinstrumente oder andere, von irdischen Anlagen her gewohnte Einrichtungen fehlten.
Robina dachte an die immense Arbeit, die die Aushöhlung des Boliden verursacht haben mochte, gleichgültig mit welcher Technik. Freilich, im Grunde genommen ließ sich das Höhlensystem mit einem irdischen Minibergwerk vergleichen – aber hier, unter Raumbedingungen…?
‘Also müsste das Funkfeuer auf alle Fälle größte Bedeutung haben, die diesen Aufwand rechtfertigte.’
Robina zerbrach sich darüber nicht weiter den Kopf, sondern fuhr nach oben in die Diele und öffnete die Tür zum Birnenschlafzimmer.
Alles schien unverändert.
Mit Elan machte sich Robina an eine gründlichere Untersuchung des Raumes. Sie umkreiste den Koloss und entdeckte zwei flexible Kabel, die unter seinen Körper führten.
Robina pfiff durch die Zähne. „Sieh an, er spart oder regeneriert. Jedenfalls hat er sein autonomes System abgeschaltet.“ Und schon begann eine Idee zu rumoren: ‘Wahrscheinlich’, überlegte sie bedächtig, ‘bekommt er auch das normale Sendersignal, das ihn schlafend hält, über eines dieser Kabel, und wenn nicht? Das wäre auch nicht so schlimm! Messen muss ich, mit welcher Intensität die Signale ankommen.’
Mit der neuen, drängenden Aufgabe machte sich Robina auf den Weg nach oben.
Die Ergebnisse der Messung fand Robina zufriedenstellend. Zunächst nahm sie das Signal auf eine Endlosschleife und trimmte die Ausgangsimpulse so lange, bis sie annähernd den Intensitätswerten entsprachen, mit denen der Schläfer sie empfing. Dann fuhr sie mit dem Wiedergabegerät nach unten, zapfte behutsam die Antennenleitung des Roboters an und klemmte im gegebenen Augenblick synchron an.
„Ich komme schon noch hinter dein Innenleben!“, sagte sie spöttisch, und sie strich wie liebkosend über den glatten Panzer. „So – und nun machen wir die Probe!“ Sie verließ zufrieden den Raum.
In der Kuppel stieg sie zunächst – für alle Fälle – in die Spirale, zerschnitt seelenruhig das Kabel und setzte den Hacker in Gang. Die S-Melodie, die gleich darauf in ihrem Hörer schwang, erschien ihr auf einmal besonders melodisch.
Die halbe Birne schlief einen – wie es schien – außerordentlich gesunden Schlaf.
„Na also“, sagte Robina. Und sie kam sich vor wie die 13. Fee aus Dornröschen, an deren Spindel sich gerade das Mädchen gestochen hatte und auf das Lager niedersank.
„Tröste dich, hundert Jahre wird es nicht dauern, so lange hält die Batterie nicht!“
Beschwingt verließ Robina den unterbolidischen Bau und machte sich auf den Weg zur Grotte.
12
In den folgenden Wochen quälte sich Robina mit der Niederschrift von Eds Unfall. Daraus wollte sie eine Geschichte machen und diese auf die Wand bringen.
Es fiel ihr schwer. Sie nahm sich vor, täglich eine Seite zu schaffen, aber oft gelang ihr das nicht.
Manchmal unternahm sie kleine, ziellose Ausflüge – zur Erholung, redete sie sich ein. Ihre Gedanken glitten ständig ab. Sie litt an einer Konzentrationsschwäche, ohne deren Ursache zu kennen.
Immer öfter schob sich in ihr Denken die Diele mit den Türen, sah die Birne dort in Ruhestellung.
Während sie anfänglich der S-Melodie mit einem gewissen Triumph gelauscht hatte, mit Stolz über die gelungene List, fiel ihr das zerrende Gepiepse bald auf die Nerven. Und sie schaltete ab und an nur noch kurz ein, um zu kontrollieren, ob der Hacker noch lief.
Einmal fuhr sie zur Kuppel, um den Sauerstoffbehälter auszutauschen. Es fiel ihr schwer, die Diele nicht aufzusuchen. „Was soll’s, es funktioniert großartig. Ich habe ihn bezwungen, und das ist endgültig!“
Nach dem Besuch der Kuppel wurde es mit ihr noch schlimmer. Sie konnte nur noch wenige Stunden am Tage wirklich am Raster arbeiten. Immer wieder schweiften ihre Gedanken hin zum Roboter.
Robina begann sich Vorwürfe zu machen wegen der Zweckentfremdung einer Anlage, die sie im Grunde genommen nichts anging, die sie, im Gegenteil, zu achten hatte. Sie beruhigte sich zwar selbst, dass sie als Schiffbrüchige ein Recht dazu hätte und dass jedes vernünftige Wesen das auch einsehen würde.
Und langsam begriff Robina, und mit diesem Begreifen kam eine gewisse Ruhe über sie:
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