Robina Krux
allem für sie; denn Ed würde eine solche, schon durch das Hineinarbeiten in seine neue Tätigkeit, nicht so empfinden. Und da kannte sich Robina zu gut, über dieses Alleinsein würden bei aller Mühe weder das Institut noch die Leute im Territorium hinweghelfen können. Dazu war sie mit Ed – aus der Kindheit, vor allem aber aus dem gemeinsamen Schulbesuch heraus – zu sehr verwachsen.
‘Freilich, vielleicht war diese Ansicht falsch, vielleicht habe ich mich zu sehr gehen lassen…’
‘Aber’, Robina fand in die Wirklichkeit zurück, ‘meinen Entschluss, an der Expedition teilzunehmen, bereue ich keine Sekunde.’ Und Robina fühlte, dass sie sich nichts vormachte – obwohl zu jenem Entschluss die Flucht aus dem Alleinsein mit beigetragen haben mochte. Jetzt lachte sie bitter auf. ‘Eine Flucht aus dem Alleinsein auf der Erde mit acht Milliarden Menschen, diese Einsamkeit habe ich mit der auf dem Boliden getauscht.
Nun sei nicht ungerecht, Robi, dazwischen lag die Fahrt, da gab es die Freunde auf dem Schiff, Frank… Und schließlich die Entdeckung der Anderen!’
Robina richtete sich auf. „Wo bleibst du denn, Birne?“, fragte sie laut, und sie spürte, dass sich unter der Kuppel der Schall in der entstandenen Sauerstoffatmosphäre bereits vernehmlich fortsetzte.
Aber die fremde Maschine ließ auf sich warten. Als Robina schon Zweifel kamen, ob ihr Täuschungsmanöver vielleicht durchschaut worden sei, und sie bereits zu überlegen begann, ob sie alles noch einmal von vorn einfädeln sollte, glitt die Tür zur Seite, mit – und darüber erschrak Robina –, mit einem erbärmlichen Quietschen. Sichernd schwebte die Birne herein. Wie vorausgesehen, begann sie den Hacker abzubauen. Diesmal konnte Robina den Vorgang gut beobachten.
Aus einer Art Köcher auf der Unterseite holte die Maschine ein Ersatzkabel hervor, riss ohne Federlesen den Hacker zur Seite, entfernte die Kabelenden rechts und links vom Schnitt, indem einer der Greifer angesetzt und gedreht wurde. Dann bog sie die Verkleidung der Sendeapparatur zur Seite, setzte den neuen Stab an, drehte ihn flink – fertig. Dann packte die Birne die Hackerteile, verharrte, drehte sich langsam, offenbar verglich sie ihr Speicherbild vom Inneren der Kuppel mit dem tatsächlichen. Folgerichtig stieß sie auf den Fremdkörper. Sie rückte auf Robina zu, packte die Spirale mit dem zweiten Greifer, diesmal in fast waagerechter Lage, und schwebte in den Fahrstuhl. Wieder quietschte die Tür jämmerlich. ‘Da werde ich sie eben mal ölen, wenn es hier niemand tut’, dachte Robina.
Als ihr die Situation keineswegs bedrohlich schien, drehte sie sich innerhalb der Spirale so, dass sie bequem die Umgebung und die Handlungen des Ungetüms beobachten konnte. Es bediente zunächst mit dem dritten Manipulator – so rasch, dass Robina so schnell gar nicht folgen konnte – das Sensorentableau, sie hatte den Eindruck, in einer Kombination.
Der Fahrstuhl ruckte sanft an und fuhr reichlich lang. Sie hatte in Erinnerung, es verstrich bis zum Ringraum stets nur wenig Zeit. Ihr wurde es bang.
Plötzlich stoppte die Fahrt. Ein wenig atmete Robina auf. ‘Ich werde mich geirrt haben’, hoffte sie.
Sie hatte sich nicht geirrt. Nicht der Ringraum tat sich auf, als die Birne den Fahrstuhl verließ.
Vor ihnen lag ein geräumiger Korridor oder, besser, eine Diele, auf die mehrere Türen mündeten.
Noch bevor Robina einen Entschluss fasste, öffnete die Birne eine der Türen, schwebte in den dahinter liegenden Raum und legte sie samt den Teilen des Hackers in einer Ecke ab.
Das Erste, was Robina wieder dachte: ‘Das Miststück hat den Programmablauf geändert!’ Dann begann sie fieberhaft zu überlegen, wobei sie sich um Logik mühte: ‘Nein, er hat, das hätte ich Dummkopf einkalkulieren können, Erfahrung in Handlung umgewandelt. Ein normaler Prozess bei hochorganisierten Maschinen. Ja, hinterher ist immer alles einfacher. Er hatte einige Male festgestellt, dass der Transport der fremden Gegenstände zu ihrem Ursprung nicht den gewünschten Erfolg brachte, ergo – schaffe ich sie eben an einen anderen Ort. Und an dem befinde ich mich jetzt!’
Robina beobachtete die Birne, die ihr den „Rücken“ zudrehte und an einer Art Werkbank hantierte. Dann hatte Robina den Eindruck, als fülle der Roboter den Köcher wieder auf, jedenfalls war einen Augenblick lang ein Kabelende zu sehen. Und dann, ja, dann legte sich die Birne zur – Ruhe.
Robina traute ihren Augen
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