Robina Krux
glaubte sie, der Birne könne ihr nur helfen, wenn – er schlief, wenn die S-Melodie ungehindert in den Raum zog.
Nach Tagen, als etwa zwei Drittel des Rasters abgeschrieben waren, als neue, durch Buchstaben aufgeraute Flächen von der Wand grüßten, schien es Robina, als habe sich die S-Melodie verzerrt. Außerdem, so meinte sie, müsse sie ohnehin den Ladezustand der Batterie des Wiedergabegeräts prüfen – überhaupt, sie brauchte eine Pause.
Sie bereitete den Ausflug für den nächsten Tag sorgfältig vor. Damit ihr der Weg mit der umgehängten Ausrüstung nicht zu schwer falle, ging sie gemächlich, legte Pausen ein und machte sich vor, dass sie außer ihren Geräten nichts in den unterbolidischen Bau ziehe. Unterwegs kam Robina der Gedanke, auch einmal die andere Hälfte des Boliden, die düstere, die aus lichtundurchlässigen Gesteinen bestand, zu inspizieren. Damals hatten sie das wegen der Faszination, die von der Kuppel ausging, unterlassen.
Es freute Robina, dass nach wie vor weitere Tätigkeiten auf sie warteten, wenngleich sie sich von der anderen Seite des Himmelskörpers nicht viel versprach.
Robina spürte sofort die Veränderung in der Kuppel. Über das Außenmikrophon ließ sich ein Zischen, unterbrochen von einem regelmäßigen Knacken vernehmen. Auch die Tür hatte beim Offnen wieder nervtötend gequietscht. Die Geräusche, die vom Hacker ausgingen, ja ihre eigenen Schritte, ihre Stimme, die von den Wänden eigenartig zurückhallte, all das erfüllte Robina mit einem Gefühl des Heimischen, der Rührung, als empfinde sie erst jetzt die sterile Stille und Leere, die sie nun schon so lange umgaben.
Sie begann sorgsam zu prüfen. Fünfzehneinhalb Prozent Sauerstoff befanden sich in der Kuppel. Und dann nahm sie langsam, als sei es eine sakrale Handlung, den Helm des Anzugs ab.
Robina musste tief und langsam atmen, denn noch waren der Sauerstoffanteil gering und die Kälte gefährlich schneidend. Das autonome System des Anzugs hatte sie nicht ausgeschaltet, sodass ihr Gesicht mit Wärme und zusätzlicher Luft umspült wurde.
Robina verspürte im ersten Augenblick das Prickeln auf der Gesichtshaut wie ein erfrischendes Bad. Gleichzeitig fiel ihr ein, dass sie das alles einfacher in der Kabine hatte.
Aber hier erschien ihr die Atmosphäre, als Nebenprodukt zwar – aber was schadet das –, wie ein Fangnetz, ein Kescher, mit dem sie die Fremdlinge ein Stück zu sich herüberzog. Einen Augenblick dachte sie auch daran, in die Kuppel umzusiedeln, zumindest zeitweise, aber dann fiel ihr ein, dass sie weder den Schleusenmechanismus kannte noch sicher sein konnte, dass der Birne ihr nicht doch irgendwann den Sauerstoff ablassen würde; denn wahrscheinlich hatte die Atmosphäre Auswirkungen auf den Sender. Endgültig rückte Robina von ihrem Gedanken ab, als sie auf den Metallteilen der Anlage einen matten Schimmer gewahrte, der ihr neu vorkam. Sie untersuchte ihn und stellte fest, dass er durch heftiges Kratzen entfernt werden konnte: Über die Teile des Senders breitete sich bereits eine Oxidschicht.
Ihr erschien das zunächst nicht bedenklich, im Gegenteil, es erfüllte sie mit einer Art Frohlocken darüber, dass die Anderen offensichtlich auch nur mit Wasser kochten. Dann schalt sie sich abermals dumm und albern und dachte an die Gefahr, die sie mit ihrem sauerstoffgetriebenen Gebläse für die Sendeanlage heraufbeschwor, und sie sann, so Leid es ihr tat, nach Möglichkeiten, über die fremde Schleuse das Gas abzulassen. Sie schloss den Helm, wechselte den Sauerstoffbehälter, ging in die Schleuse und studierte eingehend, aber ergebnislos die Anordnung der Sensoren. Nach einer Weile begann sie nach einem Schema zu probieren, und irgendwann begann ein leises Zischen. Der Sauerstoffgehalt in der Kuppel sank. Sie entschloss sich, die kuppelseitige Schleusentür offen zu halten, damit das Gas ständig abziehen konnte.
Robina fuhr nach unten. Sie zögerte, die bewusste Tür zu öffnen, tat es dann so, als erwarte sie jeden Augenblick, dass etwas Überraschendes geschehen würde.
Nicht das Geringste hatte sich in dem Raum verändert, alles war wohlgeordnet an seinem Platz, und als Krönung sozusagen lag der Birne in seiner Ecke.
Robina ärgerte sich seltsamerweise: „Na, du Schlafmütze, du leichtgläubige“, rief sie und stieß ihm in die Seite, allerdings darauf bedacht, es nicht gar so kräftig zu tun. Der Roboter rührte sich nicht.
Sachte dämmerte in Robina eine Erkenntnis, die sie
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