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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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stellte Robina fest, die entscheidende Begegnung wieder einmal hinausgezögert zu haben. Sie zweifelte, ob sie auch wirklich genügend vorbereitet sei. ‘Noch ein Mal’, dachte sie, ‘bringe ich die Kraft nicht auf, mir Neues auszudenken, was wohl auch?’ Robina fühlte sich unentschlossen, obwohl die Testergebnisse zufriedenstellend schienen.
    Bei diesem Stand der Dinge schob sie einen Tag der Erholung und Sammlung, wie sie es nannte, ein, einen Tag, an dem sie nicht an das Vorhaben denken wollte. Einen Ausflug auf die schwarze Hälfte des Boliden wollte sie unternehmen, eine Expedition, die sie sich schon lange vorgenommen hatte.
    Sie konnte sich erinnern, dass diese Seite bei dem kurzen Aufenthalt dort mit Frank und Mandy unwirtlich und abstoßend auf sie gewirkt hatte, dass es dort aussah, als sei ein gewaltiger Steinbrecher am Werke gewesen: Überall harte, rissige, schwärzliche und scharfkantige Bruchflächen. Aber das war nun schon über ein Jahr her und ein oberflächlicher Eindruck.
    Robina frühstückte gut, lud das vorgeschriebene kleine Notgepäck auf und fuhr dann mit dem Eselchen in den äußersten Winkel der Ebene.
    Schon nach den ersten Kilometern wurde das Gelände fast unpassierbar. Sie durchdrang Kristalldschungel, Trümmerfelder, umging, übersprang Hindernisse.
    Anfangs fühlte sie sich in den unbekannten Gefilden gefangen von der Pracht. Es schien, als sei jede Form nur einmal vorhanden. Obwohl, das hatte sie schon länger festgestellt, der Lumineszenzschein die Randzonen schwächer durchdrang und die Farben dadurch matter wirkten, blieb Robina oft bewundernd stehen, wenn neue Nuancen oder Wuchsformen aufsprangen.
    Als sich Robina wieder auf das Ziel konzentrierte, musste sie feststellen, dass noch etliche Kilometer vor ihr lagen. Nach und nach erlahmte ihr Elan, und ganz allmählich schwand auch ihr Interesse an der unmittelbaren Umgebung.
    Als Robina endlich von einem Plateau aus den gezackten Rand des Kristallwaldes zu erblicken glaubte, hinter dem die Düsternis in die Schwärze des Raumes überging, fühlte sie sich so erschöpft, dass sie meinte, weder für den Weg zurück noch für weitere Schritte vorwärts die Kraft aufbringen zu können.
    Ihr Blick fiel auf einen etwa drei Meter tiefen, dreieckigen Raum, der von zwei Säulen gebildet wurde, die in zwei Meter Höhe ineinander drangen.
    Außer gegen zufällige Meteoritenfälle – im letzten halben Jahr ohnehin selten – schützte die Höhle weder gegen die Raumkälte noch gegen irgend etwas anderes. Trotzdem suchte Robina diesen Unterschlupf auf, und sie lächelte über den Durchbruch dieses Höhleninstinkts, so alt wie die irdische Fauna überhaupt.
    Schon im Einschlafen bemerkte Robina das zarte Glimmen der Warnlampe. Radioaktivität! Gefahr bestand nicht, dazu war die Intensität zu gering, aber es wurde ihr doch unheimlich. Bisher hatte sie keine Strahlung auf dem Boliden feststellen können.
    Nun, zumindest gäbe ein entsprechendes Vorkommen eine Antwort auf die Frage nach der Energie für das Funkfeuer und machte verständlich, warum die Anderen gerade diesen Boliden gewählt hatten.
    Trotz ihrer Müdigkeit maß Robina die Radioaktivität exakt. Sie stellte 20 Milliröntgen je Stunde fest, das Zehnfache der Dosis, die vom Organismus noch verkraftet werden kann. Der Raumanzug reduzierte die Strahlungsenergie auf ein Hundertstel.
    Der nächste Tag brachte Gewissheit. Jäh hatte das Bild gewechselt. Der Kristallwald riss plötzlich ab. An der Bruchfläche fehlten glatte, reflektierende Flanken, statt dessen muscheliger kristalliner Bruch und schuppige Abblätterungen. Robina vermisste die zarten Pastellfarben. Die Mineralien, nur noch wenig durchstrahlt, hatten graue bis weiße Tönungen. Und wenn je ein Zweifel am Ursprung dieses Himmelskörpers bestanden hätte: Ein Bruchstück, eine Scherbe, trieb hier im All, der Teil eines ehemals gigantischen Hohlkörpers, einer Megadruse. ‘Welch eine Entdeckung wäre dieser Bolid für Geologen und Mineralogen’, dachte Robina.
    An der Bruchkante trat die Masse zutage, die im Inneren des Körpers die Kristalle hervorgebracht haben musste, eine weißliche, schlierendurchzogene Substanz, mit Schloten und Schründen, Intrusionen und Einsprengseln, eine Schicht, die fast übergangslos von dem dunklen Untergrund abgelöst wurde.
    Die Gravitationsbedingungen gestatteten auch hier einen aufrechten Gang. Und da die Fläche zwar von flachen Mulden und Hügeln überzogen, aber sich doch im

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