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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Ganzen verhältnismäßig eben zeigte, kam Robina mit großen Schritten rasch voran.
    Sie schätzte die Entfernung, die sie zurückgelegt hatte, auf sechs bis sieben Kilometer, bevor sie erneut einen deutlichen Gefällewechsel erreichte. An dieser Stelle war es bereits so finster, dass sie den Scheinwerfer einschalten musste.
    Je weiter sie auf der „Seitenwand“ nach unten lief, desto mehr nahm die Radioaktivität zu. Robina konnte sich ungefähr ausrechnen, wann sie deswegen ihr Vordringen würde aufgeben müssen.
    Langsam schritt sie weiter. Einen Augenblick lang fand sie es amüsant, ihr eigener Antipode zu sein. Während über der Randzone noch ein fahler Schein der Lumineszenz gelegen hatte, befand sie sich nun in absoluter Allschwärze.
    Als Robina nur kurz einmal den Scheinwerfer löschte, überfiel sie – völlig unbegründet, wie sie sich sogleich sagte – Furcht. Rings um sie her zogen kalt gleißende Sonnen. Es war ihr, als schwebe sie zwischen ihnen im Raum, verloren…
    Und da wurde Robina bewusst, was ihre kleine Welt, von der sie jetzt Kilometer trennten, ihr bedeutete. Sie hatte sie akzeptiert als ein Zuhause, und sie spürte, wie sehr sie sich mit ihrem Los bereits abgefunden, wie sehr sie an dem, was sie sich mit so viel Mühe geschaffen hatte, hing, wie es zu ihrer eigenen, unvergleichlichen Welt geworden war.
    Und hier, scheinbar schwerelos schwebend zwischen all den blaukalt leuchtenden Sternen, wurde ihr bewusst, wie viel Geborgenheit und eigentlich auch Zufriedenheit das Stückchen Kristallwelt, das sie sich erschlossen hatte, ihr bot. Alles in ihr drängte zurück in diese Welt, und ein tiefer Schreck packte Robina, als sie sich einen Augenblick lang vorstellte, das um sie herum sei jetzt ihre Wirklichkeit, ihre flimmernden Kristalle existierten nicht mehr…
    Nur ganz allmählich kam der Kontakt zur Umgebung wieder. Sie bemerkte den glasspröden harten Boden unter ihren Füßen und sah, dass die Sterne, zwischen denen sie scheinbar stand, längst nicht so brillant funkelten wie jene über ihr: Verzerrte Reflexe im schwarzen, muschelig ausgebrochenen Untergrund.
    Sie leuchtete diesen Boden mit dem Scheinwerfer ab. Ihr erster Eindruck: Sie stand auf einer mit gigantischem Plastputz verzierten Wand, der als streichfähige Masse aufgebracht und mit einer Platte angepresst wird, die man dann nach oben abzieht. Die so entstandenen unregelmäßig verteilten Spitzkegel und Grate, deren Flanken, ebenmäßig und glatt, effektvolle Licht- und Schattenwirkungen hervorbrachten, erreichten hier die stattliche Größe von einem Meter und mehr.
    Vorsichtig schritt Robina weiter. Obwohl ihr Lichtwerfer intensiv strahlte, hatte sie keinen weiten Überblick.
    Die Strahlungsintensität nahm ständig zu. Robina blieb unschlüssig stehen. Sie dachte an Umkehr, zögernd. Dann erstieg sie einen flachen Grat und richtete den Scheinwerfer in das Gelände vor sich.
    ‘Ich werde noch einmal von einer anderen Stelle aus auf die Unterseite vordringen’, nahm sie sich vor. Seinerzeit hatten sie, bei der ersten kurzen Exkursion, keine Radioaktivität festgestellt. Aber – das wurde Robina jetzt bewusst – sie hatten versäumt, das gesamte Gebiet mit einer Schleppsonde abzusuchen.
    Wenn die Strahlung noch intensiver wird, hieße das, dass hier Erze höchster Konzentration vorkommen. Das wäre selbst bei dieser riesigen Entfernung für die Erde von einiger Bedeutung. Man müsste herausfinden, wie die Bahn des Boliden wirklich verläuft.
    Die Stelle, auf der sie damals landeten, sah aus, als sei eine wallende Flüssigkeit erstarrt. Kupfervorkommen und gediegenes Gold hatten sie erkannt.
    Robina schaute sich im Schein ihres Lichtwerfers um. ‘Und wenn das alles, worauf ich hier stehe, Uranpechblende ist? Das war doch so eine muschelig brechende, schwarze opalige Masse?
    Man müsste den Boliden in die Nähe der Erde bugsieren. Dürfte man so etwas, nachdem sich bereits die Anderen hier etabliert haben…? Sicher nicht.’
    Plötzlich stutzte Robina. Das gebündelte Licht traf halblinks vor ihr keine Kegel und Grate mehr, es schien, als klaffte dort ein Abgrund.
    Robina schätzte die Entfernung: Dreißig, 40 Meter. Sie blickte zur Kontrolllampe, die in einem bösen Violett flackerte. Aber noch ließ sich der penetrante Summton, der die absolute Verträglichkeitsgrenze anzeigte, nicht hören.
    Vorsichtig ging Robina auf das vermeintliche Loch zu. Dann stand sie vor einem steilen Abbruch, der vielleicht 20 Meter in die

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