Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
meiner
    -190-

    Töpferei. Ich fand heraus, daß es mit einer Töpferscheibe viel leichter und besser ging und die Geschirre rund und wohlgeformt wurden, während sie vorher nicht eben eine Augenweide gewesen waren.
    Aber auf nichts war ich wohl stolzer als auf eine Tabakspfeife, die ich mir machte, und obgleich sie bloß ein plumpes, unförmiges Ding wurde und nur rot gebrannt war, so war sie doch hart und fest und zog Rauch, und ich tat mich nach Herzenslust gütlich mit ihr; denn ich war seit jeher ein starker Raucher. Es waren auch Pfeifen in dem Schiff gewesen; aber zuerst hatte ich nicht an sie gedacht, da ich nicht wußte, ob Tabak auf der Insel wuchs, und später, als ich das Schiff aufs neue durchsuchte, konnte ich nicht mehr an die Pfeifen kommen.
    Auch machte ich gute Fortschritte mit meiner Korbarbeit und flocht einen Haufen nützlicher Körbe, so gut es eben ging. Sie waren zwar nicht schön, aber doch geeignet, um allerhand darin aufzuheben oder heim zutragen. Zum Beispiel konnte ich eine Ziege, die ich erlegt hatte, an einen Baum aufhängen, ihr das Fell abziehen, sie ausnehmen, in Stücke schneiden und in einem Korb nach Hause tragen oder ebenso eine Schildkröte aufschneiden, die Eier und ein oder zwei Stücke ihres Fleisches in einem Korb
    heimbringen und den Rest liegen lassen. Die großen und tiefen Körbe dienten mir als Behälter für mein Korn, das ich immer gleich ausrieb und darin aufbewahrte.
    Ich wurde nun gewahr, daß mein Pulver beträchtlich abnahm, und diesem Mangel wußte ich auf keine Weise abzuhelfen. Ich begann ernstlich zu überlegen,
    -191-

    was ich tun sollte, wenn ich kein Pulver mehr hätte, vor allem, wie ich dann Ziegen erlegen sollte. Wie erwähnt, hatte ich im dritten Jahr meines Hier seins eine junge Ziege gefangen und zahm aufgezogen; ich hoffte immer, einen Bock dazuzubekommen. Das wollte mir aber durchaus nicht gelingen, bis denn meine junge Ziege eine alte geworden war. Sie zu schlachten konnte ich nicht übers Herz bringen; so starb sie endlich vor Alter.
    Aber nun, im elften Jahr meiner Inselherrschaft, als, wie gesagt, meine Munition abnahm, sann ich Tag und Nacht darüber nach, wie ich Ziegen mit Fallen oder Schlingen lebendig fangen könnte; vor allem war's mir um eine trächtige Alte zu tun.
    Ich legte also Schlingen, und ich glaube, es verfingen sich mehr als einmal welche darin; aber meine Stricke taugten nichts; denn ich hatte keinen Draht, und so fand ich sie immer zerrissen und meinen Köder gefressen.
    Schließlich versuchte ich's mit einer Fallgrube. Ich grub mehrere große Löcher in die Erde, an Stellen, wo ich die Ziegen oft hatte äsen sehen, legte selbstgemachtes Flechtwerk mit einem schweren Gewicht darüber und streute Gersten- und Reiskörner hinein. Ich konnte hernach an den Spuren sehen, daß die Ziegen hineingegangen waren und das Korn gefressen hatten. Schließlich stellte ich drei Fallen in einer Nacht, und am nächsten Morgen standen noch alle; aber der Köder war weggefressen. Das war sehr entmutigend. Nichtsdestoweniger verlegte ich die Fallen anderswohin, und endlich fand ich eines Morgens in einer von ihnen einen großen Bock und in
    -192-

    einer anderen drei Kitze, ein männliches und zwei weibliche.
    Mit dem Alten wußte ich nichts anzufangen; er war so wild, daß ich mich nicht zu ihm in die Grube getraute, um ihn lebend fortzuschaffen, worum mir's eben zu tun war. Ich hätte ihn töten können; aber das war nicht meine Absicht ; also ließ ich ihn heraus, und er sprang wie rasend vor Angst davon. Ich wußte damals noch nicht, was ich später lernte, daß Hunger selbst einen Löwen zähmt. Wenn ich ihn drei oder vier Tage ohne Nahrung stehen gelassen und ihm dann etwas Wasser und Futter gebracht hätte, wäre er so zahm wie die Kitze geworden; denn es sind sehr lenksame Tiere, wenn sie richtig behandelt werden.
    Jedenfalls ließ ich ihn diesmal laufen, da ich's nicht besser wußte, ging dann zu den drei Jungen, nahm eins nach dem ändern heraus, band sie mit Stricken zusammen und brachte sie mit einiger Schwierigkeit alle heim. Es dauerte eine gute Welle, bis sie fressen wollten; aber als ich ihnen etwas süßes Korn vorwarf, konnten sie nicht widerstehen und wurden kirre. Ich sah nun, daß ich nur eine Anzahl von ihnen zahm aufzuziehen brauchte, um immer Fleisch zu haben, wenn mein Pulver verschossen wäre; ich würde sie dann leicht wie eine Schafherde um mein Haus herum halten können.
    Doch fiel mir auch sogleich ein, daß ich

Weitere Kostenlose Bücher