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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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daß, wenn beide Leitern weggenommen waren, kein lebender Mensch zu mir herunterkommen konnte, ohne zu verunglücken, und wenn es auch wirklich einem gelungen wäre, wäre er doch immer erst vor meiner äußeren Mauer gewesen.
    So traf ich alle Maßnahmen zu meinem Schutz, die menschliche Voraussicht nur zu ersinnen vermag; und man wird später sehen, daß sie nicht ganz überflüssig
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    waren, obwohl ich damals noch nichts anderes voraussah, als was meine Furcht mir eingab.
    Während dieser Arbeit versäumte ich trotzdem nicht meine anderen Geschäfte. Besonders machte ich mir große Sorge um meine kleine Ziegenherde. Sie versorgte mich nachgerade schon zur Genüge und ersparte mir nicht nur Pulver und Blei, sondern auch die Mühe der Jagd nach den wilden Ziegen, und es wäre mir sehr leid gewesen, diesen Vorteil zu verlieren und mit der ganzen Zucht von vorne anzufangen.
    Nach langem Besinnen fand ich zwei Wege, um sie mir zu erhalten, nämlich entweder an einem bestimmten Platz eine unterirdische Höhle zu graben und sie jede Nacht hineinzutreiben oder aber zwei oder drei kleine Grundstücke, entfernt voneinander und so verborgen wie möglich, zu umzäunen, in deren jedem ich ungefähr ein halbes Dutzend junger Ziegen halten könnte, damit, wenn wirklich der Hauptherde ein Unglück zustieße, ich mir mit wenig Zeit und Mühe eine neue aufziehen könnte. Und dies schien mir, obgleich es viel Zeit und Arbeit kosten würde, doch das gescheiteste zu sein.
    Ich suchte also lange nach den verstecktesten Plätzen der Insel und entschloß mich endlich für einen, der so entlegen war, wie ich nur wünschen konnte. Es war ein kleines, feuchtes Stück Land mitten im dichten Wald, wo ich mich ehemals auf der Rückkehr von der Ostseite der Insel fast verirrt hätte.
    Hier also fand ich eine Lichtung von ungefähr drei Morgen, so von Gehölz wie von einer natürlichen Hürde umgeben, daß ich lange nicht soviel Mühe damit hatte wie zuvor. Ich machte mich gleich an die
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    Arbeit, und in weniger als einem Monat hatte ich es rundherum eingezäunt, so daß meine Herde, die schon nicht mehr so wild war wie im Anfang, ganz sicher darin war. Unverweilt trieb ich nun zehn Ziegen und zwei Böcke hinein, und als sie drin waren, fuhr ich fort, die Hürde zu vervollkommnen, bis sie ganz undurchdringlich war wie die andere; ich betrieb es jedoch diesmal gemächlicher und brauchte viel mehr Zeit dazu.
    Alle diese Arbeiten unternahm ich lediglich aus Angst wegen der menschlichen Fußspur, die ich entdeckt halte; denn irgendein menschliches Wesen hatte ich bis jetzt der Insel noch nicht nahe kommen sehen, und ich hatte nun schon zwei Jahre in dieser Unruhe gelebt, was mein Dasein wirklich viel unbehaglicher machte, als es gewesen war, wie sich jeder denken kann, der weiß, was es heißt, unter dem ständigen Druck der Menschenfurcht zu leben. Hierzu muß ich mit Kummer bemerken, daß die Unruhe meines Gemüts auch großen Einfluß auf mein religiöses Empfinden hatte; denn die Angst und das Entsetzen, in die Hände von Wilden und Kannibalen zu fallen, lag mir so auf der Seele, daß ich nur selten in der Stimmung war, mich an meinen Schöpfer zu wenden, zum mindesten nicht mit der Seelenruhe und Gottergebenheit, wie ich es gewöhnt war; vielmehr betete ich zu Gott immer nur mit bedrücktem, beängstigtem Gemüt, als ein von Gefahren
    Umgebener, der jede Nacht daraufgefaßt war, noch vor dem nächsten Morgen ermordet und aufgefressen zu werden; und ich muß aus meiner Erfahrung bezeugen, daß man mit einem ruhigen, dankerfüllten und liebevollen Herzen viel besser beten kann als mit
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    einem geängstigten und verstörten. Ein unter dem Druck der Angst vor einem drohenden Unheil stehender Mensch ist zu einem wahrhaft
    trostbringenden Gebet zu Gott ebenso unfähig wie ein auf dem Siechbett Liegender zur Reue. Denn diese Beunruhigungen beeinflussen das Gemüt ebenso wie die anderen den Körper, und die seelische Störung ist ebenso hemmend wie die körperliche, ja noch viel mehr, da Beten ein Tun der Seele ist und nicht des Körpers.
    Nachdem ich so einen kleinen Teil meines lebenden Fleischvorrats in Sicherheit gebracht hatte, lief ich auf der ganzen Insel umher, um noch ein anderes Versteck für einen zweiten solchen Stall zu finden. Als ich dabei eines Tages weiter als je an das Westende kam und ins Meer hinausschaute, glaubte ich in großer Entfernung auf See ein Boot zu sehen. Ich hatte zwar ein oder zwei Ferngläser in

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