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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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jetzt bis auf ein Fäßchen zusammengeschmolzen war, und dann war ich auch nicht sicher, ob es zur rechten Zeit hochgehen würde, und vielleicht würde es ihnen auch nicht mehr tun, als ihnen das Feuer um die Ohren blasen und sie erschrecken, aber nicht so, daß sie für immer genug hätten. So gab ich das auf und beschloß, mich lieber an einem geeigneten Platz mit meinen drei geladenen Doppelläufern in den Hinterhalt zu legen und mitten in ihr blutiges Fest hineinzuknallen, wobei ich sicherlich mit jedem Schuß zwei oder drei verwunden oder töten würde. Dann wollte ich mit meinen Pistolen und meinem Schwert über sie herfallen und sie. wenn ihrer auch zwanzig wären, allesamt niedermachen. Dieser Gedanke hielt mich einige Wochen in Atem, und ich war so voll davon, daß ich oft davon träumte und im Schlaf wacker unter die Wilden hineinschoß.
    Ich ging in meinem Zorn so weit, daß ich mehrere Tage herumlief, um den rechten Platz für besagten Hinterhalt zu finden. Ich ging oft an die Landungsstelle der Wilden selber, die mir mittlerweile vertrauter geworden war, und sosehr mein Gemüt auch schon von Rachegedanken erfüllt war und von dem Verlangen, ihrer zwanzig oder dreißig blutig über die Klinge springen zu lassen, wurde mein Zorn durch den Abscheu vor dem Ort und den Spuren der
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    barbarischen Gesellen, die einander auffraßen, jedesmal von neuem aufgestachelt.
    Schließlich fand ich einen Platz seitwärts an einem Hügel, an dem ich ungefährdet lauern konnte, bis ich eines ihrer Boote kommen sah, um mich dann, ehe sie landeten, ungesehen in das Dickicht zurückzuziehen, wo ich mich in einem geräumigen Loch ganz verkriechen konnte. Hier wollte ich sitzen, sie bei ihrem blutigen Treiben beobachten und dann ihre Köpfe recht aufs Ziel nehmen, wenn sie so dicht beieinander wären, daß ich sie unmöglich verfehlen könnte, sondern auf den ersten Schuß drei oder vier verwunden müßte.
    An diesem Ort also wollte ich meinen Anschlag ausführen und machte daher meine zwei Musketen und meine gewöhnliche Jagdflinte fertig. Jede der Musketen lud ich mit ein paar Stück Eisen und vier oder fünf kleineren Kugeln, die Vogelflinte aber mit nahezu einer Handvoll gröbsten Schrotes. Die Pistolen lud ich mit je vier Kugeln. Auch versorgte ich mich mit Munition für eine zweite und dritte Ladung.
    Nachdem ich mir so den Plan für meinen Überfall zurechtgelegt und in meiner Einbildung schon in die Tat umgesetzt hatte, ging ich jeden Morgen auf die Spitze des Hügels, der von meiner Burg drei Meilen oder mehr entfernt war, um aufzupassen, ob sich ein Boot der Insel näherte. Aber nachdem ich zwei oder drei Monate unausgesetzt Wache gehalten hatte und immer heimkam, ohne etwas gesehen zu haben, so weit meine Augen oder mein Glas reichten, wurde ich des beschwerlichen Handelns müde. Solange ich meinen täglichen Streifzug auf den Hügel machte,
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    blieb ich auch fest bei meinem Anschlag, und mein Gemüt war in der richtigen Verfassung für eine so grausame Hinrichtung von zwanzig oder dreißig nackten Wilden wegen eines Verbrechens, über das ich mir weiter noch keine Gedanken gemacht hatte.
    Ich war nur eben leidenschaftlich erregt durch den Abscheu, den ich empfand gegen den
    widernatürlichen Brauch dieser Eingeborenen, über die es die Vorsehung in ihrer weisen Einrichtung der Welt verhängt hatte, daß sie keinen anderen Führer hatten als ihre eigenen abscheulichen und verderbten Triebe und infolgedessen, vielleicht schon seit grauen Zeiten, dem Schicksal überlassen blieben, so gräßliche Dinge zu vollführen und so entsetzlichen Bräuchen zu huldigen, wie nur eine völlig von Gott verlassene und höllisch entartete Natur sie ihnen eingeben konnte. Jetzt aber, da ich, wie gesagt, der fruchtlosen Ausflüge müde wurde, die ich jeden Morgen unternommen hatte, änderte sich auch meine Ansicht über die Sache, und ich dachte kühler und ruhiger darüber nach, worauf ich mich eigentlich hatte einlassen wollen. Welches Recht oder welchen Beruf hatte ich, mich als Richter und Rächer über diese Menschen zu stellen, denen der Himmel seit Menschengedenken ungestraft erlaubt hatte, aneinander die Vollstrecker seines Gerichtes über sie zu sein? Inwiefern hatten die Leute an mir gefrevelt, und was für ein Recht hatte ich, mich in ihre Streitigkeiten zu mischen, bei denen sie gegenseitig ihr Blut vergossen? Ich ging darüber sehr oft mit mir selber zu Rate und fragte mich: Wie kann ich wissen, wie Gott in

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