Robinson Crusoe
Leben laufen: der Gedanke nämlich, wie wunderbar wir oft vor Unheil behütet werden, von dem wir gar nichts wissen, und wie uns oft, wenn wir zweifeln oder zögern, ob wir diesen oder jenen Weg gehen sollen, ein heimlicher Wink innerlich auf diesen Weg weist, obwohl wir eigentlich jenen einschlagen wollten.
Verstand, Neigung oder geschäftliches Interesse mögen uns zu dem anderen Weg raten; aber eine seltsame Einwirkung auf unser Gemüt, wir wissen nicht, woher sie kommt, noch welche Macht sie ausübt, bestimmt uns trotzdem, jenen Weg zu gehen.
Und nachher zeigt sich dann, daß, wenn wir den Weg gegangen wären, den wir eigentlich unserer Meinung nach hätten gehen sollen, es zu unserem
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Schaden und Verderben gewesen wäre. Infolge dieser und vieler ähnlicher Betrachtungen machte ich es mir hernach zur festen Regel: wenn immer ich einen solchen heimlichen Wink oder Drang, etwas zu tun oder zu lassen oder diesen oder jenen Weg zu gehen, in mir verspürte, alsdann jederzeit diesem heimlichen Gebot zu folgen, wenngleich ich keinen anderen Grund dazu sah als eben diesen inneren Drang oder Wink.
Ich könnte viele Beispiele anführen für den guten Erfolg dieses Verhaltens im Laufe meines Lebens, besonders aber während der späteren Zeit meines Aufenthalts auf dieser Unglücksinsel, ganz abgesehen von vielen Fällen schon vorher, auf die ich wahrscheinlich geachtet hätte, wenn ich damals schon mit denselben Augen gesehen hätte, mit denen ich jetzt sah. Aber zum Klugwerden ist es nie zu spät, und ich kann allen denkenden Menschen, deren Leben von so außergewöhnlichen oder auch nicht so
außergewöhnlichen Ereignissen wie das meine begleitet ist, nur anraten, solche heimlichen Fingerzeige der Vorsehung nicht unbeachtet zu lassen, von welcher unsichtbaren Intelligenz auch immer sie kommen mögen; darüber will ich nicht reden und vermag es auch wohl nicht zu erklären; aber sicherlich sind sie ein Beweis für den Verkehr der Geister miteinander und für die geheime Verbindung zwischen den verkörperten und den körperlosen, ein Beweis, der nicht bestritten werden kann. Ich werde noch Gelegenheit haben, einige höchst bemerkenswerte Beispiele dafür aus der letzten Zeit meines einsamen Aufenthalts an diesem traurigen Ort anzuführen.
Ich denke, der Leser wird sich nicht darüber wundern, wenn ich gestehe, daß all diese Angst und
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die ständigen Gefahren, in denen ich lebte, all meinen Erfindungen und Arbeiten, mit denen ich mir mein ferneres Leben behaglicher einrichten wollte, ein Ende machten. Es war mir jetzt mehr um meine Sicherheit als um meine Nahrung zu tun. Ich hütete mich, einen Nagel einzuschlagen oder einen Zweig im Walde abzubrechen, aus Angst, das Geräusch, das ich machte, könnte gehört werden. Noch viel weniger würde ich ein Gewehr abgeschossen haben, und vor allem wagte ich nicht, Feuer zu machen, da der Rauch bei Tage weithin sichtbar gewesen wäre. Infolgedessen verlegte ich alle Arbeiten, zu denen ich Feuer brauchte, wie das Brennen von Töpfen und Pfeifen usw., in meine neue Wohnung im Walde, wo ich zu meiner unaussprechlichen Freude nach einiger Zeit eine natürliche Erdhöhle entdeckte, die weit in den Felsen hineinführte und in die sich sicherlich kein Wilder noch sonst jemand hineingewagt haben würde, der nicht, wie ich, einen sicheren Unterschlupf suchte.
Der Eingang zu dieser Höhle lag am Fuße eines großen Felsens, wo ich durch bloßen Zufall (würde ich sagen, wenn ich nicht guten Grund hätte, diese Dinge alle der Vorsehung zuzuschreiben) einige dicke Äste abhieb, um Holzkohle zu machen. Ehe ich jedoch weitergehe, muß ich zuvor den Grund angeben, warum ich Holzkohle machte. Ich fürchtete mich, wie gesagt, Rauch bei meiner Wohnung zu machen, und gleichwohl konnte ich nicht leben, ohne mir mein Brot zu backen, mein Fleisch zu kochen usw. So verfiel ich darauf, hier etwas Holz unter Torf zu brennen, wie ich es in England gesehen hatte, bis es zu Kohle wurde, machte dann das Feuer aus, trug die Kohlen heim und benutzte sie, wo ich sonst Feuer gebraucht hatte.
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Doch dies nebenbei. Als ich hier nun etwas Holz abhieb, entdeckte ich hinter einem dichtbelaubten Ast im niederen Gestrüpp eine Art Höhle. Ich war neugierig, hineinzuschauen, und gelangte mit einiger Mühe in die Öffnung. Ich fand sie ziemlich groß, so daß ich aufrecht darin stehen konnte und vielleicht noch einer neben mir Platz gehabt hätte. Aber ich muß gestehen, ich kam viel
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