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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Vernichtung unschuldiger Geschöpfe. Für mich unschuldig, meine ich. Was die Verbrechen betrifft, deren sie sich gegeneinander schuldig machten, so gingen sie mich nichts an; sie waren eine Sache dieses Volksstammes. und ich mußte sie der Gerechtigkeit Gottes anheimstellen, der der Herr über alle Völker ist und durch Bestrafung eines ganzen Volkes gerechte Vergeltung für die Untaten eines
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    ganzen Volkes zu üben und öffentliches Gericht über diejenigen zu bringen weiß, die auf öffentliche Art Übles tun, aufweiche Weise auch immer es ihn am besten dünkt.
    Dies stand mir jetzt so klar vor Augen, daß ich von ganzem Herzen froh war, von etwas abgebracht worden zu sein, wovon ich nun so guten Grund hatte zu glauben, daß es keine geringere Sünde gewesen wäre als ein vorsätzlicher Mord; und ich dankte Gott in tiefster Demut auf meinen Knien, daß er mich so vor Blutschuld bewahrt hatte, und flehte ihn um den Schutz seiner Vorsehung, auf daß ich nicht den Wilden in die Hände fiele oder mich an ihnen vergriffe, es sei denn, auf deutlicheren Befehl vom Himmel, zur Verteidigung meines Lebens.
    In dieser Stimmung blieb ich fast ein Jahr lang, und jeglicher Wunsch nach einer Gelegenheit, über diese Schelme herzufallen, war mir so ganz vergangen, daß ich niemals wieder auf den Hügel stieg, um auszuschauen, ob welche von ihnen in Sicht wären, oder festzustellen, ob welche von ihnen dort an Land gewesen wären oder nicht; denn ich wölke mich nicht der Versuchung aussetzen, mein Vorhaben gegen sie wieder aufzunehmen oder vielleicht einen sich gerade bietenden Vorteil auszunützen, um über sie herzufallen. Nur holte ich mein Boot von der anderen Seite der Insel herüber und brachte es in eine kleine Bucht unter einem hohen Felsen, in die sich die Wilden mit ihren Kanoes wegen der Strömung nie hineingetrauen konnten.
    Zugleich mit dem Boot schaffte ich auch alles Zubehör fort, das ich dort gelassen hatte, nämlich
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    einen Mast und ein Segel, die ich dafür angefertigt hatte, und ein Ding ähnlich einem Anker, obwohl es eigentlich weder Anker noch Ankerhaken genannt werden konnte; aber etwas Besseres hatte ich nicht zustande gebracht. Alles das brachte ich fort, damit nicht die geringste Spur eines Bootes oder einer Behausung auf der Insel entdeckt werden könnte.
    Überdies lebte ich zurückgezogener denn je und kam selten aus meinem Zelt hervor außer zu meinen gewöhnlichen Geschäften, nämlich um meine Ziegen zu melken und nach meiner kleinen Herde im Walde zu sehen, was ganz ungefährlich war, da sie in einem ganz anderen Teil der Insel hauste. Sicher ist, daß diese Wilden, die manchmal die Insel heimsuchten, niemals mit der Absicht kamen, hier irgend etwas zu erbeuten, und sich deshalb auch nie von der Küste entfernten. Ich malte mir jedoch mit Schrecken noch nachträglich aus, was wohl geschehen wäre, wenn ich vormals plötzlich auf sie gestoßen und entdeckt worden wäre, als ich noch nackt und unbewaffnet, nur mit einer Flinte, die oft bloß mit kleinem Schrot geladen war, kreuz und quer auf der ganzen Insel umhergelaufen war. Was für ein Schreck wäre es gewesen, wenn ich anstatt der Fußspur fünfzehn oder zwanzig Wilde zu Gesicht bekommen hätte, die mir nachgesetzt wären, und denen ich bei ihrer Geschwindigkeit unmöglich hätte entwischen können!
    Bei diesem Gedanken sank mir oft das Herz in der Brust, und es wurde mir so elend zumute, daß ich mich lange nicht erholen konnte. Was hätte ich in einem solchen Falle tun sollen? Ich wäre nicht nur außerstande gewesen, ihnen Widerstand zu leisten,
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    sondern auch nicht geistesgegenwärtig genug, um zu tun, was ich unter den damaligen Umständen allenfalls hätte tun können, geschweige denn das, wozu ich erst jetzt nach so viel Überlegen und Vorbereiten fähig war. Kein Wunder, daß mir noch nachträglich bei dieser Vorstellung sehr bange wurde.
    Das hielt manchmal eine lange Weile an; aber zum Schluß löste es sich alles in Dankbarkeit gegen die Vorsehung, die mich ohne mein Wissen vor so großer Gefahr behütet und mich vor einem Unheil bewahrt hatte, aus dem ich selbst mich nicht hätte erretten können, da ich ja damals nicht die geringste Ahnung hatte, daß mir so etwas drohen und überhaupt möglich sein könnte.
    Dies rief wieder einen Gedanken in mir wach, der mir schon früher oft gekommen war, als mir zuerst die Augen aufgegangen waren für die gnädigen Fügungen des Himmels in den Gefahren, die wir in diesem

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