Robinson Crusoe
Ansiedlung als Pflanzer in Brasilien verhalf, mich mit Selbstbescheidung gesegnet, und hätte ich mich damit begnügt, nach und nach vorwärtszukommen, so hätte ich im Laufe dieser Zeit -
ich meine der Zeit meines Aufenthalts auf dieser Insel
- einer der angesehensten Pflanzer Brasiliens werden können. Ja. ich bin überzeugt, ich hätte es, wenn ich dort geblieben wäre, durch die Verbesserungen, die ich in der kurzen Zeit, die ich dort war, eingeführt hatte, und durch vermutlich weiteres Wachstum gut und gern dazu gebracht, daß ich an hunderttausend Goldmoidors wert gewesen wäre. Und was hatte ich nötig, ein gesichertes Vermögen, eine
wohleingerichtete, gedeihende und zunehmende Pflanzung zu verlassen, um Ladungsaufseher auf einem Guineafahrer zu werden und Neger herzuholen, wo ich doch mit der Zeit und mit Geduld unser Kapital
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daheim so vermehrt haben würde, daß wir sie hätten an unserer eigenen Tür von denjenigen kaufen können, deren Geschäft es war, sie herzuschaffen. Das wäre uns zwar etwas teurer gekommen; aber der
Preisunterschied wäre keinesfalls so groß gewesen, daß es sich gelohnt hätte, deswegen soviel aufs Spiel zu setzen.
Aber wie dies meist das Schicksal unreifer, junger Köpfe ist, so ist das Nachdenken über die eigene Torheit meist erst Sache reiferer Jahre und teuer erkaufter Erfahrung; und so war es auch mit mir.
Trotzdem aber hatte jener Fehler so tief in mir Wurzel gefaßt, daß ich auch jetzt mich nicht mit meinem Zustand zu begnügen vermochte, sondern unablässig über die Mittel und die Möglichkeit meines Entkommens von diesem Ort nachgrübelte. Und es ist hier vielleicht am Platze, wenn ich, um den Rest meiner Geschichte zu um so größerem Vergnügen des Lesers weitererzählen zu können, zuvor berichte, was ich mir über diesen törichten Fluchtplan für Gedanken machte und wie und auf Grund wovon ich handelte.
Man sieht mich nach meiner letzten Fahrt zu dem Wrack nun wieder still zurückgezogen in meiner Burg, meine Fregatte wohlgeborgen an Land und meine ganze Lage wieder so hergestellt, wie sie gewesen war. Ich hatte jetzt mehr Gold und Geld als zuvor, war aber darum durchaus nicht reicher; denn ich hatte nicht mehr Verwendung dafür, als die Indianer in Peru hatten, bevor die Spanier dorthin kamen.
Eines Nachts im März, während der Regenzeit, im vierundzwanzigsten Jahr meines Daseins auf dieser einsamen Insel, lag ich in meinem Bett oder vielmehr
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in meiner Hängematte wach, hatte keine Schmerzen, keine Krankheit, kein leibliches Unbehagen, ja auch kein seelisches, wenigstens nicht mehr als sonst.
Danach konnte ich durchaus nicht die Augen zutun und keinen Schlaf finden, nein, nicht einen Augenblick, die ganze Nacht lang.
Es ist ebenso unmöglich wie unnötig, die unzählige Menge von Gedanken hier wiederzugeben, die mir während dieser Nacht durch die große Verkehrsstraße des Gehirns, das Gedächtnis, wirbelten. Ich überdachte die ganze Geschichte meines Lebens sozusagen in Miniatur oder Abkürzung, bis zu meiner Ankunft auf dieser Insel und auch meines Lebens seit dieser Ankunft. Bei meinen Betrachtungen über mein Ergehen, seit ich an den Strand dieses Eilands kam, verglich ich den glücklichen Zustand während der ersten Jahre meines Hierseins mit dem Leben voller Angst, Furcht und Sorge, das ich seit dem Augenblick geführt hatte, als ich die Fußspur im Sande sah.
Gewiß, ich war überzeugt, daß die Wilden auch schon während der ersten Jahre öfters auf die Insel gekommen waren, vielleicht schon zu Hunderten; aber damals hatte ich ja nichts davon gewußt und hatte mich deshalb auch nicht davor fürchten können; ich war vollkommen unbekümmert, obwohl die Gefahr für mich die gleiche war, und so glücklich in meiner Unkenntnis von der Gefahr, als ob sie gar nicht vorhanden gewesen wäre. Das gab mir Anlaß zu vielen nutzbringenden Überlegungen, besonders dieser, wie unendlich gütig es von der Vorsehung ist, daß sie der Wahrnehmung und dem Wissen der Menschen so enge Grenzen gesteckt hat; denn obwohl sein Weg von so vielen tausend Gefahren umgeben ist, deren Anblick,
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wenn sie ihm offenbart würden, sein Gemüt verstören und sein Herz entmutigen würden, so bleibt ihm doch seine Ruhe und Heiterkeit bewahrt dadurch, daß die Ereignisse seinen Augen verborgen gehalten werden und er nichts von den Gefahren weiß, die ihn umgeben.
Nachdem diese Gedanken mich eine Weile
beschäftigt hatten, begann ich ernstlich über
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