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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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entgegen und schlug ihn mit meinem Gewehrkolben nieder. Ich wagte nicht zu schießen, damit die anderen es nicht hörten, obgleich die Entfernung so groß war, daß sie es kaum hören oder den Rauch sehen konnten und auch ohnedem schwerlich gewußt hätten, was sie daraus machen sollten. Als ich diesen Burschen niedergeschlagen hatte, stand der andere Verfolger wie vor Schreck still. Ich ging ruhig auf ihn zu. Aber als ich näher kam, sah ich sofort, daß er Pfeil und Bogen hatte und gerade ansetzte, um auf mich zu schießen. So war ich gezwungen, ihm
    zuvorzukommen, und tötete ihn auf den ersten Schuß.
    Der arme Flüchtling war, obgleich er seine beiden Feinde getötet sah, doch von dem Blitz und Knall meiner Flinte so erschreckt, daß er stockstill stand
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    und sich weder vor noch zurück wagte, obgleich man ihm anmerkte, daß er mehr Lust hatte, zu fliehen als näher zu kommen. Ich rief ihn noch einmal an und machte ihm Zeichen, zu mir her zu gehen. Das begriff er auch gleich und kam etwas näher, stand dann wieder still, ging wieder etwas weiter und hielt wieder inne. Ich konnte sehen, daß er zitterte, als ob er gefangengenommen und gleich seinen zwei Feinden getötet werden sollte. Ich winkte ihm wieder, zu mir zu kommen, und machte ihm alle nur erdenklichen, ermunternden Zeichen. Er kam auch wirklich näher und näher, kniete alle zehn oder zwölf Schritte nieder, mit Zeichen der Dankbarkeit dafür, daß ich sein Leben gerettet hatte. Ich lächelte ihm zu, schaute ihn freundlich an und bedeutete ihm, noch näher zu kommen. Endlich traute er sich vollends an mich heran, kniete aufs neue nieder, küßte den Boden, legte den Kopf auf die Erde, nahm meinen Fuß und setzte ihn auf seinen Kopf. Dies schien mir das Zeichen zu sein, daß er für ewig mein Sklave sein wolle. Ich hob ihn auf und ermunterte ihn, so gut ich konnte. Allein es gab jetzt noch mehr zu tun; denn ich bemerkte, daß der Wilde, den ich niedergeschlagen hatte, nicht tot war, sondern durch den Schlag nur das Bewußtsein verloren hatte und sich nun wieder erholte. Also wies ich mit der Hand auf ihn, um meinem Schützling zu bedeuten, daß er noch nicht tot sei. Hierauf sprach er einige Worte zu mir, und obgleich ich sie nicht verstehen konnte, klangen sie mir doch lieblich in den Ohren; denn es waren die ersten menschlichen Laute, die ich, außer meiner eigenen Stimme, seit über fünfundzwanzig Jahren hörte. Ich halte jedoch keine Zeit zu solchen
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    Betrachtungen. Der niedergeschlagene Bursche hatte sich so weit erholt, daß er auf dem Boden saß, und ich merkte meinem Wilden an, daß ihm bange wurde.
    Ich richtete daher meine zweite Flinte auf jenen, als wenn ich ihn erschießen wollte. Jetzt gab mir mein Wilder, wie ich ihn künftighin nennen will, durch Gebärden zu verstehen, ich solle ihm mein Schwert leihen. Das tat ich, und sobald er es in Händen hatte, lief er auf seinen Feind zu und schlug ihm mit einem Streich den Kopf ab, wie es kein deutscher Scharfrichter hätte schneller und besser tun können.
    Das erstaunte mich sehr bei einem Menschen, von dem ich glauben mußte, daß er sein Lebtag nie ein Schwert gesehen hatte. Ich erfuhr jedoch später, daß sie ihre Holzschwerter so scharf und schwer und aus so hartem Holz machen, daß sie einen Schädel oder einen Arm auf einen Streich damit durchhauen können. Als er dies vollbracht hatte, kam er lachend mit allen Anzeichen des Triumphes zu mir zurück und brachte mir mein Schwert wieder, das er unter vielen Gebärden, die ich nicht verstand, samt dem Kopf des getöteten Wilden dicht vor meine Füße niederlegte.
    Am meisten aber war er darüber verwundert, wie ich den anderen Indianer aus solcher Entfernung hatte töten können. Er wies auf ihn und bat mit Gebärden um Erlaubnis, zu ihm gehen zu dürfen. Ich bedeutete ihm, so gut ich konnte, er möge es tun. Als er nahe bei ihm war, stand er wie versteinert still, kehrte ihn erst auf die eine Seite, dann auf die andere und sah nach dem Loch, das die Kugel anscheinend gerade in die Brust gebohrt hatte. Außen war nur wenig Blut geflossen; aber er schien sich inwendig verblutet zu haben, da er gleich mausetot war. Dann hob mein
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    Wilder seinen Bogen und seine Pfeile auf und kam zurück. Ich wandte mich zum Gehen, winkte ihm, mir zu folgen, und bedeutete ihm durch Zeichen, es könnten noch mehr Feinde nachkommen.
    Hierauf machte er mir Zeichen, daß er sie im Sand vergraben wolle, damit sie nicht von den ändern gefunden

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