Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
Seil um den Leib, das ich den Negern zuwarf, welche das tote Tier damit an den Strand zogen. Es war ein ungemein schöner und wundervoll gefleckter Leopard. Die Neger schlugen vor Verwunderung über das Ding, womit ich ihn getötet hatte, die Hände über dem Kopfe zusammen.
Die andere Bestie, erschreckt durch Blitz und Knall des Schusses, schwamm ans Land und rannte nach dem Berg zurück, woher es gekommen. Wegen der Entfernung vermochte ich nicht zu erkennen, was es für ein Tier war. Ich merkte, daß die Neger Lust hatten, den toten Leoparden zu verzehren, und war auch gern bereit, ihnen denselben zu überlassen. Daher gab ich ihnen das durch Zeichen zu verstehen, und sie schienen sehr dankbar dafür. Sofort machten sie sich an die Arbeit und zogen ihm mit einem scharfen Stück Holz das Fell rascher ab, als wir es mit unseren Messern gekonnt hätten.
Sie boten mir Etwas von dem Fleisch an, was ich jedoch ablehnte, dagegen winkte ich ihnen, sie sollten mir das Fell geben, was sie denn auch sehr bereitwillig taten. Sie brachten mir ferner noch eine große Menge von Lebensmitteln, die ich zwar nicht kannte, aber dennoch annahm. Ich machte ihnen dann durch Zeichen begreiflich, daß ich Wasser nötig habe, indem ich einen von meinen Krügen umgekehrt ihnen vorzeigte, um damit anzudeuten, daß er leer sei. Sofort kamen auf ihren Ruf zwei Weiber und trugen ein großes irdenes Gefäß, das, wie ich vermute, in der Sonne gebrannt war. Sie setzten es in der früher erwähnten Weise nieder, und ich schickte Xury ans Ufer und ließ meine drei Krüge sämmtlich füllen. Die Weiber waren ganz und gar nackt, wie auch die Männer.
Jetzt hatte ich eßbare Wurzeln, Korn und Wasser in Menge. Nachdem ich diese freundlichen Neger verlassen, segelte ich etwa elf Tage weiter, ohne der Küste nahe zu kommen, bis ich ungefähr fünf Meilen vor mir eine weit in die See ragende Landspitze bemerkte. Da das Meer sehr ruhig war, steuerte ich vom Land ab, um diese Spitze zu umsegeln. Endlich, nachdem ich etwa zwei deutsche Meilen an dem gedachten Punkt vorüber war, erblickte ich vollkommen deutlich auch auf der anderen Seite seewärts Land, woraus ich den gegründeten Schluß zog, jenes sei das grüne Vorgebirge und dies Land seien die nach demselben benannten kapverdischen Inseln. Jedoch lagen sie mir noch zu fern, und ich wußte nicht, nach welcher Seite ich mich wenden sollte, denn wenn sich ein frischer Wind erhob, war es leicht möglich, daß ich keine von beiden erreichte.
In dieser zweifelhaften Lage ging ich gedankenvoll in die Kajüte und setzte mich, nachdem ich Xury das Ruder übergeben, dort nieder. Plötzlich rief der Junge: »Herr, ein Schiff, ein Segelschiff!« Der arme Teufel war vor Schreck ganz außer sich, weil er meinte, es müsse notwendig eines von den uns verfolgenden Schiffen unseres Patrons sein, während ich wußte, daß wir uns längst außer dessen Bereich befanden.
Ich sprang aus der Kajüte und sah nicht nur das Schiff, sondern erkannte es auch sofort als ein portugiesisches. Anfangs glaubte ich, es sei nach der guineischen Küste zum Negerhandel bestimmt, jedoch wurde mir bei genauerer Betrachtung seines Courses klar, daß es anderswohin gehe und nicht nach dem Lande hin steuere. Ich wendete mich deshalb mit vollen Segeln nach der offenen See, entschlossen, wenn es möglich sei, mit den Leuten im Schiffe zu unterhandeln.
Aller Anstrengung ungeachtet erkannte ich aber bald, daß ich sie nicht einholen würde und daß sie mir aus den Augen kommen müßten, ehe ich ein Zeichen zu geben vermöchte. Schon fing ich an zu verzweifeln, als sie, wie es schien, mit Hilfe ihrer Perspektive mich bemerkt und wahrgenommen hatten, daß mein Boot ein europäisches sei, das vermutlich zu einem verlorenen Schiffe gehöre. Sie zogen die Segel ein und ließen mich herankommen. Hierdurch ermutigt, hißte ich die Flagge meines ehemaligen Patrons auf und feuerte als weiteres Notsignal einen Schuß ab. Sofort legten sie das Schiff bei und nach ungefähr drei Stunden hatte ich sie erreicht.
Sie fragten mich nacheinander auf portugiesisch, spanisch und französisch, was ich für ein Landsmann sei. Ich verstand aber keine dieser Sprachen. Endlich rief mich ein schottischer Matrose, der an Bord war, an, und ich erwiderte, daß ich ein Engländer und aus der Mohrensklaverei von Saleh entflohen sei. Hierauf luden sie mich ein, an Bord zu kommen, und nahmen mich mit all meiner Habe freundlich auf.
Ich war, wie Jedermann glauben wird,
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