Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
großes Stück Land zum Zuckeranbau für das folgende Jahr vorbereiten konnte. Beide aber hatten wir Hilfe nötig, und jetzt wurde es mir fühlbar, daß es eine Torheit von mir gewesen war, mich von Xury zu trennen.
Aber ach! es ist kein Wunder, daß ich, der ich’s nie vernünftig angefangen hatte, auch diesmal verkehrt gehandelt hatte. Das war nun nicht wieder gut zu machen. Ich hatte mich jetzt auf ein Leben eingelassen, das meiner ganzen Natur entgegen und völlig verschieden von dem war, an dem ich Gefallen fand, dessentwillen ich das Vaterhaus verlassen und den väterlichen Rat in den Wind geschlagen hatte. Jetzt befand ich mich auf der Mittelstraße des Lebens, die ich zu Hause auch hätte wandern können, ohne mich in der Welt so abzuplagen, wie ich es nun tat. Oft sagte ich zu mir selbst: diese Art Leben konntest du auch in England unter deiner Sippschaft führen und brauchtest nicht deswegen fünftausend englische Meilen unter Fremde und unter die Wilden in eine Wüstenei zu gehen, wo man von dem Fleckchen Erde, das deine Heimat ist, niemals ein Wort vernommen hat.
So sah ich meine Lage mit immer größerem Mißvergnügen an. Ich hatte Niemanden zum Umgange als jenen Nachbar, mit dem ich zuweilen verkehrte. Was zu arbeiten war, mußte ich mit eigenen Händen tun, und ich kam mir vor wie Jemand, der auf eine einsame Insel verschlagen ist. Aber das sollte erst noch kommen. Jedermann möge bedenken, daß, wenn er seine gegenwärtige Lage ungerecht beurteilt, die Vorsehung ihn leicht zu einem Tausche zwingen kann, damit er durch die Erfahrung lerne, wie glücklich er früher gewesen. Jenes einsame Leben auf einem öden Eilande, an das ich damals dachte, sollte mir noch dereinst beschieden sein, weil ich so oft ungerechter Weise damit mein damaliges Leben verglichen hatte, welches, wenn es länger gedauert, mich sehr wahrscheinlich zu einem begüterten und reichen Mann gemacht hätte.
Ich hatte meine Plantage schon einigermaßen in Stand gebracht, als der Schiffskapitän, der mich auf der See eingenommen, die Rückreise antrat. Das Schiff hatte nämlich, bis die Ladung und die Reisevorbereitungen beendet waren, beinahe drei Monate dort verweilt. Als ich meinem Freunde sagte, daß ich ein kleines Kapital in London hinterlassen, erwiderte er in seiner freundlichen und aufrichtigen Art: »Sennor Inglese (denn so nannte er mich immer), wenn Ihr mir Briefe und eine Vollmacht mitgeben wollt, mit dem Auftrag an die Person, die Euer Geld in London hat, dieses nach Lissabon zu schicken, und zwar in solcher Münze, wie sie hierzu Lande gilt, so werde ich’s Euch, will’s Gott, bei meiner Rückkehr mitbringen. Doch weil menschliche Dinge dem Wechsel und Mißgeschick so sehr unterworfen sind, rate ich Euch, nur die Hälfte Eures Kapitals, hundert Pfund Sterling, kommen zu lassen und dem Glück anzuvertrauen. Kommt dies Geld richtig hier an, dann könnt Ihr ja den Rest in gleicher Weise beziehen. Geht’s verloren, so habt Ihr wenigstens die Hälfte gerettet.«
Dies war ein so vernünftiger Rat, daß ich ihn nicht ausschlagen durfte. Ich faßte daher Briefe an die Frau in London, welche mein Geld besaß, und eine Vollmacht für den portugiesischen Kapitän ab, wie mein Freund es mir geraten hatte. Der Kapitänswittwe gab ich einen ausführlichen Bericht über meine Abenteuer, erzählte ihr von meiner Sklaverei und Flucht, von der Begegnung mit dem portugiesischen Kapitän und seinem menschenfreundlichen Benehmen, von meiner gegenwärtigen Lage und erteilte ihr die nötige Anweisung zur Übersendung des Geldes. Als mein Freund nach Lissabon gekommen, gelang es ihm, durch einen englischen Kaufmann sowohl die Anweisung, als auch einen mündlichen Bericht über meine Erlebnisse nach London zu übermachen. Die Wittwe sandte hierauf außer dem Geld noch aus eigner Tasche an den portugiesische Kapitän ein sehr schönes Geschenk für sein liebreiches Benehmen gegen mich.
Der londoner Kaufmann legte die hundert Pfund in englischen Waren an, wie es der Kapitän vorgeschrieben, schickte sie sofort nach Lissabon und letzterer brachte sie wohlbehalten nach Brasilien. Es befanden sich darunter (der Anordnung des Kapitäns gemäß, denn ich verstand zu wenig von der Sache) alle Arten Werkzeuge, Eisenwaren und andere Dinge, die ich auf meiner Pflanzung gut benutzen konnte.
Als die Sendung angekommen war, dachte ich, mein Glück sei gemacht, so voll freudiger Zuversicht war ich. Mein guter Kapitän hatte die fünf Pfund Sterling,
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