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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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ich an der Küste auf und ab, aber es blieb Alles ohne Erfolg. Keine weiteren Fußspuren waren zu finden als jene eine. Ich ging zu ihr zurück, um zu sehen, ob nicht noch andere in der Nähe seien, oder ob ich mich vielleicht geirrt hätte. Aber Beides war nicht der Fall. Ich fand nur genau denselben Eindruck der Zehen, Fersen und übrigen Fußteile. Wie die Spur dahin gekommen, wußte ich nicht und konnte es durchaus nicht begreifen. Eine Flut von wirren Gedanken stürmte auf mich ein, und völlig verstört und außer mir kam ich in meiner Festung an, ohne daß ich unterwegs, wie man zu sagen pflegt, den Boden unter meinen Füßen gefühlt hätte.
    Es ist nicht zu beschreiben, in was für verschiedene Gestalten auf dem Wege meine erhitzte Einbildungskraft die Dinge verwandelte, was für eine Menge wilder Vorstellungen die Phantasie mir vorspiegelte und welche sonderbaren unerklärlichen Einfälle mir in den Sinn kamen. Als ich zu meiner Burg (denn diesen Namen hatte ich meiner Behausung gegeben) gelangt war, flüchtete ich hinein wie ein Verfolgter. Ob ich mittels der Leiter hineinstieg, weil das schneller ging, oder durch das Loch im Felsen, das ich meine Tür nannte, kroch, weiß ich heute noch nicht. Nie floh ein gehetzter Hase oder Fuchs in größerer Seelenangst seinem Zufluchtsort zu, als ich in jenem Augenblick.
    Kein Schlaf kam diese Nacht in meine Augen; je weiter ich von der Ursache meines Schreckens entfernt war, um so größer wurden meine Befürchtungen. Zwar widerspricht das eigentlich der Natur der Sache und weicht von den gewöhnlichen Äußerungen des Schreckens ab, aber ich war dermaßen in meinen entsetzten Gedanken über die Erscheinung befangen, daß sich mir Nichts als schauerliche Vorstellungen aufdrängten, wiewohl ich jetzt ziemlich weit von dem Anlaß meiner Furcht entfernt war.
    Zuweilen bildete ich mir ein, der Teufel müsse sein Spiel hier haben, und diese Annahme war nicht ohne allen Grund. Denn wie sollte irgend ein anderes Wesen in menschlicher Gestalt hierher gekommen sein? Wo war das Schiff, das es hergeführt hatte? Warum waren keine anderen Fußspuren zu sehen? Dann aber kam mir wieder der Gedanke: Warum sollte der Satan menschliche Gestalt angenommen haben, nur um seinen Fußtritt hier zurückzulassen? Bald schien mir meine abergläubische Furcht auch deshalb lächerlich, weil ich bedachte, daß der Teufel mich ja auf unendlich viele andere Arten hätte erschrecken können als durch diesen einzelnen Fußtapfen. Denn da ich auf einer ganz anderen Seite der Insel wohnte, würde er doch gewiß nicht so dumm gewesen sein, eine Spur an einer Stelle zurückzulassen, wo zehntausend gegen eins zu wetten war, daß ich sie nie sehen würde, und am wenigsten im Sande, wo die erste Flutwelle bei einigem Winde sie sofort vernichten mußte. Alles dieses ließ sich weder mit der Sache selbst, noch mit den Vorstellungen, die wir gewöhnlich von der Schlauheit des Satans haben, zusammenreimen.
    Solche Erwägungen benahmen mir allmählich die Furcht vor dem Teufel. Nun vermutete ich dagegen, daß ich es mit noch gefährlicheren Wesen zu tun habe, nämlich mit einem oder mehren der wilden Bewohner jenes gegenüberliegenden Festlandes. Ich bildete mir ein, sie wären in ihrem Canoe in See gegangen und von widrigen Winden oder der Strömung an diese Küste verschlagen worden, dann aber wieder abgefahren, da es ihnen vielleicht ebensowenig auf dieser öden Insel gefallen haben möchte, wie es mir behagt haben würde, sie hier zu haben.
    Während diese Gedanken meine Seele beunruhigten, empfand ich es sehr dankbar, daß ich so glücklich gewesen war, um jene Zeit nicht gerade an der fraglichen Stelle zu sein, und daß die Fremden mein Boot nicht gesehen hatten, weil sie sonst auf Bewohner der Insel hätten schließen müssen und vielleicht weiter nach mir geforscht hätten. Dann aber stiegen mir wieder schreckliche Gedanken auf und meine Einbildungskraft malte mir aus, daß die Wilden das Boot gefunden hätten und nun wüßten, daß die Insel bewohnt sei, und wie sie dann gewiß in großer Anzahl wiederkommen und mich überfallen würden. Und wenn sie auch mich selbst nicht finden konnten, so glaubte ich doch, sie würden meine Anlagen finden, meine Felder verwüsten und meine zahme Ziegenherde hinwegführen, so daß ich endlich durch Mangel umkommen müßte.
    So überwältigte meine Furcht wieder alle meine gläubige Hoffnung. Mein ganzes bisheriges Vertrauen auf Gott, welches auf so wunderbare

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