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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Wüste für mich gedeckt, wo ich anfangs nichts als den Hungertod vor mir gesehen hatte!
    Selbst ein Stoiker würde sich des Lächelns nicht haben erwehren können, hätte er mich und meine kleine Familie zum Mittagsmahle niedersitzen sehen. Da war zunächst meine Majestät, der Fürst und Herrscher der ganzen Insel. Das Leben meiner sämmtlichen Untertanen stand unbedingt in meiner Gewalt. Ich konnte hängen, vierteilen, freilassen und gefangen halten, wen und wie ich wollte, und kein einziger Rebelle befand sich unter allen meinen Untertanen. Man mußte es sehen, wie ich gleich einem König speiste, ganz allein, während meine Diener mir aufwarteten. Pol, als mein Günstling, genoß allein das Privileg, mit mir sprechen zu dürfen. Mein Hund, der inzwischen sehr alt und stumpf geworden war und leider nicht seines Gleichen auf der Insel gefunden hatte, um sein Geschlecht fortzupflanzen, saß stets zu meiner Rechten, und zwei Katzen, eine auf dieser, die andere auf jener Seite des Tisches, erwarteten ab und zu einen Brocken aus meiner Hand als ein Zeichen besonderer Gunst.
    Es waren dies übrigens nicht mehr dieselben beiden Katzen, die ich mit ans Land gebracht hatte. Die lebten beide längst nicht mehr, und ich hatte sie eigenhändig in der Nähe meiner Wohnung begraben. Die eine von ihnen hatte sich aber, ich weiß nicht mit was für einer Art von Bestie gepaart und von ihrer Nachkommenschaft hatte ich zwei Junge aufgezogen, indessen die übrigen wild in den Wäldern umherliefen und mir auf die Dauer lästig fielen. Oftmals nämlich kamen sie in mein Haus und plünderten mich, bis ich mich endlich genötigt sah, sie zu erschießen. Erst nachdem ich eine ganze Menge getötet hatte, ließen sie mich endlich in Ruhe. Mit diesem Hofstaat und in dieser üppigen Weise lebte ich und entbehrte Nichts als Gesellschaft, und auch hiervon sollte ich einige Zeit später mehr als zu viel bekommen.

12. Vestigia me terrant
    W ie ich schon bemerkt habe, wünschte ich sehr mein Boot bei mir zu haben, ohne daß ich jedoch Lust verspürte, mich seinetwegen wieder in Gefahren zu begeben. So dachte ich denn manchmal darüber nach, wie ich es herbeischaffen sollte, gab aber den Gedanken, es wieder zu bekommen, bald gänzlich auf. Eine sonderbare Unruhe trieb mich dagegen immerfort nach der Spitze der Insel, wo ich, wie erwähnt, bei meinem letzten Ausfluge auf den Hügel gestiegen war, um die Küste und den Lauf der Strömung zu übersehen. Das Verlangen, wieder dort zu sein, nahm alle Tage zu, bis ich endlich beschloß, die Reise dahin zu Lande zu machen, und zwar immer der Küste entlang. So begab ich mich denn abermals auf die Wanderschaft.
    Hätte mich auf dieser irgend ein Landsmann von mir sehen können, er würde sich entweder vor mir entsetzt, oder ein großes Gelächter aufgeschlagen haben. Wenn ich zuweilen still stand und mich selbst betrachtete, so konnte ich nicht umhin, bei dem Gedanken zu lächeln, wie es wäre, wenn ich in einem solchen Aufzuge und in solchem Kostüm durch Yorkshire reisen wollte. Man stelle sich meine Erscheinung folgendermaßen vor:
    Auf dem Kopfe trug ich eine hohe große unförmliche Mütze von Ziegenfell mit einer hinten lang herunterhängenden Krampe. Diese sollte sowohl die Sonne abhalten, als auch den Regen verhindern, mir hinten in den Nacken zu laufen. Denn Nichts ist in dieser Zone so schädlich, als wenn die Haut unter den Kleidern naß wird.
    Ferner hatte ich eine kurze Jacke von Ziegenfell an, deren Schoß etwa bis über die Hüften herabfiel, und dazu ein Paar Kniehosen von demselben Stoffe. Diese letzteren waren aus der Haut eines alten Bockes gemacht, und die Haare hingen auf beiden Seiten herab, so daß meine Beinkleider wie lange Hosen bis über die Waden herunter reichten. Schuhe und Strümpfe besaß ich nicht, aber ich hatte mir dafür ein paar Dinger gemacht, die ich kaum zu benamen weiß. Es war eine Art von Stulpstiefeln, die hoch hinauf gingen und an den Seiten zugeschnürt waren gleich Kamaschen. Übrigens hatten sie eine sehr unzivilisierte Form, wie überhaupt alle meine Kleidungsstücke höchst primitiv waren.
    Außerdem trug ich einen breiten Gürtel von getrockneter Ziegenhaut, den ich anstatt einer Schnalle mit zwei Riemen aus demselben Stoffe befestigte. Daran hing in einer Art von Gehänge an Stelle eines Schwertes oder Dolches auf meiner einen Seite eine kleine Säge und auf der anderen eine Hacke. Ein zweiter Lederriemen, etwas schmaler als der Gürtel, aber in

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