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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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ich es kaum sehen konnte, und es lag so weit weg, daß ich dachte: O Gott! wie war es möglich, daß ich bis ans Ufer kommen konnte.
    Nachdem sich mein Herz so an meiner Rettung geweidet hatte, begann ich mich umzuschauen, an was für einem Ort ich eigentlich wäre und was zunächst zu tun sei. Da entfiel mir der Mut bald wieder, und ich fand, daß dies in Wahrheit eine Rettung furchtbarer Art war; denn ich war durchnäßt, hatte keine ändern Kleider, noch irgend etwas zu essen und zu trinken zu meiner Labsal und sah kein anderes Schicksal vor mir, als Hungers zu sterben oder von wilden Tieren zerrissen zu werden. Was mich am meisten beunruhigte, war, daß ich keine Waffe hatte, um irgendein Getier für meine Notdurft zu jagen und zu töten oder mich gegen andere Tiere zu verteidigen, die mich töten könnten. Kurz, ich hatte nichts bei mir als ein Messer, eine Tabakspfeife und etwas Tabak in einer Dose; das war mein ganzer Vorrat. Darüber geriet ich in solche Verzweiflung, daß ich eine Weile wie ein Wahnsinniger umherlief.
    Als die Nacht hereinbrach, fiel mir das Schicksal schwer aufs Herz, das mir drohte, wenn wilde Tiere in diesem Lande hausten, die bei Nacht auf Raub gingen. Es fiel mir kein besserer Schutz gegen sie ein, als auf einen dichtverwachsenen, tannenähnlichen, aber dornigen Baum zu klettern, der in der Nähe stand und auf dem ich die ganze Nacht über zu hocken beschloß, um dann am nächsten Morgen weiter darüber nachzudenken, welchen Todes ich sterben würde; denn vorderhand sah ich keine Hoffnung, am Leben zu bleiben. Ich ging etwa eine Achtelmeile weit von der Küste weg, um nach frischem Trinkwasser zu suchen; zu meiner großen Freude fand ich auch welches; und nachdem ich getrunken und etwas Tabak in den Mund gesteckt hatte gegen den Hunger, kehrte ich zu dem Baume zurück, kletterte hinauf und setzte mich so zurecht, daß ich nicht im Schlaf hinunterfallen konnte. Ich schnitt mir zuvor noch einen kurzen Knüppel als Waffe, bezog dann mein Nest und fiel, da ich übermüdet war, in tiefen Schlaf. Ich schlief so süß, wie wohl nur wenige in meiner Lage geschlafen hätten, und fand mich ungemein erfrischt.
    Als ich erwachte, war es heller Tag, das Wetter klar und der Sturm vorüber, so daß die See nicht mehr tobte und schwoll wie gestern. Was mich aber am meisten überraschte, war, daß das Schiff über Nacht von der Sandbank, auf der es gelegen, durch die steigende Flut abgehoben und fast bis an den Felsen, gegen den ich so unsanft geschleudert worden, heraufgetrieben war.
    Da diese Stelle nur etwa eine englische Meile von mir entfernt war und das Schiff noch aufrecht zu stehen schien, so wünschte ich mich an Bord, um wenigstens einige nötige Dinge für mich zu retten. Als ich aus meinem Schlafzimmer in dem Baum hinabgestiegen war, hielt ich abermals Umschau, und das erste, was ich gewahrte, war das Boot, das dalag, wie der Sturm und die See es auf den Strand geworfen hatten, etwa zwei englische Meilen zur rechten Hand. Ich eilte, soweit ich konnte, zum Strand, stieß aber auf eine Wasserzunge, die, eine halbe englische Meile breit, zwischen mir und dem Boot lag. Also kehrte ich für diesmal um und beschäftigte mich vielmehr damit, wie ich auf das Schiff kommen könnte, wo ich etwas für meinen Unterhalt zu finden hoffte.
    Kurz nach Mittag war die See ganz still und Ebbe bis weit hinaus, so daß ich bis auf eine Viertelmeile an das Schiff herankommen konnte. Und nun ergriff mich ein neuer Schmerz; denn ich sah augenscheinlich, daß wir alle gerettet worden wären, wenn wir an Bord geblieben wären, das heißt, wir wären alle heil an Land gekommen, und ich wäre nicht so elend ohne Trost und Gefährten allein geblieben wie jetzt. Das preßte mir von neuem Tränen aus den Augen; aber weil das auch nichts helfen konnte, entschloß ich mich, wenn möglich auf das Schiff zu gehen. Ich zog also meine Kleider aus, denn es war außerordentlich heiß, und begab mich ins Wasser. Als ich aber an das Schiff kam, erhob sich die noch größere Schwierigkeit, hinaufzukommen ; denn da es fest auf Grund lag und hoch aus dem Wasser herausragte, fand ich nirgends einen Halt. Ich schwamm zweimal rundherum, und beim zweiten Male erspähte ich ein kurzes Ende Tau. Ich wunderte mich, daß ich es nicht gleich gesehen hatte. Es hing von den Bugketten so tief herab, daß ich es, obwohl mit großer Mühe, zu fassen bekam und daran auf die Vorderback hinaufkletterte. Hier fand ich, daß das Schiff geborsten war und

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