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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Segel noch Ruder noch Steuer hatte und jede Mütze voll Wind meine ganze Schifferei umblasen mußte.
    Dreierlei machte mir Mut: erstlich die glatte, stille See, zweitens die auflaufende Flut und drittens ein schwacher Wind, der mich landwärts trieb. Ich hatte noch zwei oder drei zerbrochene Ruder gefunden, die zu dem Boot gehörten, und noch zwei Sägen, eine Axt und einen Hammer, und mit dieser Ladung stieß ich ab. Etwa eine Meile weit fuhr mein Floß vortrefflich, nur merkte ich, daß es ein wenig von meinem vorigen Landungsplatz abtrieb, woran ich erkannte, daß eine Strömung in dem Wasser lief. Das ließ mich hoffen, daß ich einen Bach oder Fluß in der Nähe finden würde, den ich als Hafen benutzen könnte.
    Und so war es auch wirklich; eine kleine Öffnung des Landes erschien vor mir, und ich merkte, daß eine starke Strömung mit der Flut hineindrang. Ich steuerte also mein Floß so, daß es möglichst die Mitte dieser Strömung hielt. Hierbei aber hätte ich um ein Haar zum zweiten mal Schiffbruch erlitten, was mir sicherlich das Herz gebrochen hätte; denn da ich die Küste gar nicht kannte, lief mein Floß mit einem Ende auf seichten Grund, und da es mit dem anderen Ende nicht festsaß, so fehlte nur wenig, daß meine ganze Ladung auf das Ende, das noch flott war, hinabgerutscht und so ins Wasser gefallen wäre. Ich tat mein äußerstes, die Kisten festzuhalten, indem ich mich mit dem Rücken gegen sie stemmte. Es gelang mir mit aller meiner Kraft nicht, das Floß flott zubringen, und ich durfte auch nicht aus meiner Stellung weichen und stand so, die Kisten mit aller Macht haltend, fast eine halbe Stunde lang. Währenddessen stieg das Wasser immer höher, hob mein Floß wieder in gleiche Lage und machte es schließlich vollends wieder flott. Ich stieß es mit dem Ruder in die rechte Fahrt, trieb höher aufwärts und befand mich endlich in der Mündung eines kleinen Flusses mit Land an beiden Seiten. Ich schaute nach rechts und links, um einen bequemen Platz zum Landen zu finden; denn ich wollte nicht allzuweit den Fluß hinauffahren, sondern möglichst nahe an der Küste bleiben, weil ich früher oder später ein Schiff auf See zu sichten hoffte. Ich erspähte schließlich eine kleine Bucht an dem rechten Ufer des Flusses, zu der ich mein Floß mit großer Mühe und Beschwerlichkeit hinsteuerte und der ich endlich so nahe kam, daß ich mit meinem Ruder Grund fühlte und das Floß hineinlenken konnte. Aber hier bestand abermals Gefahr für meine Fracht; denn da das Ufer sehr abschüssig war, so wäre mein Floß beim Auflaufen an einem Ende hochgehoben worden und mit dem anderen unter Wasser geraten und meine Fracht wäre hinuntergerutscht. Ich konnte nichts tun als abwarten, bis die Flut am höchsten war, und mittlerweile das Floß mit meinem Ruder als Anker seitlich am Ufer festhalten, nahe bei einer flachen Stelle, von der ich annahm, daß das Wasser sie überfluten werde. Das tat es auch; und sobald genug Wasser da war - denn mein Floß hatte etwa einen Fuß Tiefgang -, trieb ich es auf diese flache Stelle und machte es dort fest, indem ich meine beiden gebrochenen Ruder in den Grund bohrte, das eine an einem Ende, das zweite am ändern Ende; und so lag ich, bis das Wasser wieder ablief und mein Floß samt der ganzen Ladung wohlbehalten auf Grund setzte.
    Meine nächste Aufgabe war nun, das Land auszukundschaften und einen geeigneten Platz für meine Wohnung zu suchen, wo ich auch all mein Gut verstauen und es vor jeder Gefahr in Sicherheit bringen konnte. Wo ich war, wußte ich noch nicht: ob auf dem Festland oder auf einer Insel, ob in bewohnter oder unbewohnter Gegend, ob in Gefahr vor wilden Tieren oder nicht. Etwa eine Meile von mir entfernt, erhob sich ein sehr steiler und hoher Hügel, der einige andere Hügel noch zu überragen schien, die nördlich von ihm in einer Reihe lagen. Ich nahm eine von den Vogelflinten, eine Pistole und ein Pulverhorn, und, so bewaffnet, machte ich mich auf die Entdeckungsreise zum Gipfel dieses Hügels. Nachdem ich ihn mit vieler Mühe und Beschwerde erklommen hatte, sah ich zu meiner großen Betrübnis mein Schicksal vor mir, nämlich, daß ich mich auf einer Insel befand, die rings von der See umgeben war. Nirgends war Land zu sehen, außer ein paar Klippen, die in weiter Ferne lagen, und zwei noch kleineren Inseln etwa drei Meilen weit westlich.
    Ich sah auch, daß die Insel, auf der ich stand, öde und allem Anschein nach nicht bewohnt war, außer von wilden

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