Robinson Crusoe
Wrack, bahnte mir mit der Brechstange einen Weg ins Innere und fühlte einige Fässer, löste sie mit der Brechstange, konnte sie aber nicht losbringen. Ich fühlte auch die Rolle englisches Blei und konnte sie bewegen; aber sie war zu schwer, um sie fortzuschaffen.
10., 11., 12., 13., 14. Mai. Ging jeden Tag aufs Wrack und holte eine Menge Bauholz, Bretter und Planken und zwei bis drei Zentner Eisen.
15. Mai. Ich nahm zwei Beile mit, um zu versuchen, ein Stück von der Bleirolle abzuhauen, indem ich ein Beil mit der Schneide aufsetzte und es mit dem anderen hineintrieb. Aber es lag ungefähr anderthalb Fuß unter Wasser, und so konnte ich keinen rechten Schlag tun.
16. Mai. Es hatte in der Nacht stark geweht, und das Wrack schien durch die Wucht des Wassers noch mehr zertrümmert. Aber ich blieb so lange im Wald, um Tauben für meine Küche zu schießen, daß die Flut mich davon abhielt, diesen Tag aufs Wrack zu gehen.
17.Mai. Ich sah einige Teile des Wracks in einer großen Entfernung, ungefähr zwei Meilen von mir, an Land getrieben und beschloß zu sehen, was es war; ich fand, daß es ein Stück vom Bug war, aber zu schwer für mich, um es fortzuschaffen.
24. Mai. Ich arbeitete täglich bis heute auf dem Wrack und lockerte mit großer Mühe einige Dinge so weit mit der Brechstange, daß die nächste starke Flut einige Fässer und zwei Matrosenkisten herausspülte. Da aber der Wind vom Land stand, so wurde für heute nichts an die Küste getrieben außer einigem Bauholz und einem Oxhoft mit brasilianischem Schweinefleisch, das aber durch das Salzwasser und den Sand verdorben war.
Ich setzte diese Arbeit täglich bis zum 15.Juni fort, abgesehen von der Zeit, die ich brauchte, um mir Nahrung zu suchen; aber ich verlegte diesen Teil meiner Beschäftigung in die Flutzeit, um bei Ebbe bereit zu sein, und so schaffte ich nach und nach so viel Holz, Planken und Eisen heraus, daß ich ein gutes Boot hätte bauen können, wenn ich nur gewußt hätte wie; auch brachte ich wiederholt einzelne Stücke von dem Blei mit, ungefähr 100 Pfund.
16.Juni. Als ich zum Strande hinabging, fand ich eine große Schildkröte. Es war die erste, die ich hier sah, woran aber nur mein Mißgeschick schuld war; denn wäre ich zufällig auf die andere Seite der Insel verschlagen worden, so hätte ich täglich Hunderte haben können, wie ich später entdeckte; aber vielleicht hätte ich sie auch teuer genug bezahlen müssen.
17. Juni. Ich kochte die Schildkröte und fand in ihr drei Schock Eier; ihr Fleisch erschien mir damals als das saftigste und leckerste, das ich je in meinem Leben geschmeckt, da ich kein Fleisch außer Ziegen und Vögeln gehabt hatte, seit ich an diesem schrecklichen Ort gelandet war.
18.Juni. Es regnete den ganzen Tag, und ich blieb zu Hause. Der Regen kam mir kalt vor, und ich fröstelte, was, wie ich wußte, unter dieser Breite etwas Ungewöhnliches war.
19. Juni. Sehr krank, mit Schüttelfrost, als ob kaltes Wetter gewesen wäre.
20. Juni. Keine Ruhe die ganze Nacht, heftige Kopfschmerzen und fiebrig.
21. Juni. Sehr krank. Halbtot vor Angst über meine traurige Lage, krank zu sein und ohne Hilfe. Betete zum ersten Male zu Gott seit dem Sturm bei Hull, aber wußte kaum, was ich sagte oder warum, da alle meine Gedanken verwirrt waren.
22. Juni. Etwas besser, aber furchtbare Angst vor Krankheit.
23.Juni. Wieder sehr schlecht, Kälte und Schüttelfrost und dann heftige Kopfschmerzen.
24. Juni. Viel besser.
25. Juni. Sehr heftiges Fieber. Der Anfall hielt mich etwa sieben Stunden gepackt. Hitze und Kälte mit mattem Schweiß hinterher.
26.Juni. Besser; und da ich nichts zu essen hatte, nahm ich mein Gewehr, fühlte mich aber sehr schwach. Trotzdem schoß ich eine Geiß, brachte sie unter vielen Schwierigkeiten heim, briet ein Stück und aß es. Ich würde es gern gekocht haben, um etwas Fleischbrühe zu haben; aber ich hatte keinen Topf.
27.Juni. Das Fieber war wieder so heftig, daß ich den ganzen Tag zu Bett lag und weder aß noch trank. Ich wäre fast vor Durst umgekommen, war aber so schwach, daß ich nicht die Kraft hatte, aufzustehen und mir Trinkwasser zu holen. Betete wieder zu Gott, war aber ganz wirr im Kopf und außerdem so unwissend, daß ich nichts zu sagen wußte. Ich lag nur und rief: «Herr, schau auf mich! Herr, hab Erbarmen mit mir! Herr, sei mir gnädig!» - Ich glaube, ich tat zwei oder drei Stunden lang nichts anderes, bis der Anfall vorüberging und ich einschlief. Ich wachte erst spät in der Nacht auf.
Weitere Kostenlose Bücher