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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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werden, so daß ich noch immer auf dem Boden sitzen blieb, vollkommen niedergebrochen und untröstlich, und nicht wußte, was tun. Die ganze Zeit über hatte ich nicht den geringsten wahrhaft frommen Gedanken, nichts als das übliche Herr sei mir gnädig!», und als alles vorüber war, war es auch damit aus.
Wie ich so dasaß, verdunkelte sich die Luft und wurde wolkig, als wenn es regnen wollte; gleich darauf erhob sich der Wind immer mehr und mehr, so daß er innerhalb einer halben Stunde zu einem schrecklichen Orkan anwuchs. Die See war im Nu mit Schaum bedeckt, das Ufer von Brandung überflutet, die Bäume wurden mit den Wurzeln ausgerissen; kurz, es war ein schrecklicher Sturm. Und dies hielt ungefähr drei Stunden lang an, dann begann es nachzulassen, und zwei Stunden später war es ganz ruhig und begann sehr stark zu regnen.
Die ganze Zeit über saß ich am Boden, sehr geängstigt und mutlos, bis ich plötzlich auf den Gedanken kam, daß dieser Sturm und Regen eine Folge des Erdbebens und dieses selber also vorüber sei, und daß ich mich jetzt wieder in meine Höhle getrauen dürfte. Bei diesem Gedanken fing ich wieder an aufzuleben, und da der Regen nachhalf, ging ich hinein und setzte mich in mein Zelt; aber der Regen war so stark, daß mein Zelt drauf und dran war, nieder zubrechen. So war ich gezwungen, in meine Höhle zu gehen, obwohl mir noch immer angst und bange war, sie könnte mir über dem Kopf zusammenstürzen.
Diese Regenflut nötigte mich zu einer neuen Arbeit: nämlich, ein Loch in meine Verschanzung zu hauen, um das Wasser ablaufen zu lassen, das sonst meinen Keller ersäuft hätte. Als ich eine Weile in der Höhle gelauert hatte und keine Erdstöße mehr fühlte, begann ich mich zu beruhigen. Und jetzt ging ich, um meine Geister, die es sehr nötig hatten, etwas aufzufrischen, zu meiner kleinen Speisekammer und nahm einen mäßigen Schluck Rum, sparsam wie immer; denn ich wußte, war er zu Ende, so bekam ich keinen wieder.
Es regnete die ganze Nacht fort und einen großen Teil des nächsten Tages, so daß ich gar nicht ausgehen konnte; aber da mein Gemüt wieder ruhig war, begann ich nachzudenken, was am besten zu tun sei, und kam zu dem Schluß, daß ich, wenn dergleichen Erdbeben diese Insel öfter heimsuchten, nicht in meiner Höhle leben könnte; und so müßte ich darauf denken, mir eine Hütte an einem freien Platz zu bauen und auch diese wieder mit einer Mauer wie hier zu umgeben, zum Schütze gegen wilde Tiere und Menschen; denn wenn ich hier bliebe, würde ich sicherlich eines Tages lebendig begraben werden.
Mit solchen Gedanken entschloß ich mich, mein Zelt von seinem jetzigen Ort zu entfernen, da es gerade unter dem überhängenden Vorsprung des Hügels stand, der sicherlich bei den nächsten Stößen auf mein Zelt stürzen würde; und so verbrachte ich die nächsten beiden Tage, den 19. und 20. April, mit Nachdenken darüber, wie und wohin ich meine Wohnung verlegen sollte.
Die Angst, lebendig verschlungen zu werden, ließ mich niemals ruhig schlafen; aber die Furcht, draußen ohne irgendeine Umzäunung zu liegen, war fast ebenso groß; und wiederum, wenn ich umherschaute und sah, wie alles in schönster Ordnung und wie herrlich versteckt und sicher vor Gefahr ich hier war, so war es mir sehr zuwider, umzuziehen.
Mittlerweilen wurde mir klar, daß das Umziehen sehr lange Zeit in Anspruch nehmen würde und daß ich mich bescheiden müßte, zu bleiben, wo ich war, bis ich mir ein Lager geschaffen hätte, das sicher genug wäre. Mit diesem Entschluß vertröstete ich mich einige Zeit und nahm mir vor, mich in aller Eile an die Arbeit zu machen, mir eine Mauer in einem Kreis aus Pfählen und Stricken usw. zu bauen, gleich der jetzigen, und mein Zelt, wenn sie fertig wäre, dort aufzustellen, bis dahin aber auf gut Glück zu bleiben, wo ich war, bis alles fertig und bereit zum Umzug wäre. Dies war am 21. April.
22. April. Am nächsten Morgen überlegte ich, wie ich meinen Entschluß zur Ausführung bringen sollte; aber viele meiner Werkzeuge hatte ich verloren. Ich besaß drei große Äxte und Überfluß an Beilen (denn wir hatten Beile für den Handel mit den Indern geladen); doch beim Fällen und Bebauen des knorrigen Holzes waren sie stumpf und schartig geworden, und obgleich ich einen Schleifstein hatte, konnte ich ihn nicht drehen und daher auch meine Werkzeuge nicht schleifen. Dies kostete mich soviel Nachdenken, wie ein Staatsmann für einen großen politischen Streich oder

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