Robinson Crusoe
und umgab sie in einiger Entfernung mit einem starken Zaun aus einer doppelten Hecke, die so hoch war, wie ich reichen konnte, sorgfältig mit Pfählen gestützt und mit Gestrüpp abgedichtet. Hier schlief ich manchmal zwei oder drei Nächte hintereinander wohlgeborgen. Ich stieg auch hier mittels einer Leiter hinein, so daß ich mir nun einbilden konnte ein Landhaus zu besitzen und eins am Meeresufer. Diese Arbeit beschäftigte mich bis Anfang August.
Ich hatte eben meine Einzäunung beendigt und begann, die Früchte meiner Arbeit zu genießen, als die Regenzeit einsetzte und mich zwang, in der Nähe meiner alten Behausung zu bleiben; denn obgleich ich mir auch ein neues Zelt gebaut und mit einem Stück Segel gut überzogen hatte, so hatte ich hier doch nicht den Schutz des Hügels und nicht die Höhle, in die ich mich bei besonders starkem Regen verkriechen konnte.
Ungefähr Anfang August, wie ich sagte, war meine Laube fertig, und ich begann, es mir darin wohl sein zu lassen. Am 3. August waren die Trauben, die ich aufgehängt hatte, völlig getrocknet und durch die Sonne in vorzügliche Rosinen verwandelt. So nahm ich sie vom Baum ab, und es war sehr gut, daß ich es tat; denn der Regen, der nun folgte, würde sie verdorben haben, und ich hätte den besten Teil meines Wintervorrats, ungefähr dreihundert große Bündel, verloren. Kaum hatte ich sie alle abgenommen und die meisten heimgebracht, so fing es an zu regnen. Und von da ab, es war der 14. August, regnete es mehr oder weniger jeden Tag bis Mitte Oktober, und manchmal so heftig, daß ich tagelang nicht aus meiner Höhle konnte.
Um diese Zeit wurde ich durch einen Zuwachs meiner Familie sehr überrascht. Ich halte mit Leidwesen eine meiner Katzen vermißt, die mir fortgelaufen war und die ich für tot hielt. Ich hörte und sah nichts mehr von ihr, bis sie Ende August zu meinem großen Erstaunen mit drei Jungen zurückkehrte. Dies verwunderte mich sehr; denn ich hatte zwar einmal eine An Wildkatze geschossen, die aber ganz verschieden von unserer europäischen Katze war. Die jungen Katzen waren jedoch, ebenso wie die alten, Hauskatzen. Meine beiden Katzen aber waren weiblich. Von diesen drei Katzen wurde ich freilich nachmals so mit Katzen gesegnet, daß ich gezwungen war, sie wie Ungeziefer oder Raubtiere zu töten und nach Kräften von meinem Hause zu verjagen.
Vom 14. bis 24. August unaufhörlicher Regen, so daß ich mich nicht hinausbegeben konnte, da ich mich jetzt sehr hütete, naß zu werden. Infolge dieser Haft war ich gezwungen, meine Nahrung zu strecken. Zweimal wagte ich es jedoch, auszugehen; an dem einen Tag schoß ich eine Ziege, und am andern, dem 25., fand ich eine große Schildkröte, die ein Hochgenuß für mich war. Meine Mahlzeiten waren so eingeteilt: zum Frühstück eine Traube Rosinen, zum Mittagessen ein Stück Ziegenfleisch oder Schildkröte, geröstet, denn zu meinem großen Unglück hatte ich keinen Kessel, um etwas zu kochen oder zu schmoren, und zwei bis drei Schildkröteneier zum Abendbrot.
Solange mich der Regen im Hause hielt, arbeitete ich täglich zwei oder drei Stunden an der Erweiterung meiner Höhle. Nach und nach drang ich nach einer Seite immer tiefer vor, bis ich schließlich an die Außenseite des Hügels kam. Hier machte ich eine Tür, die außerhalb meiner Einzäunung lag, und ging nun hier aus und ein.
Aber es war mir nicht ganz behaglich dabei zumute, daß die Höhle nun nach dieser Seile hin so offen lag; denn bisher war ich ringsum geschützt gewesen, während jetzt durch diese Öffnung hereinkommen konnte, wer oder was wollte, obwohl ja, soviel ich wußte, gar kein lebendes Wesen vorhanden war, das ich halte fürchten müssen, da das größte Geschöpf, das ich bis jetzt auf der Insel gesehen hatte, eine Ziege war.
30. September. Heute jährte sich der Unglückstag meiner Landung. Ich zählte die Kerben an meinem Pfosten zusammen und fand, daß ich 365 Tage auf der Insel war. Ich hielt an diesem Tag ein feierliches Fasten und verbrachte ihn mit frommen Übungen. Ich warf mich in tiefster Demut zu Boden, beichtete Gott meine Sünden, erkannte sein gerechtes Gericht über mich und flehte ihn an, mir Gnade zu geben durch Jesum Christum. Ich aß zwölf Stunden lang keinen Bissen bis Sonnenuntergang, wo ich einen Zwieback und eine Traube Rosinen genoß und zu Bett ging, den Tag beschließend, wie ich ihn begonnen hatte.
Ich hatte die ganze Zeit über keinen Sonntag eingehalten; denn da ich anfangs keine Gottesfurcht
Weitere Kostenlose Bücher