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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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der mich mit solcher Gewalt und solchem Ungestüm überkam, daß ich ihm nicht zu widerstehen vermochte.
Nachdem ich solche Gedanken zwei Stunden oder länger so heftig im Kopf herumgewälzt hatte, daß mein ganzes Blut davon in Aufruhr war und mein Puls schlug, als wenn ich Fieber hätte, half sich schließlich die Natur selber, und ich fiel, zu Tode erschöpft, in einen tiefen Schlaf. Man würde meinen, ich hätte auch noch davon geträumt, aber nein, keineswegs. Vielmehr träumte ich, ich käme am Morgen wie gewöhnlich aus meiner Burg und sähe zwei Kanoes an der Küste, aus dem elf Wilde ans Land stiegen. Sie führten einen anderen Wilden mit sich, den sie töten wollten, um ihn aufzufressen. Plötzlich aber sprang dieser Wilde zur Seite und stürmte auf Tod und Leben davon. Mich deuchte im Schlaf, er liefe just auf mein kleines Wäldchen vor meiner Festung zu, um sich darin zu verstecken. Da ich ihn nun allein sah und merkte, daß die anderen ihn nicht in dieser Richtung verfolgten, zeigte ich mich ihm, lächelte ihm zu und ermutigte ihn. Er kniete vor mir nieder und schien mich um Hilfe anzuflehen, worauf ich ihm meine Leiter wies, ihm bedeutete, hinaufzuklettern, und ihn so in meine Höhle brachte und zu meinem Diener machte. Sobald ich nun diesen Burschen bei mir hatte, sagte ich mir: Nun kann ich mich getrost nach dem Festland hinüber wagen; denn dieser Gefährte wird mir als Lotse dienen und mir sagen, was ich tun und wo ich Nahrung suchen solle, hingegen wo ich nicht hingehen dürfe, um nicht gefressen zu werden usw. Über diesen Gedanken wachte ich auf und war so voller Herzensfreude über meinen hoffnungsvollen Traum, daß, als ich zu mir kam und merkte, ich hatte nur geträumt, alle meine Lebensgeister wieder um so niedergeschlagener waren.
Dessenungeachtet kam ich dadurch zu dem Schluß, es gäbe für mich nur eine einzige Möglichkeit zur Befreiung, nämlich, wenn ich mich eines Wilden bemächtigen könnte, und zwar eines ihrer Gefangenen, den sie für ihre Mahlzeit bestimmt hätten und hierherbrächten, um ihn zu schlachten. Um dies jedoch auszuführen, hätte ich die ganze Schar auf einmal angreifen und niedermachen müssen, und ein so verzweifelter Versuch konnte leicht auch mißlingen. Überdies hatte ich soviel darüber nachgedacht, ob ich mir das Recht dazu anmaßen dürfe, daß mir das Herz bei dem Gedanken an soviel Blutvergießen zitterte, mochte es auch zu meiner eigenen Befreiung geschehen. Ich brauche hier nicht alle die Gründe zu wiederholen, die dagegen sprachen, da sie die gleichen sind, die ich schon erwähnt habe; aber obwohl ich jetzt auch noch andere Gründe vorzubringen hatte, die dafür sprachen, nämlich, daß diese Menschen mein Leben gefährdeten und mich auffressen würden, wenn sie könnten; daß es Notwehr in höchstem Grade war, wenn ich mich vor diesem Tode zu bewahren suchte, und daß ich dabei ebenso zu meiner Verteidigung handelte, wie wenn sie mich tatsächlich angegriffen hätten, und dergleichen mehr ich sage, obwohl dies alles dafür sprach, war mir der Gedanke, zu meiner Errettung Menschenblut zu vergießen, doch so entsetzlich, daß ich mich lange Zeit auf keine Weise damit versöhnen konnte.
Schließlich aber, nach vielem Für- und Widerreden mit mir selbst und großer Ratlosigkeit, behielt doch das heiße Verlangen nach Freiheit die Oberhand, und ich beschloß, einen dieser Wilden in meine Gewalt zu bekommen, koste es, was es wolle. Nun galt es, zu überlegen, wie das geschehen solle, und da gab es viel Kopfzerbrechen. Weil ich jedoch noch nicht mit irgendwelcher Wahrscheinlichkeit rechnen konnte, beschloß ich, mich auf die Lauer zu legen und aufzupassen, wenn sie an Land kämen, den Rest aber dem Zufall zu überlassen und nach dem Gebot des Augenblicks zu handeln.
Mit diesem Vorsalz begab ich mich fleißig auf Vorposten, und zwar so oft und so lange, daß ich der Sache herzlich müde wurde; denn ich lauerte anderthalb Jahre lang und wanderte diese ganze Zeit über fast täglich an das Südwestende der Insel, um nach Kanoes auszuspähen, ohne daß sich eines blicken ließ. Das war sehr entmutigend und begann mich sehr zu beunruhigen, obwohl ich nicht sagen kann, daß diesmal mein Eifer dadurch abgestumpft wurde, wie es zuvor geschehen war, sondern je länger es dauerte, um so eifriger wurde ich; kurz, ich war jetzt begieriger, den Wilden auf den Leib zu rücken, als ich zuvor ängstlich gewesen war, ihren Anblick zu vermeiden. Überdies bildete ich mir ein,

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