Robinson Crusoe
ließ ich sie dort; aber das Pulverhorn nahm ich mit, dazu ferner noch eine Feuerschaufel und -zange, die ich nötig brauchte, sowie zwei kleine Messing- und einen Kupferkessel. Mit dieser Ladung und dem Hund machte ich mich wieder auf den Weg, da die Flut nahte, mit der ich wieder zurück mußte. Und am selben Abend, schon beim Dunkelwerden, erreichte ich die Insel wieder, schwer ermüdet und erschöpft.
Ich schlief die Nacht im Boot, und am Morgen beschloß ich, die mitgebrachten Dinge in meiner neuen Höhle zu verstauen. Nachdem ich etwas zu mir genommen hatte, brachte ich die ganze Ladung an die Küste und begann sie im einzelnen zu untersuchen. In den Fässern fand ich eine Art Rum, aber nicht wie wir ihn in Brasilien gewöhnt sind, mit einem Wort: ziemlich minderwertig. Aber als ich die erste Kiste öffnete, fand ich verschiedene Dinge, die ich gut brauchen konnte, zum Beispiel in der einen einen schön gearbeiteten Kasten mit Flaschen einer besonderen Sorte feinen, vorzüglichen Magenbitters. Jede Flasche enthielt ungefähr anderthalb Liter und war mit Staniol verschlossen. Ferner zwei Töpfe mit sehr gutem Zuckerwerk, das auch so hoch gelegen hatte, daß das Wasser ihm nichts geschadet hatte, sowie noch zwei andere.
die aber vom Wasser verdorben waren. Auch fand ich einige sehr gute Hemden, die mir sehr willkommen waren, und ungefähr anderthalb Dutzend weißleinene Taschentücher und farbige Halstücher; die ersteren kamen mir auch sehr erwünscht, besonders um mein Gesicht an heißen Tagen abzuwischen, was außerordentlich erfrischend war. Als ich an den Geldkasten kam, fand ich drei große Beutel spanischer Dollars darin, zusammen ungefähr elfhundert Stück, und in dem einen, in Papier eingewickelt, sechs Golddublonen und einige Goldbarren, zusammen nahezu ein Pfund schwer.
In der zweiten Kiste waren einige Kleidungsstücke von geringemWert, die anscheinend dem Stückmeister gehört hatten, obwohl kein Pulver dabei war, außer etwa zwei Pfund in drei Pulver-hörnern, vermutlich für seine Vogelflinten. Alles in allem erbeutete ich auf dieser Fahrt nur wenig, was mir nützen konnte; denn für das Geld hatte ich keine Verwendung; es galt mir nicht mehr als der Staub unter meinen Füßen, und ich hätte es alles für drei oder vier Paar englischer Schuhe und Strümpfe hergegeben, die ich notwendig gebraucht hätte und dergleichen ich schon seit vielen Jahren nicht mehr an den Füßen gehabt hatte. Zwar hatte ich den ertrunkenen Seeleuten im Wrack ihre zwei Paar Schuhe abgenommen und zwei weitere Paare in einer der Kisten gefunden; aber sie waren nicht so bequem und praktisch wie unsere englischen Schuhe, sondern mehr eine Art Pumps. In der zweiten Kiste fand ich etwa fünfzig Piaster, aber kein Gold. Ich vermute, sie gehörte einem ärmeren Mann als die erste, die einem Offizier gehört haben mochte.
Trotzdem nahm ich das Geld mit in meine Höhle und hob es dort auf wie das andere, das ich aus unserem Schiff geborgen hatte. Aber, wie gesagt, schade war es, daß ich aus dem ändern Teil des Schiffes nichts bergen konnte; denn ich hätte mein Boot sicherlich mehrere Male mit Gold überladen können, das mir dereinst in England zugute gekommen wäre und inzwischen hier sicher genug gelegen hätte, bis ich es abholte.
Nachdem ich nun alle meine Sachen an Land und in Sicherheit gebracht hatte, ging ich wieder zu meinem Boot und ruderte an der Küste entlang bis zu meinem vorigen Hafen zurück, wo ich es auf Land setzte. Ich eilte auf dem kürzesten Weg zu meiner alten Wohnung, wo ich alles wohlbehalten und ruhig vorfand. Nun ruhte ich mich aus. lebte wieder in meiner alten Weise und sorgte für meinen Haushalt. Nur war ich wachsamer als zuvor, hielt öfter Ausschau und ging nicht soviel aus. Und wenn es doch geschah, hielt ich mich immer auf der Ostseite der Insel, wo ich ziemlich sicher war, daß die Wilden niemals hinkommen würden, und wo ich weniger vorsichtig zu sein und nicht soviel an Waffen und Munition mitzuschleppen brauchte, als wenn ich in anderer Richtung ging. So lebte ich noch zwei Jahre. Aber mein verwünschter Kopf, der mich immer wieder spüren ließ, daß er geschaffen sei, um meinen Leib unglücklich zu machen, war die ganze Zeit über mit Plänen und Anschlägen erfüllt, wie es möglich wäre, von der Insel wegzukommen. Bisweilen dachte ich daran, eine zweite Fahrt nach dem Wrack zu unternehmen, obgleich mir mein Verstand sagte, es sei nichts mehr darin, was die Gefahr lohnte.
Bald dachte
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