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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an den eigenen häuslichen Herd.
    Um nur einige der hervorragendsten zu nennen, so begab
    sich William T. Forbes eiligst nach dem Tisch, auf dem Miss
    Doll und Miss Mat ihm den Abendtee zubereitet und mit
    der selbstzubereiteten Glukose versüßt hatten; Truk Milnor
    schlug den Weg nach seiner Fabrik ein, deren Ventilator die
    ganze Nacht hindurch in einer der entferntesten Vorstädte
    sauste. Der Schatzmeister Jem Cip, dem öffentlich nachge-
    sagt worden war, einen um einen Fuß längeren Darmkanal
    zu haben, als der Mensch ihn sonst mit sich herumträgt, be-
    gab sich nach seinem Eßzimmer, wo ihn ein vegetarisches
    Abendbrot erwartete.
    Zwei der bedeutendsten Ballonisten – aber nur zwei –
    schienen nicht daran zu denken, ihr Heim sogleich aufzu-
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    suchen. Sie hatten die Gelegenheit wahrgenommen, in hit-
    zigster Weise weiterzuplaudern. Es waren das die beiden
    Unversöhnlichen, Onkel Prudent und Phil Evans, der Vor-
    sitzende und der Schriftführer des Weldon-Instituts.
    An der Tür des Clubhauses erwartete Frycollin, der Die-
    ner von Onkel Prudent, wie gewöhnlich seinen Herrn.
    Er folgte diesem auf Schritt und Tritt, ohne sich um den
    Gegenstand des Gesprächs zu kümmern, der die beiden
    Kollegen schon in die Hitze gebracht hatte.
    Wir gebrauchten auch nur euphemistisch das Zeitwort
    »plaudern« für die Tätigkeit, welcher der Vorsitzende und
    der Schriftführer des Clubs sich mit gleichem Eifer hinga-
    ben. In der Tat stritten und zankten sie sich mit einer Ener-
    gie, deren Ursprung in ihrer alten Rivalität zu suchen war.
    »Nein, und dreimal nein!« wiederholte Phil Evans, »hätte
    ich die Ehre gehabt, dem Weldon-Institut bei der heutigen
    Sitzung zu präsidieren, es wäre niemals zu einem solchen
    Skandal gekommen!«
    »Und was würden Sie getan haben, wenn Sie diese Ehre
    gehabt hätten?« fragte Onkel Prudent.
    »Ich hätte jenem öffentlichen Beleidiger das Wort abge-
    schnitten, noch ehe er den Mund öffnete.«
    »Mir scheint, um jemand das Wort abzuschneiden,
    müsse man ihn wenigstens erst eines aussprechen lassen.«
    »Nicht in Amerika, mein Herr, nicht in Amerika!«
    Und während sie sich so mehr bittere als angenehme Re-
    densarten ins Gesicht warfen, schlenderten die beiden Män-
    ner mehrere Straßen dahin, die sie immer weiter von ihren
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    Wohnungen entfernten; sie durchschritten Viertel, deren
    Lage sie später zu großen Umwegen zwingen mußte.
    Frycollin folgte noch immer nach, fühlte sich aber doch
    etwas beunruhigt, seinen Herrn sich nach so menschen-
    leeren Örtlichkeiten hin verirren zu sehen. Er liebte diese
    Gegenden nicht, besonders nicht so kurz vor Mitternacht.
    Dazu herrschte tiefe Dunkelheit, denn der zunehmende
    Mond war eben nur dabei, »seine 28tägige Rundreise« zu
    beginnen.
    Frycollin sah sich scheu nach rechts und links um, ob
    sie nicht von verdächtigen Schatten belauscht würden, und
    wirklich, er glaubte fünf oder sechs große Teufel zu erken-
    nen, die sie nicht aus den Augen zu verlieren schienen.
    Instinktiv näherte sich Frycollin seinem Herrn, um
    nichts in der Welt hätte er jedoch gewagt, ihn inmitten eines
    Gesprächs zu unterbrechen, von dem er zuweilen einzelne
    Brocken aufschnappte.
    Der Zufall fügte es, daß der Vorsitzende und der Schrift-
    führer des Weldon-Instituts sich, ohne darauf zu achten, bis
    nach dem Fairmont Park verirrten. Hier überschritten sie, in
    lebhaftem Wortwechsel begriffen, den Schuylkill River auf
    der berühmten Eisenbrücke; sie begegneten nur sehr wenig
    Leuten und befanden sich endlich mitten in jenen weiten
    Terrains, die sich auf der einen Seite als ungeheure Wiesen
    ausdehnen, auf der anderen von herrlichem Baumbestand
    beschattet sind und in ihrer Gesamtheit eine vielleicht in
    der ganzen Welt einzig dastehende Anlage bilden.
    Hier nahm der Schreck des Dieners Frycollin plötzlich
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    noch mehr zu, und das mit um so größerer Berechtigung, da
    fünf bis sechs jener Schatten ihnen auch über die Strombrü-
    cke nachgefolgt waren. Die Pupillen seiner Augen hatte sich
    dabei so erweitert, daß sie bis an den Rand der Iris reichten.
    Und gleichzeitig schrumpfte sein ganzer Körper zusammen
    und zog sich zurück, als besäße er jene eigentümliche Zu-
    sammenziehbarkeit, die den Mollusken und auch gewissen
    Wirbeltieren eigen ist.
    Der Diener Frycollin war nämlich ein vollständiger Ha-
    senfuß.
    Ein richtiger Neger und Südcaroliner, mit vierschröti-
    gem Kopf auf einem mageren

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