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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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im Halbdunkel Grimassen zu ma-
    chen schienen.
    Doch weder der Präsident, noch der Schriftführer des
    Weldon-Instituts bemerkte diese auffällige Veränderung der
    Ansicht des Fairmont Parks; Frycollin sah sie ebensowenig.
    Es schien ihm, als ob die unheimlichen Gestalten sich nä-
    herten und zusammenduckten, als rüsteten sie sich zu ei-
    nem räuberischen Überfall. Er zitterte aus Angst an allen
    Gliedern und war doch gleichzeitig wie gelähmt, so hatte
    ihn die Furcht vor den nächsten Minuten ergriffen.
    Obwohl ihm die Knie förmlich schlotterten, gewann er
    doch noch die Kraft, einmal zu rufen:
    »Master Onkel! ... Master Onkel!«
    »Nun, was gibt es denn?« antwortete Onkel Prudent.
    Vielleicht wären er und Phil Evans nicht böse darüber
    gewesen, ihren Zorn dadurch abzukühlen, daß sie dem un-
    glücklichen Diener eine tüchtige Tracht Prügel erteilten;
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    dazu fanden sie aber ebensowenig Zeit, wie letzterer, ihnen
    eine weitere Antwort zu geben.
    Unter den Bäumen gellte plötzlich ein lauter Pfiff. Gleich-
    zeitig flammte inmitten der Lichtung ein heller elektrischer
    Stern auf.
    Das war zweifelsohne ein Signal und im vorliegenden
    Fall die Mahnung, daß der Augenblick zu irgendeiner Ge-
    walttätigkeit gekommen sei.
    Schneller, als man es ausdenken kann, stürzten sich
    schon sechs Männer durch das Unterholz, zwei auf Onkel
    Prudent, zwei auf Phil Evans und zwei auf den Diener Fry-
    collin. Die beiden letzten ganz überflüssigerweise, denn der
    Neger wäre ganz unfähig gewesen, sich zu wehren.
    Obgleich überrascht durch diesen Überfall, wollten der
    Vorsitzende und der Schriftführer des Weldon-Instituts
    doch versuchen, Widerstand zu leisten, hatten dazu aber
    weder Zeit noch Kraft. Binnen wenigen Sekunden waren sie
    schon stumm gemacht durch einen Knebel im Mund, blind
    durch eine Binde über die Augen, und wurden, überwältigt
    und gefesselt, schnell durch die Waldlichtung hin fortge-
    schleppt. Was konnten sie anders annehmen, als daß sie ei-
    ner Rotte jener gewissenloser Herumlungerer in die Hände
    gefallen seien, die jeden ausrauben, den sie noch zu spä-
    ter Stunde im Wald antrafen? Und doch täuschten sie sich.
    Man durchsuchte nicht einmal ihre Taschen, obwohl Onkel
    Prudent stets, seiner Gewohnheit nach und also auch heute,
    mehrere Tausend Dollar Papiergeld bei sich führte.
    Kurz, eine Minute nach diesem Überfall fühlten Onkel

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    Prudent, Phil Evans und der Diener Frycollin, daß sie, ohne
    daß ein Wort zwischen den Angreifern gewechselt worden
    wäre, nicht auf den Rasen der Waldblöße, sondern auf eine
    Art Fußboden niedergelegt wurden, der unter ihrem Ge-
    wicht knarrte. Hier lehnte man sie dann einen an den an-
    deren. Darauf hörte man das Klirren eines Riegels in seiner
    Klappe und dies belehrte die drei Männer, daß sie gefangen
    seien.
    Nachher entstand ein seltsames, anhaltendes Geräusch,
    wie ein Schnarren, ein ›frrr‹, dessen rrr sich ohne Ende fort-
    setzten, ohne daß in der so ruhigen Nacht etwas anderes
    hörbar geworden wäre.
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    Welche Unruhe herrschte am folgenden Tag in Philadel-
    phia. Schon in den Morgenstunden erfuhr die ganze Stadt,
    was sich in der letzten Sitzung des Weldon-Instituts zugetra-
    gen: Die Erscheinung jenes rätselhaften Fremdlings, eines
    Ingenieurs, namens Robur – Robur der Sieger! – die Strei-
    tigkeiten, die er offenbar absichtlich unter den Ballonisten
    erregt hatte, und endlich sein unerklärliches Verschwinden.
    Es machte aber doch einen noch ganz anderen Eindruck,
    als man später davon hörte, daß auch der Vorsitzende und
    der Schriftführer des Clubs in der Nacht vom 12. zum 13.
    Juni verschwunden seien.
    Welche Nachsuchungen wurden da nicht in der Stadt
    und deren Umgebungen angestellt! Vergeblich – alle ver-
    geblich. Die Zeitungen von Philadelphia, nach ihnen die
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    Journale von Pennsylvania und endlich die von ganz Ame-
    rika bemächtigten sich eifrig dieses Vorfalls und erklärten
    ihn auf hunderterlei Weise, von denen keine die richtige
    war. Durch Annoncen und Plakate wurden beträchtliche
    Preise ausgesetzt – nicht nur für den, der die ehrenwerten
    Verschwundenen wiederfinden würde, sondern auch für je-
    den, der nur auf

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