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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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brausen. An jenem
    Abend konnte Philadelphia wohl glauben, eine Feuers-
    brunst verzehre eines seiner Stadtteile, und das ganze Was-
    ser des Schuylkill River werde zum Löschen nicht ausrei-
    chen.
    Plötzlich entstand in der lärmenden Masse eine Bewe-
    gung nach rückwärts. Robur hatte eben die Hände wieder
    aus den Taschen gezogen und streckte sie gegen die vor-
    derste Reihe der wütenden Gegner aus.
    Seine beiden Hände zeigten jetzt zwei sogenannte ame-
    rikanische Fäuste, die gleichzeitig Revolver bilden und die
    schon ein Druck des Daumens ihre überall verständliche
    Sprache reden lassen – zwei kleine Taschen-Mitrailleusen.
    Dann rief er, das Zurückgehen der Angreifer und die vo-
    rübergehende Stille, die dabei eintrat, schnell benutzend:
    — 51 —
    »Entschieden war es nicht Amerigo Vespucci, der die
    Neue Welt entdeckt hat, sondern Sebastian Cabot. Sie
    sind keine Amerikaner, Bürger Ballonisten! Sie sind nur
    Cabo...«
    In diesem Augenblick krachten auch schon vier oder
    fünf Schüsse in die Luft, die niemand verwundeten. Inmit-
    ten des Pulverdampfs verschwand der Ingenieur, und als
    jener sich zerstreute, entdeckte man von ihm keine Spur
    mehr. Robur der Sieger war davongeflogen, als ob irgendein
    Aviationsapparat ihn in die Lüfte entführt hätte.
    4. KAPITEL
    Worin der Verfasser infolge einer Bemerkung des Dieners
    Frycollin den Mond wieder zu Ehren zu bringen versucht
    Sicherlich schon mehr als einmal hatten die Mitglieder des
    Weldon-Instituts, wenn sie nach stürmischen Verhandlun-
    gen aus den Sitzungen kamen, Walnut Street und die Nach-
    barstraßen noch streitend und lärmend durchzogen. Wie-
    derholt waren von den Bewohnern dieses Stadtteils Klagen
    eingegangen über die geräuschvollen Ausläufer solcher Ver-
    handlungen, die bis in ihre Wohnungen eindrangen, und
    mehr als einmal hatten Polizisten einschreiten müssen, um
    wenigstens Verkehrsstörungen zu beseitigen, da doch die
    meisten Leute sehr wenig oder gar kein Interesse an sol-
    chen, die Luftschiffahrt betreffenden Fragen nehmen. Doch
    vor diesem heutigen Abend hatte der Tumult noch nie so

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    große Ausmaße angenommen, niemals wären jene Klagen
    mehr begründet und niemals die Einmischung der Police-
    men notwendiger gewesen.
    Immerhin konnte man den Mitgliedern des Weldon-
    Instituts mildernde Umstände zubilligen, da sie sich eines
    Überfalls in den eigenen vier Pfählen, wie sie eben erlitten,
    gewiß nicht versehen hatten. Den übereifrigen Verfechtern
    des Grundgesetzes »leichter als Luft« hatte ein nicht minder
    energischer Vertreter des »schwerer als Luft« höchst unan-
    genehme Dinge ins Gesicht gesagt; und als ihm dafür die
    Behandlung zuteil werden sollte, die er verdiente, war der
    Mann spurlos verschwunden.
    Das schrie nach Rache! Um derartige Beleidigungen un-
    gestraft zu lassen, hätten sie nicht amerikanisches Blut in
    ihren Adern haben müssen. Die Nachkommen Amerigos als
    solche eines Cabot zu behandeln! War das nicht eine Be-
    schimpfung, die um so unverzeihlicher schien, weil sie ei-
    gentlich richtig, wenigstens historisch berechtigt war?
    Die Mitglieder des Clubs stürzen sich also truppweise
    erst in die Walnut Street, hierauf in die Nachbarstraßen
    und dann in das ganze Stadtviertel, wo alle Bewohner auf-
    gescheucht werden.
    Sie zwingen diese, eine Durchsuchung ihrer Häuser vor-
    nehmen zu lassen, um sich später wegen des gewalttätigen
    Angriffs in das Privatleben ihrer Mitbürger zu entschul-
    digen, was gerade bei den Völkern von angelsächsischem
    Stamm sonst ganz besonders respektiert wird. Vergebliches
    Aufgebot von Belästigungen und Nachforschungen. Robur
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    wurde nirgends gefunden; er hatte nicht die leiseste Spur
    hinterlassen. Und wenn er mit dem ›Go ahead‹, dem Ballon
    des Weldon-Instituts, davongefahren wäre, hätte er nicht
    mehr unauffindlich gewesen sein können. Nach einstün-
    digen Haussuchungen mußten sie darauf verzichten, und
    die Kollegen trennten sich, aber nicht ohne die eidliche Zu-
    sicherung, ihre Nachforschungen über das ganze Gebiet
    Nord- und Südamerikas, das die Neue Welt bildet, auszu-
    dehnen.
    Gegen 11 Uhr war die Ruhe im Stadtviertel nahezu wie-
    derhergestellt. Philadelphia konnte sich wieder in sanften
    Schlummer versenken, wozu die Städte, die weniger Indus-
    trie haben, das beneidenswerte Privileg besitzen. Die ver-
    schiedenen Mitglieder des Clubs dachten jetzt an nichts an-
    deres, als an die Heimkehr

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