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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Horizont umschließt.
    »Es könnte ja sein«, sagte er, »daß der Gegenstand, um
    den es sich handelt, ein besonders konstruierter Apparat,
    eine fliegende Maschine wäre.«
    Welcher Scherz!
    Waren die vielfachen Widersprüche nun schon in der Al-
    ten Welt sehr lebhaft, so begreift man leicht, wie sie sich in
    jenem Teil der Neuen Welt gestalten mußten, von dem die
    Vereinigten Staaten das weitaus größte Gebiet einnehmen.
    Ein Yankee liebt bekanntlich keine Umwege – er wählt
    gewöhnlich den, der am schnellsten zum Ziel führt. So zö-
    gerten auch die amerikanischen Bundesstaaten nicht im
    mindesten, ihre Ansichten gegenseitig auszusprechen. Wenn
    sie sich dabei nicht gleich die Objektive ihrer Fernrohre an
    den Kopf warfen, so kam das nur daher, daß sie sie jetzt, wo
    sie gerade am meisten gebraucht wurden, erst hätten wieder
    ersetzen müssen.
    In dieser so viel Staub aufwirbelnden Frage standen die
    Sternwarten von Washington D.C. und die von Cambridge
    — 14 —
    im Staat Duna denen des Darmouth College in Connecticut
    und von Ann-Arbor in Michigan feindlich gegenüber. Ihr
    Streit betraf übrigens nicht die Natur des beobachteten Kör-
    pers, sondern die genaue Zeit der Beobachtung, denn alle
    behaupteten, ihn in derselben Nacht, zu derselben Stunde,
    zur gleichen Minute und Sekunde wahrgenommen zu ha-
    ben, obwohl die Flugbahn des geheimnisvollen Wanderers
    der Lüfte nur in mäßiger Höhe über dem Horizont liegen
    sollte. Von Connecticut bis Michigan, von Duna nach Co-
    lumbia ist aber die Entfernung so groß, daß eine doppelte
    Beobachtung zu ein und demselben Zeitpunkt als unmög-
    lich angesehen werden konnte.
    Dudley in Albany, New York, und West-Point, die Mili-
    tärakademie, gaben allen ihren Kollegen unrecht in einer
    Zuschrift, welche die gerade Aufsteigung und die Deklina-
    tion des bewußten Körpers bestimmte.
    Später stellte sich jedoch heraus, daß diese Beobach-
    ter einem Irrtum unterlegen waren und daß der betref-
    fende Körper nur eine Feuerkugel gewesen war, die durch
    die mittleren Luftschichten hinblitzte. Um diese Feuerkugel
    handelte es sich aber offenbar nicht. Wie könnte auch eine
    solche Feuerkugel eine Trompete geblasen haben?
    Was nun die erwähnte Trompete anging, versuchte man
    vergeblich deren schmetternden Ton als eine einfache Ge-
    hörstäuschung hinzustellen. Jedenfalls hatten sich bei die-
    ser Gelegenheit die Ohren der Leute ebensowenig getäuscht
    wie deren Augen. Unzählige Beobachter hatten vielmehr
    entschieden etwas gesehen und gleichzeitig gehört. In der
    — 15 —
    sehr dunklen Nacht – vom 12. zum 13. Mai – war es den Be-
    obachtern des Yale College an der Hochschule von Sheffield
    sogar gelungen, einige Takte eines musikalischen Satzes in
    A-dur und im Viervierteltakt in Noten zu fixieren, die voll-
    kommen mit einem Teil der Melodie des bekannten ›Chant
    du départ‹ – eines Soldatenlieds zum Auszug zum Kampf –
    übereinstimmten.
    »Sehr schön!« riefen dazu die Witzbolde, »da hätten wir
    ja ein französisches Orchester, das seine Weisen mitten in
    der Luft ertönen läßt!«
    Scherzen heißt aber nicht antworten. Diese Bemerkung
    machte auch das von der Atlantic Iron Works Company ge-
    gründete Observatorium zu Boston, dessen Anschauungen
    in Fragen der Astronomie und Meteorologie für die ge-
    lehrte Welt allmählich schon die Bedeutung von Gesetzen
    gewann.
    Ferner gab auch noch das, dank der Freigebigkeit des Mr.
    Kilgoor im Jahre 1870 auf dem Berg Lookout entstandene
    Observatorium von Cincinnati eine Erklärung ab, jenes In-
    stitut, das sich durch seine mikrometrischen Messungen der
    Doppelsterne so vorteilhaft bekanntgemacht hat. Sein Di-
    rektor sprach sich in vollem guten Glauben dahin aus, daß
    den weitverbreiteten Gerüchten unzweifelhaft etwas zu-
    grunde liege, daß sich zu nahe aneinanderliegenden Zeiten
    an sehr verschiedenen Stellen in der Atmosphäre ein in Be-
    wegung befindlicher Körper zeige, daß über dessen Natur,
    Größenverhältnisse, Geschwindigkeit und Flugbahn aber
    kein Urteil möglich sei.
    — 16 —
    Da erhielt ein Journal von allergrößter Verbreitung, der
    New York Herald, von einem Abonnenten folgende ano-
    nyme Mitteilung:
    »Noch dürfte der Wettkampf unvergessen sein, der vor
    einigen Jahren herrschte zwischen den beiden Erben der
    Begum von Ragginahra, dem französischen Arzt Sarrasin
    in seiner Stadt Franceville und dem deutschen Ingenieur
    Herrn Schultze in seiner Stadt Stahlstadt,

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