Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
verwerfen. Es unterlag keinem Zwei-
    fel, daß der Lichtschein an verschiedenen Punkten, und
    zwar im Verlauf einiger Stunden, wahrgenommen worden
    war. Er ging also entweder von mehreren Herden aus, die
    sich durch die Erdatmosphäre hinbewegten, oder, wenn er
    nur einem einzigen angehörte, so mußte dieser sich mit ei-
    ner Schnelligkeit fortbewegen, die nahezu 200 Kilometer in
    der Stunde erreichte.
    Hatte man denn aber im Laufe des Tages niemals etwas
    besonderes in der Luft bemerkt?
    Nein, niemals.
    Erklang nicht wenigstens jene Trompete einmal durch
    die Luftschichten?
    Nein, zwischen Aufgang und Untergang der Sonne hatte
    man nicht den leisesten Ton gehört.
    Im Vereinigten Königreich Großbritannien wußte man
    nicht mehr aus noch ein. Die Observatorien gelangten zu
    — 11 —
    keinerlei Übereinstimmung. Greenwich konnte sich nicht
    mit Oxford verständigen, obwohl beide die Behauptung
    aufstellten, »an der ganzen Sache sei nichts«.
    »Eine Gesichtstäuschung!« meinte das eine.
    »Eine Gehörstäuschung!« erwiderte das andere.
    Darüber lagen sie im Streit; auf eine Täuschung lief es
    jedoch allemal hinaus. Die Verhandlungen zwischen den
    Sternwarten zu Berlin und der zu Wien drohten zu interna-
    tionalen Verwicklungen zu führen. Rußland bewies ihnen
    in der Person des Vorstehers seiner Sternwarte zu Pulkowa,
    daß sie beide recht hätten, das hänge nur von den Stand-
    punkten ab, auf die sie sich bezüglich Bestimmung der Na-
    tur jener Erscheinung stellten, die in der Theorie unmög-
    lich schien und in der Praxis möglich war.
    In der Schweiz, auf der Sternwarte zu Säntis, im Kanton
    Appenzell, auf dem Rigi, im Gäbris, in den Beobachtungs-
    stationen des St. Gotthard, St. Bernhard, des Julier, des Sim-
    plon, in denen von Zürich und des Sonnblick in den Hohen
    Tauern, befleißigte man sich einer ganz besonderen Zu-
    rückhaltung gegenüber einer Tatsache, die bisher niemand
    zu bekräftigen vermocht hatte – was gewiß recht vernünftig
    zu nennen ist.
    In Italien dagegen, auf den meteorologischen Stationen
    des Vesuvs und des Ätna, welch’ letzere sich in der alten
    Casa Inghlese befindet, wie auf dem Monte Cavo, zöger-
    ten die Beobachter nicht im geringsten, die Wirklichkeit
    jener Erscheinung anzuerkennen, und das aufgrund des
    Umstands, daß sie sie einmal am Tag in Form eines kleinen
    — 12 —
    Dampfwölkchens und einmal in der Nacht in Gestalt einer
    Sternschnuppe hatten wahrnehmen können. Über deren ei-
    gentliche Natur wußten sie freilich ebenfalls nichts.
    In der Tat begann dieses Geheimnis allmählich die Ver-
    treter der Wissenschaft zu ermüden, erregte dagegen und
    erschreckte desto mehr die Einfältigen und Unwissenden,
    die, dank einem hochweisen Naturgesetz, von jeher in die-
    ser Welt die ungeheure Mehrzahl gebildet haben, noch bil-
    den und in aller Zukunft bilden werden. Die Astronomen
    und Meteorologen hatten also schon darauf verzichtet, sich
    mit der Sache zu beschäftigen, als in der Nacht vom 26. zum
    27. auf der Sternwarte zu Cantokeino in Finnland, in Nor-
    wegen, in der Nacht vom 28. zum 29. auf der des Isfjord und
    auf Spitzbergen, die Norweger auf einer und die Schweden
    auf der anderen Seite in der Anschauung übereingestimmt
    hatten, daß inmitten einer Art Nordlichtscheins etwas wie
    ein gewaltiger Vogel oder ein Luftungeheuer sichtbar ge-
    wesen sei. War es auch nicht gelungen, dessen Struktur ge-
    nauer zu bestimmen, so unterlag es doch keinem Zweifel,
    daß er kleine Körper ausgeworfen habe, die gleich Bomben
    mit einem Knall zersprangen.
    In Europa neigte man wohl dazu, die Beobachtungen
    der Stationen von Finnmarken und Spitzbergen nicht anzu-
    zweifeln. Ganz besonders merkwürdig erschien freilich, daß
    die Schweden und die Norweger doch einmal über einen
    Punkt einig zu sein schienen.
    Man lachte und spottete über die angebliche Entdeckung
    auf allen Sternwarten Südamerikas, in Brasilien und Peru,
    — 13 —
    ebenso wie in La Plata, auf denen von Australien, in Sidney,
    Adelaide, wie in Melbourne, und das australische Lachen ist
    bekanntlich sehr ansteckend.
    Nur ein einziger Vorsteher einer meteorologischen Sta-
    tion verhielt sich zustimmend bei dieser Frage, trotz der
    Spötteleien, die seine Erklärung hervorrufen mochte. Das
    war ein Chinese, der Direktor der Sternwarte zu Zi-Ka-Wey,
    die sich inmitten einer ausgedehnten Ebene, mindestens 10
    Lieues vom Meer, erhebt und die bei ungemeiner Klarheit
    der Luft ein grenzenlos weiter

Weitere Kostenlose Bücher