Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
hochzustemmen. Der Zombie bewegte sich nicht sonderlich schnell. Er konnte ihm entkommen, wenn er es nur schaffte, aufzustehen.
Während er darüber sinnierte, ereignete sich ganz in der Nähe noch etwas ziemlich Unwahrscheinliches. Ein Stück Boden, kaum einen Meter zu seiner Linken, begann sich zu verschieben. Er erkannte, dass es genau dort war, wo er ein Grab für eine der abgemagerten Huren geschaufelt hatte. Seine Kinnlade klappte herunter, als sich eine dürre Hand durch die nasse Erde schob.
Er stöhnte auf. »Verfickte Scheiße. Das kann doch alles nicht wahr sein.«
War es aber.
Die Prostituierte befreite sich mit erstaunlichem Geschick aus ihrem Grab. Obwohl sie ein wenig verwest und verschlammt war, erkannte er sie sofort wieder. Sie hatte sich Candy Caine genannt. Caine wie cocaine – Kokain. Unter diesem Namen hatte man sie auf der Straße gekannt. Sybil Huffington hatte ihr vor rund einem Monat das Leben ausgehaucht. Er erkannte die engen schwarzen Hotpants aus Latex wieder und das schlauchförmige Oberteil, in dem er sie begraben hatte.
Obwohl noch ein Großteil ihres Fleischs an den Knochen hing, musste ihr unter der Erde irgendein Wühltier die Augen weggefressen haben. Trotzdem gelang es ihr, ihn aus leeren Höhlen zu fixieren, während sie den Rest ihres Körpers aus dem Grab hievte. Sie öffnete ihren Mund und spuckte Dreck aus, während sie auf ihn zutaumelte. Mit Grausen entdeckte er, dass ihre Zähne in glänzender Verfassung zu sein schienen. Was war er doch für ein Glückspilz! Ausgerechnet die weltweit einzige Bordsteinschwalbe mit perfektem Hollywoodgebiss hatte es sich den Kopf gesetzt, ihn zu verschlingen.
Durch das entsetzliche Schreckgespenst von Candys unwahrscheinlicher Wiederbelebung abgelenkt, hatte er einen Moment lang die Bedrohung, die sich in seinem Rücken näherte, völlig verdrängt.
Anna Kincaid packte seinen Arm und schloss ihren Mund um den besonders fleischigen Teil oberhalb des Ellenbogens. Er schrie erneut auf und versuchte, sich aus ihrer Umklammerung zu lösen. Sein Fleisch dehnte sich wie Kaugummi, Muskel und Sehnen rissen, als eine frische Eruption hellroten Bluts Annas Gesicht besprenkelte. Ihr Kopf ruckte zur Seite und sie riss einen großen Brocken aus Everetts Fleisch. Er brüllte und fiel von ihr weg, während sie sich über ihr schmackhaftes neues Häppchen hermachte.
Dann stürzte sich Candy auf ihn und er schrie zum letzten Mal.
Der Gestank von verrottendem Fleisch füllte seine Nasenhöhlen, als Candys forschender Mund seine Kehle entdeckte und sie mit roher Gewalt herausriss. Die Zombies vertilgten den Rest seines Körpers, solange er noch warm war. Während sie sich über ihn hermachten, schaufelten sich zwei weitere Zombies – beide deutlich verrotteter als Candy – aus ihren Gräbern. Wenig später torkelten die toten Mädchen aus einem Instinkt heraus, den sie selbst dann nicht begriffen hätten, wenn sie noch in der Lage gewesen wären, darüber nachzudenken, als lose Gruppe aus der Lichtung heraus.
Direkt auf die MUSI zu.
Kurz darauf richteten sich die Überbleibsel von Everett auf und folgten ihnen.
6: Exploitation
(Video Nasty; Hörspiel-Remake des italienischen Trash-Klassikers Zombie Holocaust von Jörg Buttgereit)
Obwohl sie eine eigene Villa in einem noblen Wohnviertel in der Nachbarschaft angemietet hatte, verbrachte Sybil Huffington den Großteil ihrer Freizeit in dem großzügigen Apartment, das an ihr MUSI-Büro angrenzte. Das Haus sollte lediglich den Schein wahren. Sie bekleidete eine Respektposition in der Gesellschaft. Entsprechend wurden gewisse Dinge von ihr erwartet. Nicht nur das Haus. Als Frau mit ihrer Stellung in der konservativen christlichen Gemeinschaft musste sie natürlich auch einen Ehemann haben, idealerweise einen wohlhabenden.
Sybil Huffington wollte keinen Ehemann.
Nicht einmal einen Geliebten.
Sie hatte zehn Jahre lang eine Scheinehe durchgehalten. Niemals wieder, schwor sie sich hinterher. Als sie endlich in der Lage war, sich selbst gegenüber ihre wahren Neigungen ehrlich einzugestehen, war sie bereits zu tief in die Welt des christlichen Aktivismus eingedrungen. Es gab keine Möglichkeit, noch einmal von vorne anzufangen als ... ja, als was auch? Als Führerin der Lesbenbewegung?
Absurd. Unmöglich.
Sie steckte fest.
Sie hatte sich schon vor Jahren damit abgefunden. Aber eine von Sybils Stärken war seit jeher ihre Fähigkeit zur Problemlösung gewesen. Sie brauchte einfach nur ein Ventil
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