Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
»Was?«
Ein männliches Lachen, gelassen und völlig entspannt. Hinterlistig. Sybil hätte kotzen können. »Sybil, Liebling, habe ich dich in einem unpassenden Moment erwischt?«
Sie unterdrückte ein Ächzen.
Es war Mark Cheney, einer der Dozenten, die sie beschäftigte.
»Ich habe zu tun, Mark. Was willst du?«
Er kicherte. »Oh, ich glaube, das kannst du dir denken.«
Fuck.
Dieser Mann machte ihr das Leben zur Hölle. Vor knapp einem Monat war er eines Tages kurz vor Feierabend in ihr Büro marschiert und hatte sie in Gesellschaft einer der Nutten angetroffen. Noch war nichts Verfängliches passiert. Die Frau saß einfach nur auf einem Stuhl gegenüber des Schreibtischs aus massiver Eiche. Aber allein die Gegenwart der Prostituierten hatte als Beweis ausgereicht, dass etwas Ungehöriges geschah.
Sie war an diesem Tag ungeduldiger und geiler als sonst gewesen. Mit einem Grad an Heimlichkeit, der einem Commander der Special Forces gut zu Gesicht gestanden hätte, war es Quigley gelungen, die Frau noch vor der letzten Unterrichtsstunde in ihr Büro zu schmuggeln. In ihrer Gier, es besorgt zu bekommen, hatte sie allerdings versäumt, die äußere Tür zum Büro abzuschließen. Cheney hatte zwar eine Grenze überschritten, als er ohne anzuklopfen in ihr Büro gekommen war, aber letztlich war sie allein schuld an dem Schlamassel. Sie hätte abschließen müssen. Daran gab es nichts zu rütteln.
Bislang hatte sie Glück gehabt. Cheney hatte niemandem von dem Vorfall erzählt. Und er hatte geschworen, die Klappe zu halten – sofern der Preis stimmte.
Und er war ein gieriger Bastard.
Er hatte nicht nur eine saftige Gehaltserhöhung bekommen, sondern ihr auch eine Kürzung seines Unterrichtspensums abgerungen.
Außerdem durfte er frei über einen Firmenwagen verfügen und durfte sich an Sybil Huffingtons Körper gütlich tun, wann immer er das Bedürfnis verspürte.
Sybil seufzte. »Ich bin müde, Mark. Es war wirklich ein langer Tag.«
Cheney ließ ein vernehmliches Tse-tse-tse hören. »Dann wirst du wohl noch ein paar Überstunden dranhängen müssen. Ich will die üblichen Sachen mit dir anstellen, Sybil. Aber außerdem, ob du es glaubst oder nicht, will ich auch noch etwas Berufliches mit dir besprechen.«
Ein missbilligender Ausdruck stahl sich auf Sybils Gesicht. »Ach?«
»Es geht um eine der Schülerinnen, eine gewisse Melissa Campbell.«
Sybils Augenbrauen zogen sich zusammen, während ihr Gedächtnis versuchte, den Namen mit einem Gesicht zu verbinden. Und dann wusste sie Bescheid. Melissa Campbell war eine niedliche kleine Blondine aus irgendeiner Stadt im Nirgendwo, die aus den üblichen Gründen zur MUSI geschickt worden war. Sybil konnte sich an nichts Ungewöhnliches in der Akte des Mädchens erinnern.
»Was ist mit ihr?«
»Oh ... nun, also ...«
Es war untypisch für Mark, so stockend zu sprechen. Er kam gerne direkt auf den Punkt. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Sybil drückte die Pause-Taste auf der Fernbedienung und legte sie zur Seite. »Raus mit der Sprache.«
Cheney räusperte sich und sagte: »Naja ... wie du vielleicht weißt, ist sie eine meiner Schülerinnen. Vor Kurzem benahm sie sich während eines Vortrags daneben und ich zitierte sie in mein Büro. Und ... nun ...« Er seufzte wieder. Es schien ihm wirklich schwerzufallen, darüber zu reden. Ein Lächeln stahl sich in Sybils Gesicht. Sie genoss das Unbehagen ihres Peinigers. »Ich fürchte, ich habe es mit dem Austeilen von Disziplin diesmal ein kleines bisschen übertrieben.«
Sybils Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. Die Eltern mussten für alle Schüler der MUSI eine Verzichtserklärung unterschreiben, die körperliche Züchtigung ausdrücklich erlaubte. Schläge mit Schaufeln waren in der Anstalt beinahe an der Tagesordnung. Da Mark sich trotzdem Sorgen machte, musste etwas wirklich Schwerwiegendes passiert sein.
»Erzähl mir besser die ganze Geschichte.«
Damit war der Bann gebrochen. Cheneys Bericht von dem Vorfall mit Melissa Campbell sprudelte regelrecht aus ihm heraus. Es war mindestens so grausam, wie sie gehofft hatte. Nicht so verdorben wie ihre eigenen Eskapaden zwar, aber trotzdem äußerst schockierend. Im Normalfall hätte es das Ende seiner Karriere im Umerziehungsgeschäft bedeutet. Er wäre dafür sogar im Gefängnis gelandet, wenn es jemals jemand erfahren hätte.
»Deshalb muss ich dich heute Abend unbedingt sehen. Du musst mir helfen, einen Plan zu schmieden, was ich jetzt
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