Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
eine Stunde, um diesen Scan durchzuführen. Dann werde ich mehr wissen.«
Amanda und Fuchs nickten zustimmend.
Trotz ihrer jugendlichen Erscheinung wirkte Kris Cardenas düster, beinahe zornig, als sie Amanda und Fuchs in die kleine Krankenstation führte. Es war die einzige medizinische Einrichtung auf Ceres ‒ überhaupt die einzige medizinische Einrichtung zwischen dem Asteroidengürtel und den Forschungsstationen auf dem Mars. Cardenas vermochte Unfallopfer zu behandeln, wenn die Verletzungen nicht allzu schlimm waren, und sie hatte auch Medikamente gegen die üblichen Infektionen und Zipperlein. Die schweren Fälle wurden nach Selene evakuiert, während Cardenas hier bei den Felsenratten blieb.
Sie war gleich zweifach im Exil. Weil ihr Körper mit Nanomaschinen geschwängert war, würde keine Regierung auf der Erde ihr eine Landeerlaubnis auf ihrem Territorium gewähren.
Das hatte sie bereits ihren Ehemann und ihre Kinder gekostet; wie die meisten Erdenbewohner fürchteten auch sie sich vor der Möglichkeit, dass außer Kontrolle geratene Nanos Epidemien verursachten oder Städte verschlangen wie eine unaufhaltsame Ameisenarmee, die alles zu einem grauen Brei zerkaute.
Ihr Ärger auf die Erde und ihre unbegründeten Ängste hatten in letzter Konsequenz dazu geführt, dass sie Dan Randolph auf dem Gewissen hatte. Obwohl sie nicht direkt dafür verantwortlich war, hatte Selene sie aus ihrem eigenen Nanotech-Labor verbannt ‒ als Bestrafung für ihre Tat und um zu verhindern, dass in Zukunft noch einmal Nanos aus persönlichen Motiven eingesetzt wurden. Also verließ sie Selene, ging zu den Felsenratten ins Exil und nutzte ihre profunden Kenntnisse der Humanphysiologie, um die Krankenstation auf Ceres einzurichten.
»Wissen Sie schon, woran Ripley gestorben ist?«, fragte Amanda, als sie und Fuchs auf den Stühlen vor Cardenas Schreibtisch Platz nahmen.
»Normalerweise hätte ich es gar nicht gesehen«, sagte Cardenas mit belegter Stimme. »Ich bin keine Pathologin. Es wäre mir, verdammt noch mal, fast entgangen.«
Das kleine Büro war mit den drei Leuten schon überfüllt.
Cardenas tippte auf eine Tastatur auf dem Schreibtisch, und die Wand gegenüber dem Eingang verwandelte sich in eine Falschfarbendarstellung von Niles Ripleys Körper.
»Es gab zunächst nichts Verdächtiges«, begann sie. »Kein sichtbares Trauma, außer ein paar kleinen Quetschung an Brust und Rücken.«
»Wodurch wurden sie verursacht«, fragte Fuchs.
»Vielleicht durch den Sturz im Anzug.«
Fuchs schaute sie finster an. »Ich bin auch schon im Raumanzug umgefallen. Dabei zieht man sich doch keine Prellungen zu.«
Cardenas nickte. »Ich weiß. Ich habe auch schon in Erwägung gezogen, dass er an einem Herzinfarkt oder einer Herzattacke gestorben ist. Und dann habe ich den Scan durchgeführt«, erklärte sie. »Die Herzkranzgefäße sind jedoch sauber, und am Herzen selbst gibt es auch keine sichtbaren Schäden.«
Fuchs schielte aufs Bild. Ein menschlicher Körper, sagte er sich. In diesem Moment lebt er noch, und im nächsten ist er schon tot. Was ist mit dir passiert, Ripley?
Amanda artikulierte seine Gedanken. »Was ist ihm also zugestoßen?«
Cardenas' Ausdruck wurde noch ernster. »Als Nächstes habe ich nach Anzeichen für einen Schlaganfall gesucht. Das ist noch immer die Todesursache Nummer eins, sogar auf der Erde.«
»Und?«
»Schauen Sie sich mal sein Gehirn an.«
Fuchs schaute auf den Wandbildschirm, aber er wusste nicht, was bei dieser Falschfarbendarstellung normal war und was nicht. Er sah nur die weißen Konturen des Schädels und die darin enthaltene rosige Gehirnmasse. Ein Gewirr, von dem er annahm, dass es sich um Blutgefäße handelte, wickelte sich um das Gehirn und verschwand darin, als ob der Schädel ein Schlangennest sei.
»Sehen Sie es?«, fragte Cardenas mit einer Stimme so scharf wie ein Bajonett.
»Nein, ich sehe nichts… Moment mal!« Fuchs sah, dass der größte Teil des Gehirns eine rosige Färbung hatte ‒ doch da war ein Bereich mit einer dunkleren Färbung, fast ein Blutorange, der von vorn nach hinten geradewegs durch die Gehirnmasse verlief.
»Dieses Orange?«, fragte er unsicher.
»Dieses Orange«, wiederholte Cardenas mit eisiger Stimme.
»Was ist das«, fragte Amanda.
»Das, was ihn getötet hat«, sagte Cardenas. »Zerstörte Neuronen und Gliazellen von der Stirn bis zum Hinterkopf. Es hat so viel Schaden angerichtet wie eine Kugel, ohne die Haut jedoch
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