Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
liebreizendes Gesicht, das so betrübt und von Sorge um ihn erfüllt war.
Sie sagte sich, dass ihr Mann sich in einen zornigen Rächer verwandelt hatte. Es war erst eine gute Stunde her, dass Lars mit dem Vorsatz in den Pub gegangen war, einen Menschen zu töten. Und es hatte ihm nicht einmal etwas ausgemacht ‒ er hatte getötet, ohne mit der Wimper zu zucken.
Das machte ihr Angst.
Was soll ich tun, fragte Amanda sich. Wie kann ich verhindern, dass er verroht? Er hat das nicht verdient; es ist nicht gerecht, wenn er sich gezwungenermaßen in ein Monster verwandelt. Sie zermarterte sich das Gehirn, aber sie sah nur einen Ausweg.
»Lars, wieso sprichst du nicht direkt mit Martin?«, fragte sie schließlich.
Er grunzte überrascht. »Direkt? Mit ihm?«
»Persönlich.«
»Über diese Entfernung ist das schlecht möglich.«
»Dann fliegen wir eben nach Selene.«
Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ich will dich nicht in seiner Nähe haben.«
»Martin wird mir schon nichts tun«, sagte sie. »Du bist der Mann, den ich liebe«, fuhr sie fort und fuhr ihm mit der Hand über die breite Brust. »In dieser Hinsicht hast du weder etwas von Martin noch von irgendeinem andern Mann zu befürchten.«
»Ich will dich in Selene nicht dabeihaben«, flüsterte er.
»Bevor wir zur Erde zurückkehren können, müssten wir ein wochenlanges Training absolvieren.«
»Die Zentrifuge«, murmelte er.
»Ich werde hier bleiben, Lars, wenn du es willst. Du fliegst nach Selene und diskutierst das mit Martin aus.«
»Nein«, sagte er impulsiv. »Ich werde dich nicht hier zurücklassen.«
»Aber…?«
»Du kommst mit mir nach Selene. Ich werde mit Humphries sprechen, vorausgesetzt, dass er überhaupt mit mir reden will.«
Amanda lächelte und küsste ihn auf die Wange. »Wir gelangen zu einer Einigung, ehe noch ein regelrechter Krieg ausbricht.«
Fuchs drückte sie an sich und sagte sanft: »Das hoffe ich. Das hoffe ich wirklich.«
Sie seufzte. Das ist schon besser, sagte sie sich. Das sieht schon eher nach dem Mann aus, den ich liebe.
Doch er sagte sich: Es ist Amanda, was Humphries in Wirklichkeit will. Und um Amanda zu bekommen, müsste er über meine Leiche gehen.
»Sie kommt hierher?«, fragte Martin Humphries. Er wagte kaum zu glauben, was seine Assistentin ihm soeben eröffnet hatte. »Hierher nach Selene?«
Diane Verwoerd ließ es zu, dass ein leiser Ausdruck der Missbilligung die Stirn kräuselte. »Mit ihrem Mann«, sagte sie.
Humphries erhob sich vom komfortablen Bürostuhl und tänzelte förmlich um den Schreibtisch herum. Trotz des säuerlichen Blicks der Assistentin fühlte er sich wie ein kleines Kind, das sich auf Weihnachten freut.
»Aber sie kommt nach Selene«, bekräftigte er. »Amanda kommt nach Selene.«
»Fuchs möchte mit Ihnen persönlich sprechen«, sagte Verwoerd und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bezweifle, dass er seine Frau näher als einen Kilometer an Sie herankommen lassen wird.«
»Das glaubt er vielleicht«, entgegnete Humphries. Er drehte sich zum elektronischen Fenster an der Wand hinterm Schreibtisch um und tippte mehrmals auf die Armbanduhr. Das Stereobild durchlief ein paar schnelle Veränderungen. Humphries hielt es bei einem Alpenpanorama an: Es zeigte ein Bergdorf mit spitzgiebeligen Dächern und einem Kirchlein vor einer Kulisse schneebedeckter Gipfel.
Das ist ›Schnee von gestern‹, sagte Verwoerd sich. Seit den großen Lawinen gibt es kaum noch Schnee in den Alpen.
Humphries wandte sich wieder zu ihr um und sagte: »Fuchs kommt her, um sich zu ergeben. Er wird versuchen, so viel wie möglich von den zehn Millionen abzugreifen, die wir ihm geboten haben. Und er bringt Amanda mit, weil er weiß ‒ vielleicht nicht bewusst, aber im Unterbewusstsein ‒, dass es mir eigentlich nur um Amanda geht.«
»Ich glaube, wir sollten die Sache etwas realistischer betrachten«, sagte Verwoerd und näherte sich langsam dem Schreibtisch.
Humphries musterte sie kurz. »Sie glauben, ich sei unrealistisch?«
»Ich glaube, dass Fuchs nur hierher kommt, um über die Übernahme seiner Firma zu verhandeln. Ich bezweifle stark, dass seine Frau Teil des Geschäfts sein wird.«
Er lachte. »Mag sein, dass Sie das nicht glauben. Mag sein, dass er es auch nicht glaubt. Aber ich glaube es. Und nur darauf kommt es an. Und ich wette, dass Amanda es auch glaubt.«
Verwoerd musste an sich halten, um nicht demonstrativ den Kopf zu schütteln. Er ist verrückt nach dieser Frau.
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