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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Bandidos-»Supporter« Olcay A. im Stadtteil Wedding. Im Durchsuchungsbericht listet ein Kriminalhauptkommissar die Funde in der Hartz- IV -Unterkunft auf: ein Revolver Röhm, ein zerlegter Revolver, eine schusssichere Weste, zwei Nokia-Handys, zwei Samsung-Handys, zwei Sony-Ericsson-Handys, ein Überlebensmesser, ein Einhandmesser, eine Bandidos-Mütze und ein Zehn-Milliliter-Fläschchen Testosteron.
    Die künstlichen Aufbaupräparate gehören mittlerweile fest zum Rockerinventar. Einige legen auf ihre dicken Arme – und damit auf die Hormone aus der Flasche – selbst im Knast so viel Wert, dass sie sich die Präparate hineinschmuggeln lassen. In einem aufgefundenen Brief schreibt der wegen Totschlags einsitzende Bandido Konstantin S. an seine Brüder in Freiheit: »Ich brauche Trenbolon, zweimal zehn Milliliter. Und Spritzen.« Trenbolon ist ein anaboles Steroid, das 15-mal stärker wirkt als das körpereigene Testosteron.
    In Deutschland existiert ein riesiger Bedarf an den Wachstumsbeschleunigern. Als Wissenschaftler Fitnessstudio-Kunden zum persönlichen Einsatz der Chemiekeule befragten, kreuzten bei Anabolika 20 Prozent »Ja« an, Tendenz steigend. Kriminalisten wissen, dass mit den Ampullen und Tabletten mehr Geld verdient werden kann als etwa mit Heroin, die Gewinnmargen sind bedeutend besser.
    Wo dunkle Geschäfte einen schnellen Euro versprechen, sind die Rockerclubs nicht weit, zumal sie als Konsumenten mit Anabolika bestens vertraut sind. Die weitverzweigten Clubkontakte bieten einen idealen Beschaffungs- und Absatzmarkt. Allein auf der deutschen Mitgliederliste stehen mittlerweile 1200 Bandidos, Unterstützer und Sympathisanten nicht mitgerechnet. Das aber sind allesamt Männer, die eisern schweigen können, wenn die Polizei Fragen zu geschwollenen Oberarmen stellt. Außerdem gelingen Geschäfte innerhalb der Gang deutlich besser, weil beide Seiten sich aufeinander verlassen können. Das hilft vor allem, wenn bei einem Deal mal etwas danebengeht.
    Die Bochumer Kripo filtert im Jahr 2008 aus abgehörten Telefonaten, dass ein Anabolika-Handel die deutsch-dänischen Rockerbeziehungen belastet. Wahrscheinlich hat der Bochumer Bandido Jürgen B. eine größere Menge Anabolika bei einem dänischen »Bruder« gekauft. Der Deutsche wiederum vertickt die Aufbaupräparate weiter nach Magdeburg, so die Rekonstruktion der Fahnder, doch irgendetwas geht schief. Wahrscheinlich sind die Medikamente gefälscht und erzielen keine Wirkung. Die Verbraucher in Sachsen-Anhalt fühlen sich jedenfalls vom Westen über den Tisch gezogen.
    Ziemlich verärgert meldet sich der Magdeburger Bandido bei seinem Bochumer Lieferanten. Normalerweise codieren Rocker ihre Sprache, wenn sie über Drogen oder Anabolika am Telefon sprechen. Doch diesmal ist der Ostdeutsche anscheinend zu wütend und sagt unverhohlen: »Das Zeug ist höchstens für Ponys.«
    Für den Bochumer Zwischenhändler steht nicht nur sein Ruf als Geschäftsmann auf dem Spiel, er muss den Rauswurf aus dem Club fürchten. Deswegen wird er wegen der Mecker-Ossis sofort aktiv und schickt eine SMS nach Dänemark zu seinem Lieferanten: »Erinnerst du dich an den großen Typen? Die waren interessiert an bbs Reifen, haben diese abgeholt, aber jetzt reklamieren sie die Qualität. Nicht original, Kopie, falsch, etc. Sie wollen sie zurückgeben.« Der Däne indes verweigert die Rückabwicklung per Kurznachricht: »Es ist nicht gefälscht, ich habe die Reifen an meinem eigenen Auto getestet. (…) Ich habe bereits bezahlt, also ist keine Rückgabe möglich.«
    Wie der Handelsstreit ausgeht, kann die Kripo nicht mitschneiden. Es gibt aber Hinweise darauf, dass das gesamte Geschäft nach einem Labortest rückgängig gemacht wird. Rocker genießen offenbar einen Verbraucherschutz, in dessen Genuss andere Konsumenten nicht kommen. Vor allem aber haben Händler in Kutten selten Schwierigkeiten mit einer mangelnden Zahlungsmoral ihrer Klienten. Schließlich helfen säumigen Schuldnern gerne die »Brüder« auf die Sprünge – gegen ein gewisses Entgelt, versteht sich.

KAPITEL 8 KRONZEUGEN, VERRÄTER, KRUMME VÖGEL
    Wenn Rocker reden
    Unbedingt Klappe halten!
    M it der italienischen Mafia teilen die Rocker manche Gemeinsamkeit, doch eine ist besonders ausgeprägt: Hier wie dort gilt ein generelles Schweigegebot den staatlichen Strafverfolgungsinstanzen gegenüber. Regel Nr. 34 der »MC Germany Rules« der Hells Angels besagt: »Bei Verhaftung – nur Name und Rechtsanwalt.«
    Selbst

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