Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
Vom Netzwerk:
braucht, und er braucht oft Geld, stiefelt er zum Geschäft des Tätowierers Daniel T. und holt sich welches.
    Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, führt der Hells Angel stets zwei Hämmer mit sich. Einer steckt vorne im Hosenbund, einen trägt er hinten am Gürtel. Letzterer ist für die größeren Probleme gedacht und eine Art Vorschlaghammer. Der kleine, ein sogenannter Ingenieurhammer, wird zum Dengeln von Blechen und Fingern verwendet. Der schnelle Hieb führt bei säumigen Zahlern meist zum sofortigen Erfolg. Im Tattoostudio angekommen, legt Florian G. stets den Dengelhammer auf den Tresen. T. fragt nie, was das soll, er weiß auch so Bescheid.
    Irgendwann kann Daniel T. die Miete für seinen Laden nicht mehr zahlen und pumpt sich bei einem, von dem er denkt, er meine es gut mit ihm, 1000 Euro. Der Tageszins liegt bei nicht gerade üblichen 100 Euro. Ruck, zuck belaufen sich die Schulden des Tätowierers auf 4000 Euro, und natürlich gibt es darüber nichts Schriftliches. Der Stärkere bestimmt die Spielregeln respektive die Rückzahlungsmodalitäten.
    Weil er nicht mehr zahlt, drängen die Rocker den Tätowierer T. aus seinem Laden. Am Telefon ist ihm zuvor der Nutzen von scharfkantigen Drahtschlingen erklärt worden, die unter anderem zum »Abschneiden deiner Eier« dienen könnten. Mit Heiko G. übernimmt daraufhin ein neuer Mieter das Studio, auch er hat seine Abgaben zu leisten, der Anteil der Angels am Gewinn soll natürlich nicht geringer werden. Doch der Laden läuft nicht mehr, wer will sich schon in Beelitz tätowieren lassen?
    Kurze Zeit später schließt Heiko G. das Studio, was die Hells Angels allerdings nicht hinnehmen wollen. Mehrfach verlangen die Rocker den Schlüssel für das Geschäft, weil sie das darin befindliche Inventar verkaufen wollen. G. weiß nicht mehr, was er tun soll; zur Polizei zu gehen, traut er sich nicht. Doch an dem Tag, an dem der Hund winselt und ein totes Schaf vor seiner Tür liegt, hat auch er genug.
    Als Heiko G. sich bei den Ermittlern den ganzen Frust von der Seele redet, haben die Kriminalbeamten schon die Aussagen von Daniel T. in ihren Akten. Es kommt zum Prozess. Letztlich verurteilt das Landgericht Potsdam im Dezember 2010 drei Hells Angels zu mehrjährigen Haftstrafen. Rayk Freitag, 42, Karatekämpfer und Mitglied der »Nomads«, muss wegen Beihilfe zur räuberischen Erpressung für ein Jahr ins Gefängnis. Die beiden Hauptangeklagten Florian G., 23, und Frank V., 42, wandern für viereinhalb beziehungsweise fast drei Jahre hinter Gitter. Bei Florian G. sieht die Kammer es zudem als erwiesen an, dass er das schwarze Schaf gestohlen, getötet und dem Tätowierer vor die Tür gelegt hat. Die Vorsitzende Richterin empört sich: »Das ist ja der Gipfel. Das grenzt schon an Mafia-Methoden.«
TELEFONIEREN ZWEI HELLS ANGELS …
    Hells Angel A.: Jau.
    Hells Angel B.: Ja, hallöchen, (…) na wie jehts?
    Hells Angel A.: Na mir jehts jut.
    Hells Angel B.: Okay, okay, okay, äm folgende Frage, wie sieht‘s aus kann ick mich heute fürs Meeting entschuldigen?
    Hells Angel A.: Wieso?
    Hells Angel B.: Zwecks Arbeit.
    Hells Angel A.: Ach so, bist arbeiten.
    Hells Angel B.: Ja, genau.
    Hells Angel A.: Okay.
    Hells Angel B.: Jut, okay, super. Äh … weil ansonsten fahr ick denn Mittwoch eh rin, zum G-Hof und würde mir denn da direkt die Informationen holen. Weeßte?
    (…)
    Hells Angel A.: Mir is det scheißejal, ick hab dir ja jesacht, wat, äh, ääh, in dem Moment, wo du Member jeworden bist, is dit dein Business.
    Hells Angel B.: Jut, okay.
    Hells Angel A.: Also, ick hab damit soviel zu tun wie ne, ääh, Kuh mit ‘n Seiltanzen, weeßte?
    Hells Angel B.: (lacht) Jut, okay, super, allet klar denn.
    Hells Angel A.: Dit is dein Jeschäft, ob de dit jetzt den Bach runterjehen lässt, oder ’n andern Tätowierer dir holst, is allet deine Sache.
    Hells Angel B.: Jut, okay, super.
    Hells Angel A.: (unverständlich) Dit is unser Jeld, wa also.
    Hells Angel B.: Deswegen jenau ditte, weil dann werd ick nämlich allet daransetzen, dass it läuft, weeßte?
    Hells Angel A.: Weil dat is ja nun, weil jehörte ja och zu unser Abmachung.
    Hells Angel B.: Richtig, jenau deswegen: Darum jehts mir ja och mit hauptsächlich, weil, weil is ja keene Frage weeßte, dass ick da nich im Jeringsten irjendjemand hängen lasse, ob et Potsdam is oder du bist, weeßte, is ja keene Frage.
    Hells Angel A.: Ja.
    Hells Angel B.: Jut, okay, dann kann ick mich für mich dazu darum hundeliprozentig

Weitere Kostenlose Bücher