Rockfords tödlicher Bluff
Jahren Rockford etwas anzuhängen versuchte. Der Besitz einer nicht registrierten Feuerwaffe wäre ihm gerade recht gekommen.
Es gab noch andere Belohnungen. Jamesons Scheck war schließlich doch noch in den Briefkasten gewandert, und Rockford löste ihn sehr schnell ein. Von dem Geld blieb nichts übrig, denn er brauchte es, um Ersatz für den 64er Chevrolet zu kaufen, der wiederum Ersatz für einen 62er gewesen war, der in einem früheren Fall zu Beginn des Jahres ruiniert worden war. Rockford erwarb einen 65er LeMans mit einem eingebeulten rechten Kotflügel sowie eine in Spanien hergestellte Star 32er, völlig illegal, die er in die Kaffeedose steckte.
Alles in allem dauerte zwei Wochen, doch dann nahmen die Dinge wieder ihren normalen Lauf. Was jetzt noch zu tun war, bestand in einer Einladung zum Abendessen mit Susan Jameson. Und natürlich mußte er jetzt seine Aufmerksamkeit wieder dem Kirkoff-Fall zuwenden.
An einem frischen Abend Mitte November holte Rockford Susan Jameson in ihrer Wohnung in Beverly Hills ab und führte sie die Treppe hinunter zu seinem LeMans. Die Ereignisse, die mit Mark Chalmers zusammenhingen, schienen etwas in den Hintergrund gerückt zu sein, und obwohl sie nicht gerade überschäumender Laune war, benahm sie sich doch völlig normal.
»Ich habe ihm einen erstklassigen Anwalt besorgt«, sagte sie, als sie zum Wagen gingen. »Er ist aus Texas eingeflogen. Ich weiß nicht, wieviel es ihm nutzen wird. Ich habe versucht, ihn für das zu hassen, was er Mark angetan hat, aber ich kann es nicht… er ist schließlich mein Vater.«
»Wenigstens sind Sie darüber hinweggekommen«, erwiderte Rockford.
»Das habe ich immer gekonnt. Es ist eine meiner besten Eigenschaften. Aber die erste Woche war die schlimmste.«
Rockford führte sie zum Beifahrersitz, dann ging er um den Wagen herum und setzte sich hinter das Steuer. »Wo möchten Sie hin?« fragte er.
»Irgendwohin, wo es keine Tacos gibt.«
Er legte den Gang ein und fuhr los. Auf der anderen Straßenseite gingen ein Paar Scheinwerfer an, und ein grauer Chevrolet setzte sich in Bewegung.
Ein paar Blocks lang beobachtete Rockford den Wagen im Spiegel und wünschte, daß nicht wahr wäre, was er sah.
»Ich möchte heute abend nicht darüber reden«, fuhr das Mädchen fort, ohne zu ahnen, womit sich Rockford beschäftigte. »Sie glauben nicht, wie die Leute sind. Manchmal komme ich mir vor wie in einem Rührstück. Die Menschen wollen natürlich helfen, aber sie jammern mir zuviel.«
Sie blickte Rockford zärtlich an.
»Ich glaube, das ist der Grund, warum ich mit Ihnen gerne zusammen bin. Sie behandeln mich nicht, als ob ich jeden Augenblick zerfließen könnte.«
»Und zwar deshalb, weil Sie nämlich nicht zerfließen«, sagte er und bog nach rechts ab. Es erfüllte ihn mit Abscheu, als er sah, daß der graue Chevy ihm folgte.
»Was, zum Teufel, soll das!« knurrte er und hämmerte auf das Steuerrad. »Jeder weiß doch, daß ich mich seit zwei Wochen mit keinem Fall beschäftige.«
»Sagen Sie mir nicht, daß Sie schon wieder verfolgt werden«, erwiderte Susan Jameson.
Rockford fuhr an den Bordstein, zog die Handbremse und lief die Straße hinunter zu dem grauen Chevrolet, der einen halben Block hinter ihm stehengeblieben war. Im Wagen saß ein glatzköpfiger Mann, ungefähr Mitte Dreißig, in einem billigen Anzug.
Rockford riß die Wagentür auf. »Langsam habe ich wirklich genug«, sagte er. »Was wollen Sie von mir?«
»James Rockford?« fragte der Mann.
»Yeah.«
Der Mann legte einen Umschlag in Rockfords Hand. Als er daraufstarrte, sank sein Mut.
»Sie sind hiermit durch Gerichtsbeschluß verpflichtet, am dreiundzwanzigsten Dezember vor einem Bundesgericht zu erscheinen, um Fragen eines Geschworenengerichts zu beantworten, das Beweise gegen einen gewissen Torrance Beck prüft, der unter Anklage der Entführung steht. Agent Shore sendet herzliche Grüße«, rasselte der Mann herunter.
Rockford füllte die Luft mit beleidigenden Ausdrücken. Der Mann im Wagen wartete, bis er fertig war, dann klopfte er ihm auf den Arm.
»Schimpfen Sie nicht auf mich, Rockford«, sagte er. »Heben Sie sich das für die bösen Buben auf.«
»Welche?«
Der Mann zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
»Die Burschen in dem schwarzen Caddy hinter mir, die mir den ganzen Tag gefolgt sind, um an Sie heranzukommen.«
Rockford blickte den Block hinunter, als der Mann den Motor anließ und davonfuhr. Dreißig Meter weiter stand eine
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