Rockfords tödlicher Bluff
fangen an, mir schrecklich auf die Nerven zu fallen, Rockford. Wenn Sie den FBI-Mann spielen wollen, fahren Sie nach Hollywood.«
Rockford zog sich in Richtung Tür zurück.
»Warten Sie eine Minute«, beharrte Shore und winkte mit der Hand. »Bleiben Sie, Rockford, Sie müssen aussagen.«
»Gegen Torrance Beck? Sind Sie verrückt geworden? Die bringen Menschen um.«
»Wir schützen Sie«, erklärte Shore mit ernstem Gesichtsausdruck.
»Das verdient noch nicht einmal eine Antwort«, widersprach Rockford. »Aber ich will Ihnen trotzdem eine geben. Wie war doch Chalmers wirklicher Name? Fred Willow? Netter Kerl. Nett und tot. Bis später.«
Rockford warf die Tür zu, ging den Korridor hinunter, betrat den Aufzug und drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoß. Als er dort ankam, erblickte er einen hageren Polizistentyp, der gerade ins Gebäude stürmte.
»Sind Sie der U.S.-Marshal mit dem Gerichtsbeschluß gegen Rockford?« rief er.
»Yeah«, sagte der Mann außer Atem, »ist er noch oben?«
»Jawohl. Shore hat ihn in sein Büro eingeschlossen.«
Der Mann stürmte in den Fahrstuhl. Rockford hielt ihm die Tür auf, dann ging er schnell auf die Straße, lief ein paar Blocks entlang und nahm den Bus nach Hause.
*
Es war früher Nachmittag, als Rockford den schmutzigen und von Muschelschalen übersäten Pfad hinaufging, den er Ocean Lane nannte. Als er den Wohnwagen betrat, fand er seinen Vater hinter dem Schreibtisch; er nippte an einem Scotch.
»Also hat er dich gefunden«, seufzte Rockford. »Gott sei dank.«
»Yeah. Und er hat mir zehn Dollar plus Trinkgeld abgeknöpft.«
»Du hättest ihm kein Trinkgeld geben sollen.«
»Der Bursche ist den ganzen Weg hierher aus freien Stücken gekommen und hat mich befreit. Und da soll ich ihm kein Trinkgeld geben?«
»Ich hatte ihm schon Trinkgeld gegeben«, erklärte Rockford. »Also hat er uns beide reingelegt. Egal, ich glaube, die Sache war es wert. Wo hast du den Schnaps her?«
»Ich bin weggegangen und habe ihn gekauft«, erklärte der ältere Rockford grinsend.
Rockford blätterte in seinem Telefonverzeichnis und fand die Nummer, die er suchte. Während er wählte, nahm er seinem Vater das Glas ab und probierte einen Schluck.
»Ist das die Nummer von Warner Jameson?« fragte er.
»Ja«, antwortete ihm eine unpersönliche weibliche Stimme.
»Ist er da?«
Die Stimme zögerte einen Moment. »Mr. Jameson ist nicht in der Stadt. Mit wem spreche ich?«
»Jim Rockford.«
»Mr. Rockford, Mr. Jameson wird morgen früh wieder in seinem Büro sein. Soll ich für Sie einen Termin vereinbaren?«
»Ja, bitte. Sagen Sie Mr. Jameson, ich muß ihn so schnell wie möglich sprechen. Sagen Sie ihm, es handelt sich um eine Sache von äußerster Dringlichkeit.«
»Ganz wie Sie wünschen, Mr. Rockford.«
Rockford legte den Hörer auf, atmete tief durch und starrte zum Fenster hinaus. »Wo ist die Sonne?«
Plötzlich verstand der alte Mann. »Auf der anderen Seite«, sagte er glücklich.
»Prost«, antwortete Rockford und kippte den Drink hinunter.
»Was hast du jetzt vor?« fragte sein Vater.
»Wir haben die Wahl«, sagte Rockford. »Wir können trinken, oder wir können fischen. Wie wir wollen.«
»Beides«, sagte sein Vater.
Rockford ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Als er wieder herauskam, hatte er seine Vier-Meter-Angel und eine Flasche Scotch in den Händen. Der ältere Rockford lächelte, als er ihn sah.
»Deine Mutter - Gott hab sie selig - hat immer gewußt, daß aus dir etwas werden würde«, sagte er.
Der Nachmittag kam und ging wie Ebbe und Flut, aber sie fingen keinen Fisch. Rockford und sein Vater pirschten den ganzen Strand auf und ab und warfen alle möglichen Köder aus, ohne jedes Ergebnis. Die eine Hälfte ihres Unternehmens war ein kompletter Fehlschlag. Die andere Hälfte, die mit der Flasche Scotch zusammenhing, war um so erfolgreicher.
Sowohl Rockford als sein Vater hatten bei Einbruch der Dunkelheit einen in der Krone. Den Abend verbrachten sie, indem sie frisch gekaufte Steaks grillten und über die Geschicke der Los Angeles Rams diskutierten.
Weder die Rams noch die Steaks kamen allzu gut dabei weg, aber die beiden Rockfords gingen früh zu Bett.
Als Jim Rockford aufwachte, fühlte er sich nicht besonders wohl, aber eine Bloody Mary und vier Aspirin brachten ihn wieder auf Vordermann. Er rief Dennis Becker von der Mordkommission, Angel Martin von der Presse und Susan Jameson an. Schließlich wählte er die Nummer von Warner
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