Römer im Schatten der Geschichte
Und sie sahen alle auf ihn, beide, klein und groß und sprachen: Der ist die Kraft Gottes, der da groß ist. Sie sahen aber darum auf ihn, daß er sie lange Zeit mit seiner Zauberei bezaubert hatte.
[Simon ist beeindruckt von der magischen Kraft des Apostels Philippus und wird getauft
.
]
… Da aber Simon sah, daß der heilige Geist gegeben ward, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach. Gebt mir auch die Macht, daß, so ich jemand die Hände auflege, derselbe den heiligen Geist empfange. Petrus aber sprach zu ihm: Daß du verdammt werdest mit deinem Geld, darum daß du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt! … Denn ich sehe, daß du bist voll bittrer Galle und verknüpft mit Ungerechtigkeit. (Apostelgeschichte 8,9 – 24)
Simon, ein guter Zauberer, wusste, wann er geschlagen war. Von höchster Angst ergriffen, bat er Petrus, den ihm offenkundig Überlegenen, »dass der keines über mich komme, davon ihr gesagt habt«.
Auch die folgende Episode aus der Apostelgeschichte, diesmal Paulus betreffend, veranschaulicht die Situation. Paulus ging nach Ephesos und machte sogleich von sich reden, als seine Kräfte, Wunder zu bewirken, das heißt, im Besitz magischer Kräfte zu sein, der Bevölkerung bekannt wurden. Mit Gegenständen wie einem Tuch oder Kleidungsstück, die er nur berührt hatte, wurden Krankheiten geheilt und böse Geister ausgetrieben. Andere jüdische Wundertäter, die versuchten, es ihm nachzutun und an seine Erfolge anzuschließen, riefen wie Paulus den Namen Jesu an. Es waren dies sieben Söhne eines jüdischen Hohenpriesters. Aber ein böser Geist, den sie austreiben wollten, sagte zu ihnen: »Jesum kenne ich wohl, und von Paulus weiß ich wohl; wer seid ihr aber?« Und der vom bösen Geist Besessene griff die Söhne an und schlug sie blutig. Dieser augenfällige Beweis für die Kraft des Namens Jesu trieb viele dazu, sich taufen zu lassen (Apostelgeschichte 19,11 – 20), denn die Wirksamkeit eines Zauberers wurde an seiner Erfolgsrate gemessen. Paulus hatte Erfolg, was viele im Volk von seiner übernatürlichen Kraft überzeugte; die »sieben Söhne eines Juden Skevas« blieben erfolglos und waren somitdiskreditiert. Auch zahlreiche andere Magier erkannten die Kraft des Paulus an und verbrannten sogar ihre wertvollen magischen Lehrbücher, denn seine Kraft hatte sich als größer erwiesen. An all diesen Begebenheiten in der Apostelgeschichte lässt sich ablesen, wie verbreitet der Glaube an die Kraft des Übernatürlichen und an die vielen Männer und Frauen war, die behaupteten, über diese Kraft zu verfügen.
Einen anderen Weg, Sorgen und Nöten zu begegnen, bot die Religion. Man hatte die Auswahl aus einer breiten Palette religiöser Aktivitäten. Es gab die traditionellen, kaum mehr bewussten täglichen Riten wie das Ausgießen einiger Tropfen der Opfergabe an die Götter des Hauses vor einer Mahlzeit. Es gab die religiösen Feste, an denen in der Mitte des heiligen Tages dieses oder jenes Gottes Bankette oder Vergnügungen oder auch einfach ungehemmtes Verhalten angesagt waren, ein wesentliches Element im Kult der betreffenden Gottheit oder Gottheiten. Diese Art der Religiosität war auf die hohen lokalen oder staatlichen Gottheiten ausgerichtet. An Feiertagen wurden die lokalen Götter wie auch das Volk festlich bewirtet; ausgesuchte Opfer wurden dargebracht und zu Ehren des Gottes oder der Göttin oft Volksbelustigungen ausgerichtet.
Daneben half eine praktische Religiosität, der Einsatz eines Priesters oder Propheten oder Wahrsagers, bei der Lösung dringlicher Probleme. Leute, die von sich behaupteten, die Zukunft voraussagen zu können, waren in jeder Stadt zu finden. Cicero, Sohn der Elite, schreibt: »… er [der Aberglaube] setzt dir zu, bedrängt und verfolgt dich, wie du dich auch drehst und wendest: ob du nun einen Seher oder eine Weissagung hörst, ob du ein Opfer vollziehst oder einen Vogel vor Augen hast, ob du einen Astrologen oder einen Weissager siehst, ob es blitzt oder donnert« (
De Divinatione
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Orakelkunst und Vorhersage
2,149). Der Grund für die große Zahl an Wahrsagern war ein tiefes Bedürfnis, dem Weltgeschehen einen Sinn zu geben und zwischen der Unstimmigkeit der persönlichen Welt und deren Verletzungen durch die Außenwelt einen Ausgleich zu schaffen. Man war sich einig, dass die Zukunft bereits festlag und darum auch vorausgesagt werden konnte, dass Prophezeiung und Vogelschau und andere Mittel, diese Kenntnis zu
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