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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Genauso wie
die Anspielung auf die Liebestrophäen in ihrer geheimen
Schatztruhe unter der Venus-Statue. Du hast mir erzählt,
daß außer dir kein Mensch davon wußte und
daß auch du nur durch Zufall darauf gestoßen bist. Ich
habe ihr Gesicht gesehen, als Cicero es erwähnte. Genau wie
du. Das war der Augenblick, in dem sie gebrochen wurde. Er hat sie
nackt ausgezogen, und du hast ihm dabei geholfen. Du kanntest die
Witze, die sie am meisten verletzen würden, die fiesesten
Wortspiele und die gemeinsten Metaphern. Bist du der Dichter der
Liebe oder der Dichter des Hasses?«
    »Ich hasse und
liebe. Warum ich das tue, fragst du vielleicht. Ich weiß es
nicht; aber ich fühle, daß es mir widerfährt, und
leide Qualen.«
    »Hör auf,
dich selbst zu zitieren! Warum hast du es getan?«
    »Weißt du
das nicht?«
    »Ich dachte, du
liebst Clodia. Und ich dachte, du haßt
Caelius.«
    »Und genau aus
diesem Grund habe ich ihm geholfen, sie zu
vernichten.«
    »Du
verblüffst mich, Catull!«
    »Sie mußte
vernichtet werden. Es war die einzige Möglichkeit. Jetzt kann
ich sie zurückerobern.«
    «Wovon redest
du, Catull?«
    Er packte meinen Arm.
»Verstehst du nicht? Solange sie diese brennende Leidenschaft
für Caelius empfand, hätte ich sie nie
zurückbekommen. Sie ließ sich alles gefallen von ihm,
jede Demütigung. Doch jetzt ist er zu weit gegangen. Jetzt
kann sie ihn unmöglich noch lieben, nicht nach dem heutigen
Prozeß. Caelius und seine Anwälte haben sie zum
Gespött vom Rom gemacht! Ja, ich habe ihnen geholfen. An dem
Morgen, nachdem wir ihn zufällig in der Taverne getroffen
hatten, bin ich zu ihm gegangen. Ich sagte, ich hätte ein paar
Ideen für seine Rede. Cicero war ganz erpicht darauf, mich
dabeizuhaben. Wir drei hatten eine Menge Spaß, wir sind die
Reden durchgegangen, haben hier und da einen Witz eingefügt
und uns gefragt, wie weit wir gehen konnten. Dieses Wortspiel mit
der Pyxis —«
    »Erspar mir, das
Ganze noch einmal zu hören!«
    »Es ist nicht
so, als ob ich stolz auf mich wäre. Aber es mußte sein.
Sie mußte gestürzt werden. Nach Celers Tod, als sie
anfing ihren eigenen Haushalt zu führen, war sie zu sehr von
sich selbst eingenommen, sie wurde zu stolz, zu hochnäsig.
Jetzt ist sie gebrochen, und nur so konnte es gehen. Wir haben
alles in die Reden aufgenommen, was sie eigentlich stark machte -
ihre Schönheit, ihren Stolz, ihre Lust am Vergnügen - und
es gegen sie gewendet. Sogar ihre eigenen Vorfahren, mit denen sie
immer prahlt! Sie wird nie wieder mit jemandem über die
Monumente sprechen können, die ihre Familie hinterlassen hat,
ohne daß jeder hinter ihrem Rücken kichert. Sie kann
sich nicht einmal an Clodius wenden, jedenfalls nicht in der
Öffentlichkeit. Deswegen wird sie sich mir
zuwenden.«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Catull, ich habe noch nie einen Menschen
getroffen, der sich so in seine Illusionen verrannt hat wie
du.«
    »Meinst du? Dann
komm jetzt gleich mit mir zu ihr. Du wirst schon
sehen.«
    »Nein danke.
Clodias Haus ist so ungefähr der letzte Ort, an dem ich jetzt
sein möchte. Nein, das stimmt nicht ganz. Der letzte Ort, an
dem ich jetzt sein möchte, ist mein eigenes Zuhause. Aber es
ist auch der einzige Ort, an dem ich sein
möchte.«
    »Wer von uns
redet hier wirres Zeug?« Catull erhob sich schwankend.
»Kommst du nun mit oder nicht?«
    Ich schüttelte
den Kopf, der auch, nachdem ich aufgestanden war, nicht
aufhören wollte, sich zu drehen.
    »Dann Leb wohl,
Gordianus.«
    »Leb wohl,
Catull.« Er wandte sich noch einmal um und stierte mich an.
»Und viel Glück.«   
    Er nickte und
stolperte in die Dunkelheit. Ich wartete, bis sich mein Schwindel
gelegt hatte, und versuchte dann, mich an den Weg zu Ecos Haus zu
erinnern. Die Subura schien unendlich weit entfernt.

27
    Am nächsten
Morgen erwachte ich spät. Mein Kopf fühlte sich an, als
hätte man meine ganze Toga hineingestopft; ich konnte die
kratzige Wolle auf der Zunge schmecken. Den Kopf in kaltes Wasser
zu tauchen, half ein wenig. Genauso wie das karge
Frühstück, das ich zu mir nahm. Zittrig trat ich in den
Garten in der Mitte von Ecos Haus und setzte mich in die Sonne.
Nach einer Weile kam Menenia unter dem Säulengang vorbei. Sie
nahm meine Anwesenheit mit einem Nicken zur Kenntnis, lächelte
jedoch nicht. Nach einer Weile kam Eco nach draußen
geschlendert und gesellte sich zu mir.
    »Du bist gestern
recht spät nach Haus gekommen, Papa.«
    »Wer ist hier
der Sohn und wer der

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