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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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als
ich.«
    »Den
Göttern sei Dank, daß er dich jetzt nicht hören
kann!« stöhnte Licinius und bedeckte sein Gesicht.
Catull stocherte mit dem Finger emsig in seinem Weinbecher
herum.
    Ich nickte.
»Dann bist du mit Asicius -«
    »O ja, wir sind
an jenem Abend mit der festen Absicht losgezogen, den alten Dio zu
töten. Tut mir leid. Ich weiß, er war dein alter Lehrer
und all das. Aber ägyptische Politik ist eine schmutzige
Sache.«
    »Du hattest
keinen Verbündeten in Coponius’ Haus?«
    »Keinen
einzigen. Zu gefährlich. Seine Sklaven sind, wie gesagt,
loyal.«
    »Aber du
wußtest, in welchem Zimmer Dio untergebracht
war.«
    Caelius zuckte mit den
Achseln. »Das war nicht schwer. Ich habe selbst schon als
Gast in dem Haus übernachtet.«
    »Also seid ihr
beide über die Mauer geklettert, habt das Fenster aufgebrochen
und seid in Dios Zimmer eingedrungen -«
    »Wo Dio tot wie
König Numa auf seinem Sofa lag. Den Anblick werde ich nie
vergessen - den Mund weit aufgerissen, die Augen starr. Oja, er war
mausetot.«
    »Und was
dann?« 
    »Was sollten wir
machen? Pompeius hatte uns geschickt, um Dio zu töten, und er
wußte, daß wir Dolche benutzen wollten. Ich wollte
nicht, daß Pompeius denkt, Dio wäre eines
natürlichen Todes gestorben oder ein anderer hätte ihn
getötet. Ich wollte, daß meine Schuld getilgt wird! Also
habe ich auf ihn eingestochen, oft genug, um ihn zu töten,
wenn er noch gelebt hätte -«
    »Mehr als genug,
nach allem, was ich gehört habe.«
    Caelius zuckte die
Schultern. »Dann haben wir ein bißchen Unordnung
geschaffen, als ob es einen Kampf gegeben hätte, bevor wir uns
so schnell wie möglich aus dem Staub machten. Am nächsten
Tag hieß es überall, Dio wäre in seinem Bett
erstochen worden. Pompeius war zufrieden, meine Schulden wurden
erlassen, und ich dachte mir, daß dies das Ende der
Geschichte wäre. Aber Asicius hat aus seiner Verbindung zu
König Ptolemaios nie ein Geheimnis gemacht. Seine Feinde
beschlossen, ihn des Mordes an Dio anzuklagen. Ptolemaios
engagierte Cicero für die Verteidigung, und der hat Asicius
rausgehauen. Die Anklage hatte im Grunde nie genügend Beweise
gegen ihn.«   
    »Genausowenig
wie gegen dich, so scheint es.«
    »Vor allem nicht
mit Cicero an meiner Seite.« Caelius grinste.
    »Ja, das
erklärt alles«, sagte ich. »Erstochen, nachdem er
schon tot war. In Coponius’ Haus sind die Unstimmigkeiten
keinem aufgefallen - die Tatsache, daß für so viele
Wunden viel zu wenig Blut geflossen war und daß die Einstiche
nicht weit auseinander, sondern dicht beieinander lagen. Kein
Kampf. Und das Sklavenmädchen hatte zu viel Angst zu
erzählen, was sie wußte…«
    »Was murmelst du
da, Gordianus?« fragte Caelius.
    »Habe ich vor
mich hin gemurmelt? Eine unangenehme Angewohnheit. Ja, was Dios Tod
angeht, hast du mich beruhigt. Der alte Hund kann aufhören,
nach diesem Knochen zu suchen. Aber ich habe noch einen anderen
Knochen, der noch irgendwo versteckt liegt.«
    »Tatsächlich? Kellner,
mehr Wein!«
    »Die Gewalttaten
gegen Dio und die alexandrinischen Gesandten waren nicht die
einzigen Vergehen, die man dir vorgeworfen hat.«
    »Nein - zum
Glück nicht!«
    »Was soll das
heißen?«
    »Nun, Clodia kam
im letzten Augenblick mit ihrer Anklage wegen versuchter Vergiftung
daher. Crassus meinte, wir sollten die Verhandlung dieses Punktes
wegen Nichteinhaltung der üblichen Fristen ablehnen, weil wir
nicht genug Zeit zur Vorbereitung der Verteidigung hatten. Cicero
erklärte ihn für verrückt, die Anklage sei vielmehr
ein Geschenk der Götter. »Verstehst du nicht? Sie haben
uns genau den Vorwand geliefert, den wir brauchten. Jetzt haben wir
allen Grund, Clodia in den Fall hineinzuziehen, und das bedeutet
das Ende der Anklage.« Und er hatte natürlich recht.
Wenn Clodia nicht auf der Bildfläche erschienen wäre,
hätte ich mich in einer sehr viel schlimmeren Situation
befunden. Aber nachdem Clodia höchstpersönlich auftauchte
und ihre eigene Anklage gegen mich einbrachte, konnte Cicero den
Prozeß auf den Kopf stellen. Es ging jetzt nicht mehr darum,
ob Caelius die Ägypter ermordet hatte, sondern nur noch um die
Frage: »Hat diese böse Frau sich die Vorwürfe gegen
den armen Jungen aus den Fingern gesogen?« Und es hat
phantastisch funktioniert! Die Anklage war vollkommen
diskreditiert. Der Vorwurf der versuchten Vergiftung Clodias hat
alle anderen Anklagepunkte geschwächt.«
    »Ja,
Caelius«, sagte ich leise, »aber was ist mit dem
Tatvorwurf

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