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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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unentwegt Empfänge und Dinnerpartys gaben – vorgeblich, um die Geldmittel für Nicks Arbeitgeber, das Chicago General Hospital, aufzustocken, in Wahrheit jedoch, um sich als die Crème de la Crème der Chicagoer Gesellschaft hervorzutun. Nick wollte nicht nur in den Ausschuss aufgenommen werden, um seine Chancen auf eine Praxisteilhaberschaft zu verbessern, sondern auch, weil er es aus seiner Jungendzeit in Philadelphia gewohnt war, sich in den besten Kreisen zu bewegen. Sein Vater war ein alteingesessener Politiker, und obwohl die Blakelys nicht reich waren, so genossen sie doch ein hohes Ansehen und verfügten über außergewöhnlich gute Kontakte. Sie wurden zu jeder Soirée und Feier in der Stadt eingeladen. Seine Entscheidung, für das Medizinstudium in eine andere Stadt zu ziehen und später dann sich in Chicago niederzulassen, begründete Nick stets damit, dass er auf eigenen Beinen stehen wollte. Doch das änderte nichts daran, dass er es von klein auf gewohnt war, sich im Rampenlicht zu bewegen. Und jetzt vermisste er es. Obwohl es nach meinem Verständnis von Glück keinen Unterschied machte, ob ich im Keller unseres Bungalows meine Schwarzweißfotos kolorierte oder mit meinem Mann auf einen Wohltätigkeitsball ging, bestärkte ich Nick in seinem Streben. Schließlich hatte ich von vornherein gewusst, dass unser gesellschaftliches Leben sehr geschäftig sein würde.
    Nick küsste mich auf die Stirn. “Viel Erfolg bei deinem Gespräch, Liebes.”
    Ich schloss die Augen und atmete seinen warmen Duft. Er roch immer so wunderbar, als käme er direkt von einem Sonnenbad. “Danke. Und ich meine es Ernst, wenn ich sage: Schlaf genug.”
    “Du weißt doch, dass ich nur mit dir einschlafen kann.”
    Für einen Moment erstarrten wir beide. Diese harmlose Bemerkung bezog sich viel zu sehr darauf, wie es zwischen uns einmal
gewesen
war. Ganz am Anfang.
    “Im Ernst”, beeilte sich Nick zu sagen, um die eisige Stille zu überbrücken; um es wieder gutzumachen. “Ich wollte sagen, ich werde die ganze Nacht auf sein, weil ich nicht weiß, was ich ohne dich anfangen soll.”
    Ich trat einen Schritt zurück und wich seinem Blick aus. Rechts von mir bemühte sich gerade ein Vater, einen Kinderwagen aus dem Kofferraum seines Wagens zu befreien. Solche Probleme sollten wir jetzt eigentlich haben, dachte ich. Ob der Kinderwagen auch ins Auto passt, wo wir das Bettchen hinstellen und in welcher Farbe wir das Kinderzimmer streichen sollen.
    “Rachel”, setzte Nick nach. “Es tut mir leid.”
    Mein Gatte war nicht gerade ein Meister im Entschuldigen, das wusste ich. Aber, um ehrlich zu sein, ich wollte seine Erklärungen im Moment auch gar nicht mehr hören.
    “Komm her”, sagte er und zog mich an sich.
    Dann küsste er mich und ich konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Vor der “Sache” waren wir ein ganz normales Paar gewesen. Jetzt waren wir zwei Menschen, die verzweifelt um ihre Beziehung kämpften, und Nick war ein Mann, der nicht genug von mir bekommen konnte.
    “Pass auf dich auf, ja?”, wiederholte er und strich dabei zärtlich über mein Gesicht.
    “Nick, ich bin doch bald zurück.”
    “Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.”
    “Versprochen. Ich werde mir die Tasche fest um den Körper zurren und nach Zigeunern Ausschau halten.”
    Er sah mir tief in die Augen. “Ich werde dich vermissen”, flüsterte er.
    “Ich liebe dich”, erwiderte ich, weil es die Wahrheit war. Zu sagen, ich würde ihn vermissen, wäre in diesem Fall eine Notlüge gewesen.

2. KAPITEL
    E s heißt, Rom fehle der freundlich-träge Reiz anderer italienischer Städte, doch ich finde die römischen Morgenstunden einfach bezaubernd. Die Farben betören die Sinne – Hunderte Goldtöne, die sich unmöglich auf Film oder im Gedächtnis festhalten lassen. Auch beim Kolorieren der selbst geschossenen Schwarzweißfotos ist es mir nie gelungen, einen römischen Morgen einzufangen – die Art, wie die Sonne jeden Winkel der Stadt in einen goldglänzenden Schleier hüllt, ist einzigartig.
    Genau dieser blassgelbe Anblick war es auch, der mir den Atem verschlug, als wir gleich um die Ecke der Piazza di Spagna aus dem Taxi stiegen.
    “Wow”, murmelte Kit bestimmt zum zehnten Mal seit unserer Landung. Als der Taxifahrer unser Gepäck auslud, umarmte sie mich. “Es ist so toll von dir, dass du mich mitgenommen hast.”
    Ich hatte fast meine gesamten Flugmeilen aufgebraucht, um zwei Erste-Klasse-Plätze zu erstehen, und einige

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