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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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bekam. Selbst in jungen Jahren hatte ich schon gewusst, dass Kit recht hatte: Ich war gut behütet.
    Als ich Nick in unmittelbarer Nachbarschaft des Chicagoer Künstlerviertels Bucktown auf einer Vernissage traf, nannte er mich von Beginn an Goldmädchen. Auch bei ihm spielte dabei mein Nachname nicht die Hauptrolle. Er behauptete stets, einen goldenen Schimmer in meinen blassgrünen Augen zu sehen.
    Bei unserer Hochzeit war ich so überglücklich, dass ich trotz der Namensänderung in Blakely dachte, nun auch zu einer Goldfrau zu werden, die ein goldenes Leben führt.
    Ganz so war es dann doch nicht gekommen.
    Während ich Nicks Umarmung erwiderte, musste ich daran denken, dass für gewöhnlich er es war, der auf Geschäftsreise ging und mich zu Hause zurückließ – dafür betend, dass seine Präsentation glattlaufen, er gut schlafen und weder zu viel trinken noch zu wenig essen würde. Doch jetzt freute ich mich auf mein Frauenwochenende mit Kit. Nun war
er
einmal an der Reihe, auf mich zu warten.
    Als Nick mich wieder losließ, hielt er immer noch meine Hand fest. Er sah Kit an. “Ich wünsche allseits viel Spaß”, sagte er förmlich.
    Seit Kit aus L.A. zurückgekehrt war, sprach fast jeder so mit ihr. Höflich, aber unverbindlich. Vermutlich wusste niemand etwas mit ihr anzufangen. Sie hatte weder Karriere gemacht noch einen Freund oder Ehemann an ihrer Seite. Stattdessen hatte sie vergeblich darum gekämpft, sich in L.A. einen Namen als Schauspielerin zu machen. Eine schwierige Situation, die fast niemand in Chicago nachvollziehen konnte. Und trotzdem zog Kit die Menschen mit ihrer geheimnisvollen Aura in ihren Bann. Auch an diesem Tag. Sie trug eine roséfarbene, verspiegelte Sonnenbrille und um den Hals einen maulwurfsgrauen Chiffon-Schal. Das rostrote Haar war kunstvoll zerzaust. Wenn sie die Brille abnahm, sah man ihre blauen Augen, die je nach Farbe der Kleidung einen Stich ins Violette annehmen konnten und mit denen sie abgebrüht in die Welt blickte. Sie übte auf andere Menschen eine unglaubliche Faszination aus, wie ein Hollywood-Sternchen auf der Flucht. Doch als eine ihrer engsten Freundinnen wusste ich, dass ihr der Misserfolg in Hollywood schwer zu schaffen machte.
    “Danke Nick.” Sie lächelte ihm zu.
    Dieses Lächeln entlockte mir einen dankbaren Seufzer. Diejenigen, die von unseren Eheproblemen wussten, waren gemeinhin wütend auf Nick. Entweder sprachen sie überhaupt nicht mit ihm, oder sie ließen in seiner Gegenwart zynische Bemerkungen fallen. Ich wusste genau, dass er die Rolle des Prügelknaben satt hatte, und auch mir reichte es allmählich. Selbst wenn ich ihn verspottete und seine Taschen heimlich durchsuchte, hieß das noch lange nicht, dass ihn auch andere so behandeln durften.
    “Treffen wir uns gleich am Check-in?”, fragte ich Kit.
    Sie richtete den dünnen Schal. “Geht klar.”
    Als sie gegangen war, wandte ich mich Nick zu. “Was wirst du machen, solange ich weg bin?”
    “Arbeiten. Dich wahnsinnig vermissen.”
    Ich lächelte. “Aber schlaf auch ein bisschen, hm?”
    Nick und ich verbrachten unsere Abende zwar wieder zusammen, doch wenn ich ins Bett ging, arbeitete er meist noch bis spät in die Nacht an einer neuen Veröffentlichung, in der Hoffnung, sie verhelfe ihm zu einer Teilhaberschaft an der Gemeinschaftspraxis. Nick gehörte zu den wenigen Idealisten seiner Zunft: Er hatte sich für den Beruf des plastischen Chirurgen nicht entschieden, um Schönheitsoperationen an wohlhabenden Frauen durchzuführen und von ihrem Reichtum zu profitieren. Er wollte den Menschen helfen, die auf eine Operation wirklich angewiesen waren. Jetzt hatte er sich zwar einen Platz in Chicagos angesehenster Praxis für plastische Chirurgie gesichert, musste allerdings auch genau die Glamour-Operationen durchführen, die er so verabscheute, und regelmäßig Veröffentlichungen verfassen, um gleichberechtigter Teilhaber zu werden.
    “Ich glaube nicht, dass ich viel Schlaf bekommen werde”, meinte Nick. “Ich muss unbedingt noch mit dem einen oder anderen Ausschussmitglied zu Abend essen.”
    “Wann fällt denn die Entscheidung?”
    Er verdrehte die Augen. “In einem Monat oder so.”
    Nicks gespielte Gleichgültigkeit konnte mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass er um die Aufnahme in den Förderkreis des ‘Chicago General’ bangte, der in der gesamten Stadt nur als
der Ausschuss
bekannt war. Er bestand aus einer Gruppe handverlesener, junger und einflussreicher Menschen, die

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