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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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hier aufs Gymnasium gehen«, antwortete Antonia. »Und Mama war einverstanden.« Und überhaupt geht es dich ab sofort nichts mehr an, wie und wo ich lebe!
    »Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich bin zwar nicht dein Vater, aber immerhin hast du dein halbes Leben in meinem Haus verbracht. Hast du schon einmal das Wort Dankbarkeit gehört? Du kommst noch heute…«
    Einem Reflex nachgebend drückte Antonia das Gespräch weg. Oh Gott, dachte sie danach, jetzt wird er erst recht wütend sein. Vorsichtshalber schaltete sie ihr Handy gleich ganz aus.
    »Was ist?«, fragte Katie »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Der Mann meiner Mutter macht Stress, weil ich weg bin. Er ist ein Arsch.«
    »Was ist eigentlich mit deinem richtigen Vater?«, wollte Katie wissen und Antonia erklärte ihr die Sachlage.
    »Muss doof sein«, erkannte Katie. »Aber warum sagt dir deine Mutter nicht, wer er ist?«
    Antonia war felsenfest überzeugt davon, dass ihr ihre Mutter Informationen über ihren leiblichen Vater vorenthielt. Sämtliche Erklärungen und Ausflüchte erschienen Antonia allzu fadenscheinig: Er sei eine Zufallsbekanntschaft gewesen, eine flüchtige Affäre, die vorbei gewesen wäre, ehe sie ihre Schwangerschaft bemerkt hätte. Ein Student, der durch Europa gereist war, nicht einmal seinen richtigen Namen habe sie damals gekannt, nur seinen Spitznamen: Gandhi – weil er so dünn gewesen war. Sie habe sich damals nicht die Mühe gemacht, über seinen Verbleib nachzuforschen, weil es ihr aussichtslos erschien und sie außerdem nicht wollte, dass sich ein fast Fremder in die Erziehung ihres Kindes einmischte. Und überdies seien es eben damals ganz andere Zeiten gewesen: Handys und Internet waren noch kein Allgemeingut und natürlich gab es auch noch kein Facebook. Man traf sich und verlor sich wieder aus den Augen.
    »Verdammt, ich weiß es nicht.« Das Thema gefiel Antonia nicht sonderlich und Katie machte es nicht besser, indem sie nun sagte: »Vielleicht hat er was Schlimmes gemacht. Sitzt im Knast oder so.«
    Als Antonia nicht antwortete, setzte sie noch einen drauf: »Oder er hat deine Mutter vergewaltigt und du bist…«
    »Jetzt hör aber auf«, unterbrach Antonia, der bei diesen Worten ganz übel wurde. Nicht, dass sie nicht auch schon an solche Möglichkeiten gedacht hätte. Sie hatte diese Gedanken nur immer ganz rasch und ganz weit von sich geschoben und es gefiel ihr nicht, dass Katie ihre geheimsten Befürchtungen so unbekümmert aussprach.
    »Vielleicht weiß sie es ja selbst nicht so genau«, meinte Katie nun mit einem frivolen Lächeln.
    »Halt den Mund«, raunzte Antonia ihre Freundin an.
    »Ist ja schon gut«, meinte Katie und klang eingeschnappt. Beide schwiegen. Antonia trank von ihrem Latte macchiato, der nur noch lauwarm war und fade schmeckte. Überhaupt lag seit Ralphs Anruf ein Schatten über ihrem Ausflug in die Stadt, der so schön begonnen hatte.
    »Du hast ja gar nichts eingekauft«, sagte Antonia nach einer Weile. Es war ein Test, ob Katie immer noch verärgert war. Offenbar war sie es nicht, denn sie rückte mitsamt ihrem Stuhl an Antonias Seite und öffnete ihre Handtasche. Darin lag ein sündteures Parfum von Gaultier.
    »Wann hast du das denn gekauft«, rutschte es Antonia von den Lippen, ehe sie kapierte: »Du hast es geklaut!«
    »Geht’s vielleicht noch lauter?«, wisperte Katie.
    »Wow. Davor hätte ich echt Schiss«, gestand Antonia. Katie grinste nur und stellte fest: »Willkommen im Leben. In unserer WG hat jeder so seine Abgründe.«
    »Wie meint du das?«, fragte Antonia neugierig, aber Katie sagte nur: »Komm heute Abend in mein Zimmer, dann wirst du es erleben.«
    Irgendwie wunderte es ihn, dass der Schlüssel immer noch passte, aber warum auch nicht? Langsam öffnete er die Tür. Er hob die Nase, witterte wie ein Tier. Obwohl Jahre vergangen waren, erkannte er den spezifischen Geruch des Hauses sofort wieder: ein wenig dumpf, nach schweren Stoffen, alten Steinen, feuchtem Putz, poliertem Holz, Staub. In dieser Hinsicht waren Häuser wie Menschen, ein jedes hatte seinen Eigengeruch.
    Die Mädchen waren in die Stadt gegangen, er hatte sie darüber reden hören, die Jungs waren kurz darauf mit einem klapprigen Kleinwagen weggefahren, vorher hatten sie noch jede Menge leerer Flaschen in den Kofferraum geladen. Er hatte also genug Zeit. Andächtig streifte er durch die Räume. Der große Tisch im vorderen Salon war noch immer da. Wie oft war an

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