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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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es nicht tat? Was, wenn sie es tat?
    Sie standen beide da wie Wachsfiguren und warteten, eine endlose Minute lang. Nichts geschah, es klingelte kein zweites Mal. Nach einer Weile schlich Antonia noch einmal an Roberts Fenster. Der Mann war nicht mehr im Garten. Klar, wie auch, der stand jetzt sicher vor der Haustür. »Schau doch mal vorsichtig vorne raus«, flüsterte Antonia. Doch als sie sich nach Selin umdrehte, war diese nicht mehr da. Offenbar war sie, ohne ein Wort zu sagen, wieder in ihr Zimmer hinaufgegangen.
    »Danke, Antonia, und entschuldige, dass ich dich beim Lernen gestört habe«, murmelte Antonia missgelaunt vor sich hin. Ein Detektiv! Was für eine blühende Fantasie. Andererseits – warum eigentlich nicht? Warum sollte ihre Familie keinen Profi engagieren, wenn sie selbst nicht weiterkamen. Vielleicht sollte ich mal einen Detektiv beauftragen, meinen Vater zu finden, dachte Antonia und sah zu, dass sie rasch wieder aus Roberts Zimmer kam. Wie würde das sonst aussehen, wenn er jetzt nach Hause käme? Etwas polterte hinter ihr. Ein schwarz eingebundenes Buch, das auf einem Stapel Flugblätter gelegen hatte, war heruntergefallen. Wahrscheinlich hatte Antonia es gestreift, als sie hastig um den Arbeitstisch herumgegangen war. Sie hob es auf. Diary stand in geschwungener Schrift auf dem weißen Etikett. Führte Robert etwa ein Tagebuch, so ganz altmodisch? Würde ja irgendwie zu ihm passen, dachte Antonia. Für einen, der Schriftsteller werden wollte, war Tagebuchführen bestimmt wichtig.
    Die Neugierde übermannte sie, sie öffnete es irgendwo in der Mitte.
    … mich total in ihn verknallt, schon vom ersten Moment an. Es ist mir scheißegal, dass er fast zwanzig Jahre älter ist, was sind schon Jahre? Wenn ich in seine Augen sehe, dann haben Zeit und Raum keine Bedeutung…
    Unten fiel die Haustür zu. Mist! Antonia legte das Buch zurück und huschte auf leisen Sohlen aus Roberts Zimmer hinaus, über den Flur und zurück in ihr eigenes. Keine Sekunde zu früh, schon hörte sie seine Schritte auf der Treppe.
    Sie ließ sich auf ihre Matratze fallen und vergrub das Gesicht in ihrem Kopfkissen. Das soeben Gelesene hatte die Wirkung einer kalten Faust, die sich um ihren Magen schloss. Vor Enttäuschung und Wut auf sich selbst – wie hatte sie nur so komplett verliebt und verblendet sein können! – war sie nah am Heulen. Hatte Katie also doch recht gehabt: Robert war schwul. Na ja. Brauchte sie wenigstens nicht eifersüchtig zu sein wegen Selin. Ein schwacher Trost.
    »Ist jemand da?«, hörte sie Robert durchs Haus rufen.
    Sie stand auf, atmete tief durch, wischte sich über die Wangen und ging hinaus auf den Flur: »Hi, Robert.« Ihrer Stimme hörte man den Kloß im Hals zum Glück nicht an.
    »Hi.«
    »Wo ist Selin?«
    Selin, Selin… Was interessierte ihn denn so sehr an Selin? Oder stand er etwa auf beide Geschlechter, machte er Ausnahmen? »Lungert da noch dieser Typ im Garten herum?«, fragte sie zurück.
    »Meinst du den Krüger? Der ist mir gerade an der Pforte entgegengekommen. Er hat nach dem Gärtner gefragt, ich sagte, ich habe keine Ahnung, wo der steckt.«
    Antonia fiel ein Stein vom Herzen. Kein Polizist, kein Detektiv, nur ihr Vermieter. »Selin hat ihn gesehen und geglaubt, ihre Familie hätte ihr einen Detektiv hinterhergeschickt«, sagte sie in einem abfälligen Ton und tippte sich dabei an die Stirn.
    Robert registrierte es mit einem Ausdruck der Missbilligung. »Ist ja wohl auch kein Wunder, dass sie Angst hat, oder? Ist sie oben?«
    Antonia nickte. Eigentlich hatte sie gar nicht so spöttisch über Selin reden wollen, es war ihr einfach so herausgerutscht.
    »Komm mal kurz mit rein«, wisperte sie und winkte ihn heran.
    Er trat zögernd in ihr Zimmer und sie machte die Tür zu.
    »Was ist?«, fragte er mit einem Hauch Ungeduld.
    »Hast du heute Morgen dem Petri von Selin erzählt?«
    »Nein, Mist! Das habe ich ganz vergessen.«
    »Du hast ihm nichts gesagt?«, wunderte sich Antonia.
    »Sag ich doch.«
    »Aber… als ich vorhin in den Garten kam, hat sie mit ihm gesprochen. Und es hörte sich so an, als hätte er ihr geraten, wieder zu ihrer Familie zurückzugehen.«
    »Du hast gelauscht?«, fragte Robert. Antonia wurde rot, sie stammelte. »Ja… nein… mehr so aus Versehen. Aber das hieße doch, dass Selin es ihm selbst gesagt hat.«
    »Ja, und?«, fragte Robert.
    »Aber das ist doch eigenartig«, beharrte Antonia.
    Robert gab ein genervtes Stöhnen von sich. »Ich habe ihr

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