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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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das Einzige, was sie zu diesem Thema beizutragen haben.
    Der Eisinger kam nicht auf dem gleichen Weg zurück, abends nicht und auch nachts nicht.
    Vielleicht weiß die Fichte am Sportgeschäft mehr darüber.
    »Kannst du dich erinnern, wann der Eisinger am Donnerstagabend nach Hause gekommen ist?«
    »Spät.«
    »Wie spät?«
    »Keine Ahnung. Ich habe schon so vor mich hin gedöst. Wenn die Eisingerin nicht zu Hause ist, gibt es hier wenig zu gucken. Alle lästern zwar über ihre Kleider, aber ob du es glaubst oder nicht, mir gefallen sie. Immer nur Jeans für die Jugend und beige kleinkarierte Hosen für die Alten, das ist doch unerträglich eintönig. Ich selbst würde auch gern mal was Neues anziehen. Tannengrün jahrein, jahraus, wie öde! Und das, obwohl ich doch gar keine Tanne bin. Ihr Laubgehölze habt es gut: im Frühjahr hellgrün, im Sommer dunkelgrün, im Herbst gelb, kupfer, maronenbraun, purpur, orange … so was hätte ich auch gern.«
    Interessant, so habe ich das noch nie gesehen. Hat das Blätterverlieren also auch Vorteile? Für manche vielleicht, für mich nicht. Ich bin nämlich nicht eitel. Nicht wie eine Rose, nicht wie der Kanadische Ahorn im Herbst und auch nicht wie diese Fichte. Aber ich wäre der Letzte, der ihr das zum Vorwurf macht. Ansonsten ist sie nämlich echt in Ordnung.
    »Und was für schicke Nachthemden die Eisingerin hat! Das weiß ich, weil ihr Schlafzimmer auf meiner Seite liegt. Das vom Eisinger geht nach hinten raus, aber seine Schlafanzüge interessieren mich sowieso nicht.«
    »Was gibt es sonst noch Neues aus dem Wanderbekleidungsparadies?«
    »Neues eigentlich wenig. Die Touristen lassen auf sich warten. Nur dein Intimfeind Jens kommt hier öfters vorbei, wie du sicher weißt.«
    »Jaja, der kreuzt alle nasenlang mit einer neuen hochwertigen Outdoor-Jacke auf.«
    »Die Jacken hat er sich alle bei uns ausgesucht. In letzter Zeit kam er allerdings manchmal auch ohne Einkaufstüte heraus.«
    »Der braucht ja nichts mehr. Seine Jacken reichen für die nächsten zwanzig Jahre.«
    »Wenn jemand nichts kaufen will, warum geht er dann in ein Geschäft?«
    Jetzt hat doch die Fichte tatsächlich schärfer nachgedacht als ich. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass sie den ganzen Winter wach ist.
    Den verpeilten Ahorn neben der Sakristei spreche ich nur ungern an. Doch wenn es um den Sepp geht, will ich nichts unversucht lassen.
    »Hallo du, dahinten am Pfarrhaus! Du hast doch sicher mitbekommen, dass unser Gärtner tot ist.«
    »Oh ja. Ich bete täglich für seine schwarze Seele, obwohl ich nicht glaube, dass da viel zu machen ist.«
    »Sag so etwas nicht! Unser Sepp war zu Pflanzen so gut wie kein anderer.«
    »Das mag sein, aber in der Messe war er nie. Und das ist es, was zählt. Immerhin war er einmal in der Kirche. Doch dieses eine Mal wird ihn nicht vor der ewigen Verdammnis retten.«
    »Was? In der Kirche? Das kann gar nicht sein. Da musst du dich täuschen.«
    »Ich täusche mich keineswegs. Ich weiß, dass ihr mich alle für unzurechnungsfähig haltet, aber da täuscht ihr euch eurerseits. Ich kenne nämlich die wahren Werte des Lebens. Vor ein paar Tagen hat dein Sepp abends hinten am Pfarrhaus geklopft. Dort gibt es ja keine Klingel. Der Herr Pfarrer kam zur Tür und sah ziemlich erstaunt aus. Dann flüsterte ihm der Sepp etwas ins Ohr. Der Herr Pfarrer holte den Schlüssel, und die beiden gingen in die Kirche.«
    »Da musst du dich verguckt haben.«
    »Wenn ich’s dir doch sage! Der Sepp wollte mit Sicherheit eine Beichte ablegen. Das hatte er auch bitter nötig. Vielleicht ahnte er, dass er bald sterben muss. Aber so, wie er sich in der Kirche benommen hat, war seine Beichte nicht viel wert.«
    Eine Beichte? Der Sepp? Lächerlich! Nun, lassen wir’s dabei.
    »Wie hat er sich denn benommen?«
    »Nach einer Weile wurde er ziemlich laut und unfreundlich. Den Tonfall konnte ich selbst durch die dicke Kirchenmauer zuordnen. Wahrscheinlich hat ihm der Herr Pfarrer mehr Vaterunser auferlegt, als dem Sepp lieb war.«

    Na, das wird wohl kaum die Ursache gewesen sein. Doch ich sehe keinen Grund, den Ahorn nicht in seinem Glauben zu belassen.
    »Und was hat der Sepp geschrien?«
    »Man hört hier draußen nicht, was in der Kirche gesprochen wird. Nur dumpfe Geräusche. Das ist auch gut so. Ich will schließlich nicht in Versuchung geraten, das Beichtgeheimnis zu brechen.«
    »Hat irgendein Mensch das Treffen zwischen dem Pfarrer und dem Sepp beobachtet?«
    »Nein,

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