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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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auf die Uhr geschaut, ist er wieder zurück ins Pfarrhaus.«
    »Vielleicht hat der Herr Pfarrer solange einen Kaffee getrunken?«
    »Hat er auch. Ich habe ja nachher die Vilshoferin gefragt.«
    »Das ist natürlich sehr verdächtig, wenn ein Pfarrer Kaffee trinkt«, bemerkt der Stuhlinger in einem Ton, der der Berta überhaupt nicht schmeckt.
    »Es geht gar nicht um den Kaffee. Sondern um das, was er in den Eimer geworfen hat.«
    »Ein Papiertaschentuch vielleicht?«
    So was sollte ein guter Ermittler nie sagen. Jetzt ist die Berta richtig sauer: »Es war was Grünes ! Also, wenn es Sie gar nicht interessiert, ich kann’s auch für mich behalten.«
    Da denkt der Stuhlinger an seine eigenen Worte: Manchmal erweisen sich gerade kleine Details als entscheidend. Man sollte Leute, die etwas loswerden wollen, nicht vor den Kopf stoßen.
    »Tut mir leid. Natürlich ist jede Information wichtig. Also, was war es?«
    »Wo keiner geschaut hat, da habe ich den Deckel von der Mülltonne aufgemacht. Und was sehe ich zuoberst liegen?« Die Berta macht eine bedeutungsvolle Pause.
    Diesmal verpasst der Stuhlinger seinen Einsatz nicht.
    »Ja, was denn?«
    »So ein Paar Arbeitshandschuhe, die Handflächen aus Leder, der Handrücken aus grünem Stoff, total verdreckt. Jetzt frag ich Sie: Wozu braucht ein Pfarrer Arbeitshandschuhe? Der muss doch bloß in der Bibel blättern! Und warum wirft er sie in einen öffentlichen Mülleimer? So, da haben Sie jetzt was zum Nachdenken.«
    »Vielen Dank«, sagt der Stuhlinger und meint es so. »Zuerst werde ich mal die Handschuhe vom Herrn Kriminalhauptmeister Wellmann aus dem Mülleimer holen lassen. Der wird sich freuen.«
    »Das braucht er nicht. Die Müllabfuhr hat sie schon geholt.«
    »Und warum haben Sie mir das nicht erzählt, bevor die Müllabfuhr sie geholt hat?«
    »Das habe ich ja«, verteidigt sich die Berta mit einer weinerlichen Stimme, »das heißt, das wollte ich. Aber Sie waren zwei Tage gar nicht da! Das hätte nichts gemacht, weil, normalerweise kommt die Müllabfuhr erst morgen. Aber wie ich vorhin heimlich noch mal reingeschaut habe in die Tonne, da war sie leer. Und dann hat mir die Bäckerin erzählt, dass sie die Müllabfuhr angerufen hat, weil sie im Hinterhof vom Metzger bei der Mülltonne die Ratten rein- und raushuschen gesehen hat. Weil der Deckel offen war. Weil die Tonne übergequollen ist. Und da sind die Müllleute dann schon heute in aller Früh gekommen und haben den Müll vom Anger auch gleich mitgenommen. Das habe ich doch nicht wissen können. Die kommen ja normalerweise nicht gerade, bloß weil einer anruft. Aber Sie kennen die Vilshoferin nicht. Die macht so lange herum, bis jeder nach ihrer Pfeife tanzt.« Bertas Stimme zittert vor Empörung. Diese Nervensäge hat ihr den großen Auftritt im Mordfall Schladerer total versaut.
    Da kann sie auch der Herr Kriminaloberkommissar mit seinem freundlichen Abschluss nicht trösten: »Ich danke Ihnen für den interessanten Hinweis. Wir werden Herrn Fontane darauf ansprechen. Ihre Beobachtung könnte sich als essenziell herausstellen, unter Umständen …«
    Jetzt übertreibt er es ein bisschen mit der Zeugenmotivierung, finde ich.
    Der Wellmann betritt die Szene auf dem gleichen Weg wie vorhin die Berta, nur etwas forscher. Er ahnt ja nicht, dass er gerade nur knapp der Aufgabe entronnen ist, in eine Mülltonne zu krabbeln. Darüber klärt ihn der Stuhlinger gleich auf, in Verbindung mit dem Auftrag, Herkunft und Verbleib der Handschuhe zu rekonstruieren. Außerdem fordert er Rechenschaft über Wellmanns Vormittagsaktivitäten.
    »Haben die Gäste der Benefizveranstaltung, bei der die Gräfin Lohberg in der Mordnacht gewesen sein will, ihre Anwesenheit bestätigt?«
    »Sie konnten sich alle erinnern, dass sie da gewesen war, aber nicht genau, von wann bis wann. An so einem Abend herrscht natürlich Jubel, Trubel, Heiterkeit. Ein Alibi, das nicht viel wert ist. Doch wir müssten erst mal das Gegenteil beweisen. Schließlich haben Sie und Frau Schultes die gestohlene Rose auch in ihrem Park nicht gefunden. Dabei hatte ich mir echte Hoffnungen gemacht. Irgendwo muss sie doch sein! Ich traue keinem der beiden Rosenliebhaber über den Weg. Vielleicht hat einer von ihnen ein Versteck ausgetüftelt, auf das wir bisher nicht gestoßen sind.«
    »Das sehe ich genauso, Wellmann. Frau Sprengers Beteuerungen bei meinem Besuch heute Morgen, sie habe ganz spontan aus eigenem Antrieb ihren Gatten durch ein falsches Alibi

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