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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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nicht ganz richtig, aber er hat für diesen Zweck gespendet, und zwar keine kleinen Beträge, das sage ich Ihnen. Da bin ich ihm sehr dankbar. So ein Barockgebäude, das ist ein Fass ohne Boden. Ich wollte ihm als Zeichen der Anerkennung mal ein Faksimile schenken, doch er hat es abgelehnt. Er war geradezu ein bisschen beleidigt. Ein Mann wie er würde sich niemals Kopien an die Wände hängen, hat er gesagt. Er sammle ausschließlich Originale. Ich habe es nicht persönlich genommen. Wir kommen nach wie vor gut miteinander aus.«
    »Haben Sie Herrn Sprenger schon einmal besucht? Kennen Sie seinen Garten?«
    »Nein, so weit geht der Kontakt dann doch nicht. Es ist eher so eine Gelegenheitsbekanntschaft.«
    »Wenn Sie im Zusammenhang mit dem Mordopfer in Ihrer Gemeinde etwas Ungewöhnliches bemerkt haben sollten, dann teilen Sie es uns bitte mit. Als Pfarrer kennen Sie ja die Dorfbewohner besonders gut.«
    »Hmm … nein, eigentlich ist in letzter Zeit alles in den gewohnten Bahnen verlaufen. Bis zu dem Mord. Schrecklich. Ich bete jeden Tag für das Seelenheil des Täters. Und für das vom Sepp natürlich, Gott hab ihn selig.«
    »Haben Sie einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«
    »Ich sehe von Berufs wegen in den Menschen vor allem das Gute, Herr Kriminaloberkommissar.«
    »Wie schön für Sie. Bei mir ist es leider genau umgekehrt. Dann wünsche ich Ihnen einen friedlichen Abend.«

Zehn
    Am Dienstag wird die Anni schon bei Morgengrauen vom Stuhlinger und seinem Kollegen abgeholt, um zuerst den Münchner Garten vom Sprenger in Bogenhausen abzusuchen und dann den seiner Villa am Starnberger See. Leider kann ich nicht mitverfolgen, was die drei dort genau anstellen, denn weiter als zwei oder drei Kilometer reicht die chemische Pflanzenkommunikation nicht. Wenn man etwas aus einer größeren Entfernung erfahren will, dann geht das nur über Zwischenstationen. Es dauert eine Ewigkeit und endet meistens wie bei der »stillen Post«.
    In der Gärtnerei herrscht den ganzen Tag gähnende Langeweile. Der Jens schlägt die Zeit mit dem Spritzen gegen Schädlinge tot, obwohl im Moment gar keine vorhanden sind. Nur ein paar harmlose Fliegen fallen von der Gewächshausdecke. Anscheinend will er seinen Frust heute lieber an Insekten abreagieren als an Pflanzen. Ich habe gewiss nichts dagegen.
    Erst spätabends biegt das Polizeiauto wieder in unseren Hof ein. Der Wellmann bringt die Anni bis an die Tür. Ihr Abschied fällt herzlicher aus, als der Weihnachtskaktus für angemessen hält. Aber wo bleibt der Stuhlinger? Haben sie den unterwegs verloren? Vielleicht in irgendeiner Hecke? Im Auto ist er jedenfalls nicht. Seltsam. Dann setzt sich der Wellmann mit einem erschöpften Seufzer wieder auf den Fahrersitz und verschwindet mit dem Dienstwagen in der Dunkelheit. Heute hat er sicher eine Menge Überstunden gemacht.
    Die Anni ist so geschafft, dass sie bis morgen gar nichts mehr von der Gärtnerei wissen will. Sie hat einen Mordshunger. In der Küche sitzt sie dem Jens schweigend gegenüber.
    »Und, hast du sie gefunden?«, fragt er nach einer Weile.
    »Di interessiert jo bloß des Geid. De Rosn is dir total wurscht«, bricht es aus der Anni heraus.
    »Also nicht.« Der Jens hält es für ratsam, die Anni allein zu lassen. Er legt sich ins Ehebett, wohin ihm seine Frau nicht folgen wird, weil sie jetzt im Bett vom Sepp schläft. Das ist ja frei geworden.
    Am Mittwoch kommt das Polizeiauto etwas früher. Die Anni sitzt noch bei ihrem Kaffee.
    »Frühstücken Sie ruhig zu Ende. Wir können warten. Eigentlich müssen wir ja dankbar sein, dass Sie Ihre Arbeit hier liegen lassen, um uns zu helfen, obwohl es ja auch in Ihrem Interesse liegt. Bis gleich. Sie wissen, wo Sie uns finden.«
    Der Wellmann und der Stuhlinger postieren sich im Rosenbeet wie zwei Vogelscheuchen, die der aufgehenden Sonne huldigen. Auch wir Pflanzen begrüßen still das Licht, das uns Leben gibt. Wenn wir doch nur auch unseren Sepp begrüßen könnten anstatt der beiden Eindringlinge.
    »Sind Sie am Starnberger See fündig geworden, Wellmann?«
    »Nach der Suche hatte ich die Haare voll von Blättern und Spinnweben und einen bleistiftlangen Riss in der Hose, von den Dreckspuren ganz zu schweigen, aber leere Hände.«
    »Nichts?«
    »Totale Fehlanzeige. Wir haben wie zuvor in Bogenhausen jeden Grashalm einzeln umgedreht. Rosen dutzendweise, bloß nicht die richtige. Ich hätte Ihnen ja noch Bescheid gesagt, aber es war schon so spät, und ich war fix und

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