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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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fertig«, entschuldigt sich der Wellmann.
    Der Stuhlinger konstatiert mit Bedauern: »Also kein Durchbruch an dieser Front. Dafür habe ich eine interessante Neuigkeit. Sie können sich doch sicher erinnern, dass uns Frau Sprenger gestern Stein und Bein geschworen hat, in den fraglichen Stunden der Mordnacht mit ihrem Mann zusammen gewesen zu sein. Wer, glauben Sie, hat kurz vor Feierabend im Revier angerufen, nachdem Sie mich dort auf dem Weg zum Starnberger See abgesetzt hatten? Na? Dieselbe Frau Sprenger. Trotz der Liebe zu ihrem Mann könne sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, die Tatsachen nicht ganz korrekt dargestellt zu haben. Wegen ihrer Schlafprobleme würde sie oft Schlaftabletten nehmen. Das sei auch am Donnerstagabend der Fall gewesen. Deshalb habe sie so fest geschlafen, dass sie über den Aufenthalt ihres Mannes eigentlich gar nichts sagen könne. Sie gehe aber davon aus, dass er das Ehebett nicht noch einmal verlassen habe.«
    Der Wellmann zieht die Augenbrauen hoch. »Na so was. Sieht ganz so aus, als ob da irgendwas faul ist. Andererseits muss es nicht bedeuten, dass der Sprenger wirklich ausgeflogen war. Wir haben die Rose nicht bei ihm gefunden. Was sollte er also in der Gärtnerei gemacht haben? Vielleicht lag er tatsächlich selig schlafend im Bett.«
    »Wir sollten der Dame einen weiteren Besuch abstatten, um den Sachverhalt zu klären. Wenn ihr Mann sie dazu angehalten hätte, ihm ein falsches Alibi zu verschaffen, würde das ein schlechtes Licht auf ihn werfen. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein. Sprenger hat Beziehungen bis nach ganz oben. Da könnten wir uns sonst ganz schön in die Nesseln setzen.«
    »Worauf Sie sich verlassen können. Der hätte nicht nur die Beziehungen, sondern auch das Geld, um uns mit seinen Anwälten so richtig die Hölle heißzumachen. Was für eine noble Bude, von außen wie von innen.«
    »Das können Sie laut sagen. Vom Boden bis zur Decke alles gepflastert mit antiken Kostbarkeiten. Ich habe wohl unbewusst große Augen gemacht, denn als Sie zu Frau Schultes in den Garten zurückkehrten, fing er gleich an zu tönen, das seien keine gewöhnlichen Antiquitäten, sondern lauter exklusive Einzelstücke, Raritäten und Originale. Jedenfalls muss ich zugeben, dass die Ausstattung ihre Wirkung auf mich nicht verfehlt hat.«
    »Ich habe Ihnen meinerseits ebenfalls eine interessante Neuigkeit mitzuteilen, und was Sie sagen, passt genau dazu. Wie Sie wissen, hat der Sprenger mir und Frau Schultes zum Starnberger See seinen Gärtner mitgeschickt. Als wir dann dort waren, roch man förmlich, dass er uns am liebsten zum Teufel gejagt hätte. Mit Argusaugen hat er uns beobachtet. Trotzdem ist es der Frau Schultes mit ihrem hübschen Augenaufschlag gelungen, ihn zu bezirzen, damit er sie kurz ins Badezimmer der Villa lässt. Auf dem Rückweg hat sie mir berichtet, dass der Flur mit alten Urkunden praktisch tapeziert ist. Sie war sich hundertprozentig sicher, einige davon schon mal beim Pfarrer auf dem Arbeitstisch gesehen zu haben. Wegen des Blumenschmucks für die Kirche ist sie ja öfter im Pfarrhaus. Die übrigen kamen ihr auch bekannt vor.«
    »Ich habe gedacht, der Sprenger sammelt nur Originale?«
    »Genau das habe ich auch gedacht. Irgendwie müssen wir an eine dieser Urkunden herankommen.«
    »Der wird den Teufel tun, uns freiwillig eine zu überlassen. Ich sehe nur eine einzige Möglichkeit: Hiermit autorisiere ich Sie dazu, den inoffiziellen Weg zu beschreiten. Vielleicht kennen Sie aus Ihrer Münchner Ausbildungszeit einen Ganoven, der Ihnen noch einen Gefallen schuldig ist? Sie haben doch mehr Großstadtluft geschnuppert als ich. Ein verlassenes Haus, weit und breit kein Nachbar … Aber es muss ein Spezialist für Alarmanlagen sein. Der Sprenger hat bestimmt eine gute, selbst in seinem Ferienhaus.«
    »Da fällt mir ganz spontan sofort jemand ein. Ich bin sozusagen verwachsen mit der Ganovenwelt, wie Sie sicher wissen.«
    »Wie soll ich das jetzt verstehen? Passt Ihnen etwas nicht, Wellmann?«
    »Schon gut. Ich übernehme das.«
    »Hervorragend. Kümmern Sie sich am besten sofort darum. Ich vertrete Sie heute bei der Gartenparty. Während ich Frau Lohberg interviewe, muss Frau Schultes eben allein suchen. Danach gehe ich ihr natürlich zur Hand, wie es sich für einen Kavalier gehört.«
    »Viel Vergnügen. Die Gräfin Lohberg soll ja einen halben Englischen Garten besitzen. Dagegen waren die Parks vom Sprenger bessere Schrebergärten. Wenigstens haben

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