Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
nicht", erwiderte Lillja.
"Danke. Wir haben noch etwas Zeit bis zum Dienstbeginn, ich werde in mein Quartier gehen." Fenric ging Richtung Tür und deutete Azarion mit einer Geste, ihm zu folgen, was dieser, nach einem Blick zu Cor, auch deutlich erleichtert tat.
Als sie alleine waren vergingen noch weitere Minuten voller Schweigen, bis Cor sich endlich aufraffte.
"Ich habe nicht nach meinen Nachrichten gesehen, sonst wäre ich zu dir gekommen."
Sie nickte und ließ sich neben ihm auf den Tisch sinken.
"Ich weiß", sagte sie leise und schloss die Augen. "Es war kein Leichtsinn, Cor. Ich wusste, dass das meine Fähigkeiten übersteigt und ich hatte Todesangst - aber ich konnte doch nicht zulassen, dass sich Azarion der Seuche aussetzt!"
"Manchmal laufen die Dinge anders, als man es geplant hat", meinte der Xhar und legte ihr die Hand auf den Rücken. Sie lehnte sich gegen ihn und war für den Moment sehr glücklich, hier einen Freund zu haben. "Fenric hat mich provoziert - ich glaube, er wollte wissen, wie weit er gehen kann."
"Und er hat es erfahren."
"Allerdings", er lachte leise und nickte.
"Womit hat er dich so weit getrieben?"
" Das ist nicht mehr wichtig. Ich schätze, die Fronten sind geklärt und letztlich werden wir einfach klarkommen müssen."
Lillja nickte und versuchte, ihre eigenen Gedanken zu ordnen . Schuld und das lähmende Gefühl der Ohnmacht vernebelten ihren Geist.
"Ich habe sie getötet", sprach sie schließlich die schlimmste Qual aus. "Drei kleine und noch vollkommen unschuldige Wesen - und ich habe sie umgebracht."
"Es war Dales Befehl, der sie getötet hat", wandte Cor sehr ernst ein. "Seine Entscheidung, seine Verantwortung. Du hast nur einen Befehl umgesetzt - du hast deinen Job gemacht."
"Meinen Job", wiederholte sie bitter und ein trauriges Lächeln kam auf ihre Züge. "Mein Job sollte ein ganz anderer sein. Mein Job sollte es nicht sein, auf unschuldige Lebewesen zu schießen."
"Das war in einem anderen Leben, Lillja." Er fuhr ihr gedankenverloren durchs Haar und sein Blick schweifte in die Leere. "In diesem Leben hast du in einem Krieg gekämpft und deinen Kameraden beschützt. Es war notwendig…"
Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie aus ihren düsteren Träumen erwachte, fand sie sich noch immer auf der Krankenstation auf einem Behandlungstisch liegend wieder. Der Xhar war noch immer bei ihr und sie lehnte an ihm. Eine einfache Decke, die sie für gewöhnlich in einem der Schränke aufbewahrte und bei Bedarf an stationär behandelte Patienten verteilte, lag über ihr und ihre Stiefel standen am Fuß der Liege.
Cors Atem ging gleichmäßig, sein Herz schlug langsam und als Lillja aufsah erkannte sie, dass sich seine Augen weit nach oben gedreht hatten, sodass kaum mehr als der weiße Augapfel zu sehen war - er schlief. Sie löste sich vorsichtig von ihm und hob den Kopf - trotz ihrer Bemühungen erwachte der Soldat. Sein Körper spannte sich in Sekundenschnelle an und seine Hand zuckte zur Hüfte, wo er gewöhnlich eine kurzläufige Waffe trug, während sein Blick schnell und aufmerksam den Raum absuchte. Schließlich entspannte er sich und senkte den Blick auf Lillja.
" Hey", sagte sie etwas verlegen und rettete sich in ein Lächeln. "Du hast einen sehr leichten Schlaf."
"Ja."
Die Situation war befremdlich.
"Im Gegensatz zu dir", vollendete er den Satz schließlich und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Eine vertraute Geste, die sich nahe an der Grenze zu dem be wegte, was sie für angemessen hielt.
"Alles in Ordnung?" Cor musterte ihr Gesicht und schien den Ausdruck zu deuten. "Ich war mir nicht sicher, ob ich dich wecken oder alleine lassen sollte. War meine Entscheidung falsch?"
"Nein, alles gut." Sie richtete sich voll auf und streckte den Rücken. Warum fühlte sie sich schuldig?
"Es ist bald Zeit fürs Frühstück", meinte sie mit einem Blick zur Uhr und streifte die Stiefel über. Cor nickte und erhob sich ebenfalls, schien für einen Moment unschlüssig, verließ die Station dann jedoch nach einem knappen "Bis später".
Nachdem die junge Frau ihre Station wieder in Ordnung gebracht hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Quartier, holte sich frische Unterkleidung und eine neue Uniform aus dem Schrank und ging zu den Waschräumen.
Eine kleine Lampe neben der Türsteuerung zeigte an, dass der Raum besetzt war, sodass Lillja einen Moment wartete und schließlich zaghaft klopfte.
Die Tür wurde von innen geöffnet und ihr
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